9.9.2020 Belfort F (Tag 99, 6’130km)

100.40km, 1’140hm, 7:20h, schön, 23°

Tag 99! Die 100 und somit mein ursprüngliches Ziel in greifbarer Nähe. Als ich erwachte, packte ich gleich alles sofort zusammen und fuhr noch vor 9 Uhr los ohne Kaffee und Tagebuch. Wollte etwas Zeit einsparen, denn auf dem Programm war möglicherweise der Col du Ballon d’Alsace, ein Pass über die Vogesen. War zu diesem Zeitpunkt allerdings unsicher, ob ich den fahren würde.

Verpasst ein Foto vom Zeltcamp zu machen, schon wieder abreisebereit

Gegen Mittag fand ich dann endlich ein Café in Remiremont wo ich auch mein Tagebuch nachführte. Nach 27km war Remiremont bereits auch schon mein offizielles Tagesziel, welches ich auf Google Maps eintragen würde. Leider habe ich es verpasst, an einem Hotel vorbeizufahren, in welchem ich vorgeben würde zu übernachten.

Die Route führte weiter den schönen Velowegen La Voie Verte nach, ein sehr gut ausgebautes französisches Fahrradnetz. Ich kam dann dem Ursprung der Moselle immer näher und die Steigung nahm Richtung Saint-Maurice-sur-Moselle auch merklich zu. Das Wetter war wieder einmal hammermässig schön und fast kein Wind. Fast etwas zu warm, aber ja nicht anfangen zu jammern 😉

Sehr gutes Velonetz in dieser Gegend

Ich war bereits um halb 3 in Saint-Maurice-sur-Moselle und fühlte mich noch topfit. Hatte immerhin schon 60km und fast 500 Höhenmeter hinter mir. Da wusste ich, dass ich den Pass fahren würde und danach möglicherweise auch noch bis Belfort runter, denn da würde es bestimmt ein paar Hotels geben. Wären dann aber über 100 Kilometer total und das mit diesen vielen Höhenmetern.

Normalerweise ist die Skala für die Höhe pro Häuschen auf 50m eingestellt, nicht 200m.
Start des Passes in Saint-Maurice-sur-Moselle

Gegen 15 Uhr nahm ich dann den Ballon d’Alsace in Angriff. Über 600 Höhenmeter auf 9km verteilt mit einer durchschnittlichen Steigung von 7%. Die Steigung empfand ich als ideal und konnte diese meistens gemütlich im 3. Gang fahren. Ich kam dann viel besser voran als gedacht.

schöner Blick auf Saint-Maurice-sur-Moselle
Yes! „Nur“ noch 483 Höhenmeter

War auch schön zu sehen, wieviele andere Radfahrer und Autofahrer dich anfeuerten oder einfach nur den Daumen hochhielten, das motivierte doch zusätzlich. Zudem war ich froh, dass doch ab und zu mal der Weg durch die Wälder führte und etwas Schatten spendete. Die Sonne heizte doch ziemlich ein und die Temperatur betrug anfangs des Passes fast 30°.

Gegen den Schluss wurde es doch etwas hart und ich verspürte, zum ersten Mal überhaupt, einen kleinen Schmerz im rechten Knie. Aber nach gut 1:45h hochfahren, kam ich ziemlich happy auf dem Pass auf 1’165m.ü.M an.

Geschafft!

Dann der Schock, Restaurant geschlossen! Darf doch nicht war sein! Selten freute ich mich so sehr auf ein kühles Bierchen 😉 Als ich mich mit den Tatsachen vereinbarte und ich mich für die lange Talfahrt vorbereitete, sah ich das 2. Restaurant um die Ecke und konnte mir doch noch ein wohlverdientes Bierchen gönnen.

Ein Tourist bot mir an ein Foto zu machen. Wenn es sein muss…
Extrem verdientes Bierchen

Dann kam die wunderschöne lange Abfahrt Richtung Belfort. Die machte extrem viel Spass und ich bretterte mit Vollgas die kurvenreiche Strecke ins Tal hinunter. Die Passstrasse war zum Glück nicht so stark befahren. Die Töff- und Radrennfahrer hatten jedenfalls etwas Mühe mich zu überholen 😉

Zitadelle Belfort

In Belfort plante ich den Weg zum Hotel ausnahmsweise mit dem Garmin Navi und war über die gewählte Route von Garmin extrem genervt. War wohl zwar die kürzeste Strecke, aber es ging wieder viel hoch und runter und ich hatte nach fast 100 Kilometer und über 1000 Höhenmeter absolut keine Lust mehr Steigungen zu fahren. Aber irgendwann kam ich dann trotzdem noch am Hotel an und war happy diese erneute Königsetappe geschafft zu haben. 100 Kilometer mit 1’140 Höhenmeter mit einem 42kg-Velo, dass muss man erst mal hinkriegen 🙂

B&B Hotel in Belfort

Am Abend verbrachte ich noch (zu)viel Zeit mit dem Manipulieren der GPS-Daten. Zeitstempel mussten angepasst werden und ein Teil vom Vortrag mit einem Teil von heute zusammen geschnitten werden. Und das schwierigste war einen Editor zu finden, bei dem ich easy neue Wegpunkte einzeichnen konnte mit entsprechenden Zeitstempeln. In Remiremont musste ich ein paar Punkte einzeichnen zu einem Hotel und in Épinal musste ich den Weg zum Camping ausschneiden. Ziemlich aufwendig. Ich hoffte doch sehr, dass sich der Aufwand lohnen würde.

In den Telefonaten mit Nici musste ich zudem extrem aufpassen, keine Fehler zu machen und durfte nichts von der Königsetappe erzählen, sondern nur, wie easy der Tag eigentlich war mit nicht allzuvielen Steigungen 😉 Bis nach Belfort hatte ich nun schon 60 Kilometer rausgemogelt und am nächsten Tag würde ich inoffiziell bereits die Schweiz erreichen, aber offiziell wohl erst in Belfort landen.