12.9.2020 Schmitten (Tag 102, 6’305km)

18.93km, 322hm, 1:25h, schön, 18°

Bereits um 6:30 läutete der Wecker und es war noch ziemlich finster. Dann gab es zum letzten Mal Espresso aus dem Bialettikocher und der letzte Tagebucheintrag wurde geschrieben. Gegen halb neun fuhr ich dann los via Ferenbalm, Wallenbuch, Kriechenwil nach Laupen. War ein wunderschöner Morgen und eine herrliche letzte Fahrt zum Geniessen. In Laupen hatte ich noch genügend Zeit um noch einen Cappuchino trinken zu gehen im Restaurant Knusperli beim Coop.

Letzter Eintrag ins fast volle Buch

Danach fuhr ich durch Laupen Richtung Bösingen. Als mich zig Fahrzeuge überholten und kreuzten, hatte ich jedesmal Angst, das mich jemand erkennen würde und dann möglicherweise Nici schreiben würde: „Wusste gar nicht dass er schön heute kommt?!“. Das letzte Stück hoch nach Bösingen und Fendringen war nochmals recht anstrengend.

Mein Ziel war die Kaisereggstrasse in Schmitten, das Zuhause von Sam, um dort eine Dusche zu nehmen und falls die Zeit es erlauben würde, noch ein kleines Apéro 😉 Ich wollte auf jeden Fall die Durchfahrt durchs Dorf vermeiden und fuhr via Friesenheid, kurz der Hauptstrasse entlang und bog dann in den Schotterweg Richtung Gwatt. Zum Glück spielte niemand Fussball, aber auf dem Werkhof herrschte reger Betrieb. Ich erkannte ein paar Leute, aber sie mich nicht, glaubte ich auf jeden Fall. Einzig auf Esther traf ich beim Altersheim und wir hielten ein kurzes Schwätzchen.

Schmitten

Um halb 11 kam ich bei Sam an und nach einer wohltuenenden Dusche gab es ein üppiges Apéro 🙂 Kurz vor 12 Uhr fuhren wir Richtung Coiffeursalon Häärlidiebe beim Bahnhof.

Bei Sam auf dem Balkon

Kurz nach 12 Uhr betrat ich den Salon der Häärlidiebe und die Überraschung war definitiv gelungen, als mich Nici mit grossen Augen nur sprachlos ansah, ehe wir uns überglücklich in die Arme fielen.

Eigentlich erwartete Nici eine gewisse Frau Moser auf 12 Uhr zum Haare schneiden, eine fiktive Frau mit Männerstimme, welche Käri erfand und ihre Person ziemlich glaubhaft schildern konnte. Ursprünglich war die Idee, dass ich anstelle von Frau Moser Platz nehmen würde, aber ans Haareschneiden war bei Nici zu diesem Zeitpunkt nicht zu denken.

Käri holte eine Flasche Weisswein und kurze Zeit später kamen noch meine Eltern mit dem nächsten Apéro vorbei. Auch Nicis Eltern wurden noch kurz herbeigerufen und Büür und Max kamen auch noch kurz hallo sagen, als sie das gelbe Fahrrad vor dem Salon stehen sahen.

Überraschung vollends gelungen
Nächstes Apéro
Ende gut, alles gut

Tja, das wars! Nach genau 102 Tagen und 6305 Kilometer ist meine Reise durch die Schweiz, Deutschland, Österreich, Slowakei, Tschechien, Polen, Litauen, Lettland, Estland, Schweden, Dänemark, wieder Deutschland, Holland, Belgien und Frankreich vorüber.

Ich kann mich nur glücklich schätzen, überstand ich die ganze Reise ohne Stürze, ohne Verletzungen, ohne Beschwerden und komplett ohne Krankheiten. Mir wurde auch nie was gestohlen, hatte (fast) nichts verloren und hatte absolut keine negativen Erfahrungen mit den Leuten gemacht. Zudem hatte ich nie das Bedürfnis die Reise aufzugeben und fühlte mich dank den heutigen Kommunikationsmittel auch nie wirklich einsam. In einem Sommer, indem Corona wütete, ist es auch nicht selbstverständlich sich ohne Probleme von Land zu Land über die Grenzen zu bewegen. Die positiven Eindrücke übertrafen die paar kleinen negativen bei Weitem. Auch mein Aarios Flitzer machte super mit, gab es doch lediglich 4 Platten und 1 Kettenwechsel. Ok, die Vorderbremse ist seit heute auch hinüber, aber ansonsten absolut keine Probleme.

Die Reise wird mir definitiv nur positiv in Erinnerung bleiben mit all den tollen Begegnungen, schöne Landschaften, coole Radwege und den tausenden von Einblicken in das Alltagsleben von so vielen verschiedenen Leuten. Einziger Wehrmutstropfen ist möglicherweise, dass ich mir kulturell doch mehr erhoffte, aber leider liess das Corona nicht zu. Kein Dorffest, kein Festival oder Konzert. Nichts. Das war ein bisschen schade.

Es wird oft berichtet, dass so eine Reise einem verändern würde. Habe ich mich verändert? Kein bisschen! Ausser dass ich möglicherweise ein paar Dinge in Zukunft etwas lockerer sehen werde…

Für alle die das hier jetzt lesen, morgen Samstag, 19. September zügeln Nici und ich ins schöne neue Zuhause im Zelg 1 in Ueberstorf. Ab Nachmittag gibt es gemütlich chill&grill. Wer Lust hat, darf gerne vorbeischauen. Für Getränke ist gesorgt, einfach was für den Grill selber mitbringen 😉