28.8.2020 Lingen D (Tag 87, 5’269km)

120.31km, 298hm, 7:56h, bedeck mit kurzen regengüssen, leichter gegenwind, 17°

Ich verliess das Hotel bereits vor 9 Uhr und war hoch motiviert zu fahren und fuhr bis am Mittag fast pausenlos durch. Temperatur und Wetter waren wieder ideal, wenn auch leichter Gegenwind. Ich fuhr durch Wildeshausen und Cloppenburg. Um 12 Uhr hatte ich bereits 40km, um 13 Uhr 50km. Wenn das so weitergeht…

Noch nie gesehen vorher, für jedes Hotelzimmer ein abschliessbares Fach. Sehr kühl!
Kategorie jöö, für meine jüngsten Fans 😉
Bushaltestellen sind die besten Unterschlüpfe für kurze Pausen
Cloppenburg

Um halb 4 und nach 78km war ich bereits in Löningen, dem vermeintlichen Tagesziel. Aber ich war immer noch hoch motiviert weiter zu fahren, gibt so Tage. Also ging ich in ein Café und schrieb noch ein paar Postkarten, welche ich zig Wochen vorher in Polen gekauft habe. Die Briefmarken dazu kaufte ich in Hamburg und da ich schon sehr nahe an die Grenze zu Holland kam, war ich gezwungen diese endlich auch zu schreiben und abzuschicken.

Kaffee- und Postkartenpause

Vor Haselünne nach genau 100km checkte ich nochmals das Wetter, wollte eigentlich wild campen. Aber dann sahen die Prognosen doch wieder eher düster aus für den Abend und die Nacht. Fand dann eine geeignete Bleibe, diese befand sich aber nochmals 20km weiter. War mir aber egal, denn das Fahren war so easy an dem Tag, hätte noch ewigs weiterfahren können.

In Lingen fand ich ein Zimmer eines Privatanbieters. War eine 6.5-Zimmer-Wohnung umgebaut als „Hotel“ mit 5 Zimmern mit Gemeinschafsbad. Bei immer mehr Unterkünften gibt es auch keine Rezeption mehr, nur Schlüsselboxen und Kontakt nur via SMS oder Telefon. War auch bei diesem hier so, klappte aber alles wunderbar. Und dann begann es auch gleich zu regnen.

Ohne zu übertreiben, das war ein easy 120erli und das noch bei leichtem Gegenwind den ganzen Tag. Tja, etwas Kondition ist da wohl schon zusammengekommen die letzten Wochen und Monate 😉

27.8.2020 Stuhr D (Tag 86, 5’149km)

72.51km, 233hm, 5:04h, bedeckt, kürze regengüsse, wenig gegenwind, 16°

Bereits am Vorabend bekam ich einen Gutschein fürs Frühstück, denn dieses gab es bei der Bäckerei gleich gegenüber. Solche Zusammenarbeiten finde ich super sinnvoll. Bäckerei hat sowieso offen und Hotel müsste extra Frühstück zubereiten für die paar Gäste.

Hotel Restaurant Mylos in Sittensen
Super Morgenessen in der Bäckerei

War wieder ein sehr angenehmer Tag zum Fahrradfahren. Nur sehr kurze Regengüsse, Gegenwind war erträglich und ideale Temperatur zum Fahren. Es ging auch den ganzen Tag nur Velowegen entlang, wenn auch häufig gleich neben der Hauptstrasse. Aber die Wege gingen auch durch Wälder und entlang kleinen Flüssen. Via Zeven, Tarmstedt, Grasberg und Lilienthal kam ich dann nach Bremen. Bremen habe ich allerdings nur angeschnitten, fand keine geeignete Unterkunft. Wollte wieder drinnen schlafen, das Wetter ist einfach zu unbeständig diese Tage.

Geil!
Bei dem Wetter ist Kaffee viel höher im Kurs als Bier

Ich überquerte dann die Weser und der Weg folgte noch ein wenig der Weser und dem Werdersee bis ich Bremen schon wieder verliess und ein Hotel in Stuhr, ein Vorort von Bremen, aufsuchte.

Bremen
Schöner Radweg entlang dem Werdersee
Weser-Stadion (für die Fussballbanausen: Stadion von Werder Bremen)

Das Hotel eröffnete erst diese Woche und das merkte man. War noch eine halbe Baustelle und ich konnte meine Store nicht runterlassen. Zudem klappte die automatische Zahlung nicht bei Booking. Aber ich verzieh es ihnen, wegen Corona gab es extreme Verzögerungen, die wollten schon seit Monaten eröffnen. Und die Store war überhaupt kein Problem, ich schlief wie ein Stein.

War wieder ein ziemlich normaler „Arbeitstag“ im Bundesland Niedersachsen und der Weg führt mich weiter nach Südwesten Richtung Holland.

26.8.2020 Sittensen D (Tag 85, 5’077km)

59.18km, 298hm, 4:46h, sturm und regen, 12°

Wie jeden Morgen ging es zuerst wieder in die Bäckerei „Junge“, wo kurze Zeit später Peter und Fiete auch noch zu uns stiessen.

Allmorgentliches Ritual mit Peter und Fiete
Die Bäckerei „Junge“

Gegen 11 Uhr verabschiedete ich mich von Andi. Das war definitiv nicht das letzte Mal dass wir uns gesehen haben, da bin ich mir sicher. Das waren unglaublich coole Tage in Hamburg zusammen mit Andi. Danke dir nochmals, alter Mann! 😉 Dieser Spruch gibt zwar wieder einen Eintrag in Andis Schwarzbuch, aber was solls…

Dann galt es ernst, ich fuhr weiter, obwohl die Prognosen nicht schlechter hätten sein können. Sturmtief „Kirsten“ wütete über Deutschland an diesem Tag. Aber ich wollte trotzdem fahren, plante aber eine etwas kürzere Strecke.

Gab schon bessere Prognosen

Nach ein paar Kilometer durch die Stadt kam ich an den Hafen zum Linienschiff um die Elbe zu überqueren. Ich erwischte nicht die Fähre, welche mein Navi plante, war mir aber egal, hauptsache über die Elbe. Zu diesem Zeitpunkt war der Regen und Wind noch einigermassen erträglich.

Fähre über die Elbe

Nach dem Neuprogrammieren der Route fuhr ich südwestlich Richtung Bremen. Dann schüttete es immer heftiger und auch der Wind nahm stetig zu. Natürlich kam der Wind aus Südwesten. Allerdings habe ich mich auf noch stärkeren Wind eingestellt.

Irgendwo unterwegs kreuzte ich einen anderen Tourenfahrer in kurzer Hose und Flipflops auf einem Fahrrad mit geschätzten 20 Zoll Reifen und er riet mir davon ab, auf dieser Strecke weiterzufahren. Er hätte ca. 1km schieben müssen, da mühsamer Pflastersteinweg. Mein Fahrrad bekundete keinerlei Probleme über die Pflastersteine. Der sollte sich besser mal ein anständiges Fahrrad zulegen.

Aber diesmal war ich bis auf die Knochen durchnässt. Bei diesem starken Regen ist es nur eine Frage der Zeit bis man selbst mit der besten Regenmontur komplett durchnässt wird. Ich fuhr praktisch ohne Pausen, war zu kalt um einfach stehen zu bleiben und eine grössere Pause kam nicht in Frage, viel zu mühsam mit Kleider wechseln und so.

Kurz nach 17 Uhr kam ich beim geplanten Hotel Mylos in Sittensen an. Glücklicherweise verfügte das Hotel auch noch über ein griechisches Restaurant wo ich mich nach einer herrlichen Dusche verköstigte. Wie bei den Griechen üblich, gab es auch noch gleich ein Ouzo.

Souvlaki, lecker Schweinsfilet-Spiesschen mit Zaziki

Das war regentechnisch der übelste Tag bisher und toppte selbst den Regen in Wien und in Ulm. Glücklicherweise blies der Wind aber nicht ganz so heftig, ursprünglich meldete es Orkanböen, welche dann aber ausblieben, denn das Zentrum des Tiefs befand sich südlicher.

25.8.2020 Hamburg D (Tag 84)

Ich entschied mich noch einen Tag länger zu bleiben, da jeden Dienstag Abend der Grillabend mit seinen Jungs stattfindet und den dürfe ich mir auf keinen Fall entgehen lassen.

Morgens ging es erstmal in die Bäckerei „Junge“ zum Frühstücken. Eines der Stammlokale von Andi, wo wir auch auf Reinhard, Fiete und Peter trafen und ein paar nette Schwätzchen abhielten.

Bäckerei „Junge“
Reinhard ist grosser „Stiller Has“-Fan, Peter ist Ex-Kampfjetpilot, und Fiete? Was macht eigentlich Fiete?

Nachher ging es direkt zu Fuss auf Sightseeing-Tour. Rotherbaum liegt sehr zentral und die Innenstadt ist rasch zu erreichen. Fast zu jedem Gebäude wusste Andi so Einiges zu erzählen. Es scheint als würde er niemals etwas vergessen. Besserer Touri-Führer ist schwierig zu finden.

Binnenalster
Hamburger Rathaus
Telemichel (Heinrich-Hertz-Turm)
Flanierwetter
Vor dem Eingang seiner Wohnung

Übrigens könnte Andi locker ein Museum eröffnen. Er sammelt so einiges an Gegenstände aus der ganzen Welt. Seine Lieblings-Sammelobjekte sind Masken jenster Art, aber auch Bilder, Figuren, Schatulen und vieles mehr.

Er könnte ein Museum eröffnen

Am späteren Nachmittag fuhren wir dann mit dem Velo zum Schrebergarten von Freudi zum Grillen. Dieser Abend findet anscheinend jeden Dienstag statt, ob Sommer oder Winter! Freudi drückte mir zuerst mal eine Kubanische in die Finger und reparierte dann die Aufhängung des Lowriders von meinem Fahrrad. Toller Service!

War ein super netter Abend mit Freudi, Gortschi, Hilli, Krebsi, Achim und natürlich Andi. Was hätte ich alles verpasst, hätte ich einen Bogen um Hamburg gemacht. Die Batterien sind auf jeden Fall wieder voll aufgeladen und ich bin topmotiviert weiterzufahren, auch wenn die Wetterprognosen doch arg schlecht waren mit dem heranbrausendem Sturmtief „Kirsten“.

24.8.2020 Hamburg D (Tag 83, 5’017km)

17.10km, 68hm, 1:26h, teilweise regen, 15°

Ich verliess das Hotel erst gegen 11 Uhr und plante noch eine Route durch die Stadt, bevor ich zu Andi nach Rotherbaum ging. Die Route führte durch den Elbtunnel, dann entlang dem endlos grossen Hafen und über die Elbbrücke wieder zurück in die Stadt.

Auch im Elbtunnel herscht Maskenpflicht
Elbphilharmonie im Hintergrund
Neue Elbbrücke
Kurze Zeit später regnete es ziemlich stark

Bei strömendem Regen kam ich dann um 15 Uhr bei Andi in der Altbauwohnung an. Er lebt seit 43 Jahren in diesem 1907 gebauten Haus im Gebiet Rotherbaum. Die Gegend ist sehr belebt und von zahlreichen Restaurants und Cafés umgeben. Zur Begrüssung gab es natürlich zuerst mal ein Bierchen.

…sein Typ wird schon wieder verlangt…

Den restlichen Tag verbrachten wir mit Café-Besuch, Antarktis-Fotoshow und mit Nachtessen in einem naheliegenden Thai-Restaurant.

Aus der Antarktis-Expedition
Der Mann kann fast alles

Wirklich toll klappte dies mit dem Besuch doch noch. Ich musste in seinem Schlafzimmer übernachten und der alte Mann begnügte sich mit dem Sofa. Er meinte, dass eine Klage sinnlos wäre, den gegen einen ehemaligen Rechtsanwalt mit eigener Kanzlei ist jeder Widerstand zwecklos.

23.8.2020 St.Pauli D (Tag 82, 5’000km)

54.56km, 154hm, 4:11h, bedeckt mit leichtem regen, nerviger gegewind, 18°

Bis hierher war ich ja immer noch auf dem Weg nach Hamburg, in der Hoffung, eventuell Andi zu treffen. Ich kommunizierte mit ihm, wann genau er denn Zuhause wäre. Er würde am Nachmittag in Hamburg ankommen und könnte mich dann am nächsten Tag in Empfang nehmen. Hmm, erst am nächsten Tag, da „verliere“ ich wieder einen ganzen Tag. Er kam ja bereits am 15. August am Nordkapp an und danach nahm er die 4-tägige Schifffahrt mit Hurtigruten nach Bergen, danach Zugfahrt nach Oslo, dann Fähre nach Kiel und danach wieder mit dem Zug nach Hamburg. Ich studierte ziemlich lange was ich soll, entschied ich dann aber Richtung Westen zu ziehen. Wäre möglicherweise etwas zu stressig da noch 2-3 Tage in Hamburg zu verbringen, da ich noch durch ganz Holland fahren wollte. Zudem hatte ich irgendwie keinen Bock auf Grossstadt. Ich plante auf Komoot ein Route Richtung Bremerhaven und fuhr los.

Da fuhr ich noch in westlicher Richtung

Es ging mir aber nicht aus dem Kopf, dass es doch noch cool wäre Andi nochmals zu treffen. Und nach ca. 9 Kilometer änderte ich meine Meinung, brach die aktuelle Tour ab und plante eine Neue bis nach Hamburg.

Sehr schöner Fahrradweg

Ich fuhr dann in gemächlichem Tempo Richtung Hamburg, waren ja nur noch gut 40 Kilometer und Wetter blieb bisweilen trocken.

Mal ein Hotel buchen
Gedenken an die 10 Opfer von Hanau am 19. Februar 2020

Gegen 17 Uhr kam ich beim Hotel Heimat St.Pauli an, welches ich 1 Stunde vorher aussuchte. Vom Preis her waren die Hotels in der Nähe der Reeperbahn einfach die Günstigsten und da noch das Champions League-Finale stattfinden würde an diesem Abend und ich am Kiez wohl am ehesten eine geeignte Bar mit Live-Sport finden würde, liess ich mich da nieder. Der Tacho zeigte 4’997km. Hmm, das geht irgendwie gar nicht, mindestens 3 Kilometer müssen noch her. Also fuhr ich nochmals los und fuhr Richtung Hafen. Es regnete zwar ein bisschen, war mir aber egal.

Hotel Heimat St.Pauli
Endloser Hafen von Hamburg
Na das ist doch ein tolles Plätzchen!

Nach kurzer Fahrt den Hafen runter und bisschen durch den Kiez kam ich dann doch noch auf die magische Marke von 5’000 Kilometer. Das hört sich doch schon nach einer schönen Summe an 🙂

Kiez, Gebiet rund um die Reeperbahn in Hamburg
Schon wieder Tausend mehr?!

Ich checkte im Hotel ein und gegen 8 Uhr lief ich im Kiez bisschen durch die Gassen bis ich eine geeignte sympatische Bar gleich um die Ecke vom Hotel fand. Waren ausschliesslich einheimische Hamburger darin und die waren alle für die Bayern. War zuerst ein bisschen überrascht, aber wenn z.B. Basel international spielt, sind auch alle Schweizer für Basel und dasselbe gilt hier für die Deutschen. Ich war der Einzige der heimlich für PSG mitfieberte.

Nähe Reeperbahn war Preis/Leistung der Hotels einfach am Besten
Astra, was sonst in Hamburg!

Leider gewannen wieder einmal die Falschen (für die Fussballbanausen: Bayern München gewann mit 1:0 gegen Paris St-Germain die Champions League 2020) und blieb dann noch ein wenig in der Bar hangen und trank noch ein zwei Bierchen mit den alten Hansen.

22.8.2020 Bad Bramstedt D (Tag 81, 4’946km)

66.92km, 330hm, 4:47h, bedeckt und windig, 21°

Das war mal ein ziemlich erreignisloser Tag, gibt nicht viel zu erzählen. Am Morgen stand ich vor 8 Uhr auf und packte gleich alles zusammen, war ziemlich frisch diesen Morgen zudem unklar, wann genau es wieder regnen könnte. Als ich losfuhr löste sich die linke vordere Lowrider-Tasche von der Aufhängung und ich suchte ca. 10 Minuten nach der Schraube. Natürlich ein hoffnungsloses Unterfangen eine schwarze Schraube auf dem Waldboden zu finden. Konnte es dann aber mit Kabelbinder notdürftig flicken. Zur Not würde dies auch bis Zuhause halten.

Rendsburg

Die Laune war wieder besser, aber nur bis zum Kaffeautomaten beim Eingang vor einem Lidl. Ich wollte einen Cappucchino, warf 1€ rein, wählte auf dem riesigen Touchscreen den Cappuchino und dann stand da non-stop man solle jetzt den Becher drunterhalten! Hallo, hab doch keinen zur Hand?! Drückte auf Abbrechen und drückte dann den Knopf für die Geldrückgabe. Funktionierte auch nach dem 10. Mal drücken nicht, passiert einfach nichts. Dann war ich so sauer, dass ich mit der Faust auf den Bildschirm haute. Dabei betätigte ich irgendeine Taste und dann kam sofort ein Becher raus mit heisser Schokolade mit Vanillegeschmack. Wollte doch Kaffee! Ironie der Geschichte, 5 Minuten vorher hatte ich eine eiskalte Müllermilch mit Vanillegeschmack gekauft im Lidl…

Das Highlight des Tages war wohl der Fussgängertunnel in Rendsburg unter dem Nord-Ostsee-Kanal.

Tja, das war das Tageshighlight 😉

Ich machte wenig Pause an diesem Tag und spulte die Kilometer nur so runter, obwohl ich die ganze Zeit Gegenwind hatte. Und um 16 Uhr war ich in Bad Bremstedt wo ich nach langer Zeit wieder einmal ein Hotel aufsuchte. Das Letzte war glaube ich in Kopenhagen. Dann kam der Regen und dann wusste ich, wieso ich mich beeilt habe.

Hotel Freese in Bad Bramstedt

21.8.2020 Holzbunge D (Tag 80, 4’871km)

58.10km, 345hm, 4:31h, zuerst regen mit viel wind, später schön, 25°

Leslie machte zum Frühstück ein sehr leckeres Birchermüesli! Dann noch 1-2 von dem Kaffee aus der Siebträgermaschine mit etwas Kardamon. So ein leckeren Kaffee hatte ich schon lange nicht mehr getrunken. Ich fuhr dann erst gegen halb 12 los und Leslie gab mir noch Proviant für den ganzen Tag mit. Käsekuchen vom Vorabend, Zwetschgen-Kreusel-Dessert mit Sahne und Sandwiches mit Butter, Salz, Pfeffer, Basilikum und Käse. Danke Leslie, hat alles super geschmeckt!

Sorry Leslie, war mein einziges Foto! Perfekter Kaffee aus der deutschen Siebträgermaschine
Leslie & Haralds Sohn, Nils Wesch, war Kitesurf-Profi

Zum Glück hat der Regen aufgehört, als ich losfuhr, aber der Wind blies mir voll ins Gesicht. Ich fuhr einfach mal in südliche Richtung. Hatte mal Rendsburg im Navi eingetippt, wären ca. 65km. Ab und zu regnete es dann auch, war aber nicht so schlimm. Regenjacke brauchte ich auf jeden Fall nicht, wäre auch zu warm gewesen dafür.

Auch in Schleswig-Holstein gibt es viele Flachsdächer
Ungefähr die 478gste Fähre in Missunde
Die Häärlidiebe werden sich freuen 😉

Am Nachmittag wurde das Wetter im besser aber die Laune wurde immer schlechter. Konnte nicht mal sagen wieso eigentlich. War ziemlich demotiviert weiter zu fahren, am liebsten hätte ich Zelt irgendwo aufgestellt und direkt schlafen gegangen. Wohl bisschen den Koller nach den tollen Tagen in Dänemark, auch war hier das Fahren eher langweilig von Dorf zu Dorf. Und immer dieser SCHEISS GEGENWIND! An den konnte ich mich bisher immer noch nicht gewöhnen.

…doch noch Wildschweine gesichtet…

Ich fuhr dann 10km vor Rendsburg irgendwo in den Wald stellte mein Zelt auf. Die Wetterprognosen waren eher zwiespältig, hatte aber keinen Bock mehr nur noch einen Meter weiter zu fahren.

Suche jöö!

Ich kabelte noch mit Nici und wollte früh schlafen gehen, aber die Gewitter, welche über mich zogen, hielten mich bis 23 Uhr wach. Danach blieb es aber zum Glück trocken.

20.8.2020 Voldewraa D (Tag 79, 4’821km)

68.02km, 508hm, 5:08h, bedeckt, 20°

Der 2. Tag in Folge wo ich vom Wecker erwachte. Ich packte sofort alles zusammen, Kaffee musste warten bis auf der Fähre.

Nettes Buchencamp
Hafen von Søby

Nach der gemütlichen einstündigen Fahrt nach Fynshav aufs Festland von Dänemark, mit Kaffee und Tagebuch schreiben, ging es los Richtung Sonderborg. Aber bereits nach ein paar Minuten merkte ich, dass ich Luft verliere beim hinteren Reifen. Na toll, schon wieder, kann aber kein Zufall sein! Da die Luft nur langsam verloren ging, pumpte ich nochmals auf um ein geeignetes Plätzchen zum Reparieren zu suchen. Bei einem Supermarkt musste ich zuerst den Schlauch vom Vortag flicken, hatte ich natürlich noch nicht gemacht. Ich überprüfte dann den Reifen und fand einen Dorn in der Innenseite des Reifens. Aussenseite hatte ich geprüft, aber man lernt immer etwas dazu.

Nicht schon wieder!
Scheiss Dorne!

Es sah den ganzen Tag immer wieder nach Regen aus, aber bis auf ganz feinen Regen blieb es zum Glück trocken. Trotz der relative hügeligen Gegend kam ich gut voran und nach der Stadt Sonderborg kam dann bald einmal die Grenze. Ich überquerte die Grenze auf einem Fussweg bei Velofahrverbot und von der dänischen Polizei gesperrte Brücke. Da ich nicht wusste wieso man da nicht überqueren sollte, ignorierte ich die Verbote und war 75 Tage nachdem ich in Schaffhausen über die Grenze ging, wieder in Deutschland! War irgendwie komisches Gefühl, kann es aber nicht beschreiben.

Sonderburg
Gesperrte Grenze

In Flensburg machte ich erst mal Kaffee(!)pause bevor ich die letzten 20 Kilometer in Angriff nahm. Das Flensburger Pilsener musste warten.

Flensburg

Tagesziel war Volderwraa bei Husby. Da wollte ich Leslie besuchen, eine Kollegin von Aline. Sie wohnt zusammen mit Ihrem Mann Harald in einem schönen Einfamilienhaus in Voldewraa auf dem Lande. Harald ist Pilot und war an diesem Abend nicht zuhause, er war irgendwo am Rumfliegen. Ich wurde herzlich empfangen und genoss ein Rundum-Voll-Service inkl. Wäsche waschen, Bierli trinken, lecker Nachtessen, Dessert und Kaffee. War ein sehr netter Abend. Unglaublich wie einem wildfremde Leute immer wieder verwöhnen.

Voldewraa, mein Tagesziel
Hübsches Haus

19.8.2020 Søby (Insel Ærø) DK (Tag 78, 4’753km)

50.00km, 309hm, 3:48h, schön, 27°

Da mein einziges Ziel für den Tag den etwa 15 Kilometer entfernten Hafen von Søby war, schlief ich ziemlich lange und fuhr erst gegen 11 Uhr los von Ærøskøbing um auf Erkundungstour zu gehen. Ich hatte mir auch überlegt die Insel bereits am Abend zu verlassen, aber die Fähren waren alle ausgebucht. Aber dies wohl nur aufgrund, dass viele Touristen zig Reservationen lösten für verschiedene Fähren, da sie nicht genau wussten, wann sie die Insel verlassen wollen und dies momentan ja kostenlos war. Scheiss Ego-Touris.

Ich fuhr mal zum nördöstlichsten Punkt und da merkte ich, dass es möglicherweise doch mehr Kilometer geben wird, als gedacht. Zudem war es ziemlich heiss. Aber wunderschön!

Nordöstlicher Zipfel von Ærø
Immer wieder schöne Strände

Es gab aber entlang des Weges immer wieder Möglichkeiten für einen Sprung ins Meer.

Verwandte der Freiburger Kühe?

Vom Fahren her habe ich mir den Tag sicherlich etwas lockerer vorgestellt. Quer über die Insel war es auch ziemlich hügelig mit sandigen Abschnitten und immer noch heiss und kurz vor dem Ziel, es waren noch ca. 5km bis Søby, einen Platten, diesmal hinten. Den konnte ich gar nicht gebrauchen, hatte ziemlich hunger und freute ich mich doch auf ein leckeres Nachtessen in Søby.

Wechselte den Schlauch und fuhr dann zur einzigen geöffneten Beiz und genoss eine sehr leckere Pizza. Danach fuhr ich in Richtung Camping, hatte keine Lust mehr ein wild camp zu suchen. Aber kurz vor dem Camping verlief ein kleiner Wanderweg in einen Wald. Als ich dem folgte, wusste ich, dass ich es nicht mehr bis zum Campingplatz schaffen würde und fand ein schönes Plätzchen im Wald. Wollte sowieso nur noch mit Nici kabeln und danach schlafen gehen. Und schon wieder Wecker stellen, die reservierte Fähre würde um 8:30 nach Fynshav fahren.

Das war auch bereits der letzte Abend in Dänemark! Ich kann wohl jetzt schon sagen, dass Dänemark als absolutes Highlight in Erinnerung bleiben wird. Kann ich nur wärmstens empfehlen. Ok, hatte auch nur perfektes Wetter, aber trotzdem. Irgendwie hört man Dänemark als mögliches Reiseland sehr selten in der Schweiz, völlig unverständlich. Die Dänen sind zudem sehr freundlich und mit allen kann man sich bestens in englisch unterhalten. Einziges Manko, es ist ziemlich teuer, aber das ist die Schweiz auch 😉