29.6.2020 Cieszanowice PL (Tag 27, 1’497km)

53.36km, 371hm, 3:31h, bedeckt, fast windstill, 17°

Ich musste lange warten bis der Regen aufhörte. Die Prognosen sagten, dass es am Nachmittag mal aufhören sollte. Den ganzen Morgen und frühen Nachmittag regnete und regnete es unaufhörlich. Ich nutzte die Zeit um einkaufen zu gehen, noch die letzten Kronen vernichten (hab ich nicht geschafft). Dann durfte ich mich noch im Aufenthaltsraum des Hotels aufhalten, wo ich noch ein wenig bloggte. Dann um ca. 14:30 fuhr ich trotzdem mal los. Es regnete zwar noch ein bisschen, aber dies war dann auch nur von kurzer Dauer und den Rest des Tages blieb es tatsächlich trocken. Gut so.

Schlecht-Wetter-Programm

Der Weg führte mich laut meinem Navi noch ein Weilchen der Grenze nach. Ich machte dann einen kurzen Halt an einer Velo-Raststätte und sah per Zufall dass ich wohl gerade die Grenze überschritten hatte! Nichts, aber auch gar nichts hat darauf hingewiesen, dass ich in Polen bin. Die Tschechen geben sich da schon mehr Mühe.

Nein, gehe nicht nach Tschechien, komme von da! Auf der anderen Seite: nichts…
Erstes Dorf in Polen. Sieht man gut am durchgestrichenen L.

Ich googelte dann gleich für einen Geldautomaten und fand diesen dann im nächst grösseren Städtchen Otmuchów.

Dieser Fehler ohne cash passiert mir nicht noch einmal!

Dann blieb noch die Frage bis wohin fahren? Und vorallem, wo übernachten? Wetter sah gut aus und ich hatte keine Lust auf Hotelsuche zu gehen. Deshalb ging ich noch gleich in den nächsten Supermarkt. Beim Supermarkt waren dann noch ein paar Obdachlose (sahen zumindest so aus) am Bier trinken und ich hatte effektiv ein wenig ein mulmiges Gefühl mein Velo samt den Taschen draussen stehen zu lassen. Ich tat es dann trotzdem, beeilte mich dann aber ein bisschen. Eigentlich wirklich doof dass sich gewisse Vorurteile einfach nicht so leicht abstreifen lassen.

Otmuchów in Polen

Ich fuhr dann noch bis ca. halb neun und dann bog ich einfach mal bei einem Feldweg ab und fand ein enstsprechendes Plätzchen im Wald. Aber kaum als ich vom Velo abstieg belagerten mich die Mücken in Schwärmen! Mist, dachte sofort, ich muss weiter. Aber es war schon fast neun und ich hatte keine Lust noch weiterzusuchen. Zudem wird es bei einem anderen Platz mückentechnisch wohl auch nicht anders aussehen. Also sofort lange Klamotten inkl. Hoodie und Hut und Moskitospray. Dann gings einigermassen, verkroch mich dann trotzdem bei Zeiten ins Zelt. Bei Sonnenuntergang sind die Biester einfach so was von aggressiv.

Bis dahin ging es eigentlich noch gut mit lästigen Viechern, fing wirklich erst in Polen an mit den Mücken. Wohl eher Zufall. Ausser die blöden Zecken, die gab es überall und musste bisher schon 6x einen aus der Haut rauspicken.

wild camp mit Mückenplage

Am nächsten Tag soll es dann bis nach Wrocław (Breslau) gehen.

28.6.2020 Jeseník CZ (Tag 26, 1’444km)

25.72km, 305hm, 2:03h, schön, 26°

Ich liess den Tag sehr gemächlich angehen und war überhaupt nicht in Eile. Zudem wollte ich warten, bis das Zelt komplett trocken ist. Wunderschöne Stimmung und Wetter an diesem Morgen. Aber auch sehr viele Wanderer, es war ja Sonntag und mein Camp direkt auf einem Wanderweg. Diesmal sprachen mich doch viele Leute an und ich unterhielt mich bestimmt mit einem halben Duzend, entweder in englisch oder auf deutsch.

wild camp #5 oder so
Kaffee alle 🙁 aber hab ja noch welchen! 😀
Ohne Käffchen geht gar nichts…

Ich fuhr erst gegen Mittag los und hatte gleich noch zwei kleine Pässe vor mir. Der erste befindet sich auf 1003 Meter über Meer. Keine Ahnung ob ich nochmals höher sein werde?! Danach genoss ich eine tolle Abfahrt bis zum nächsten Aufstieg.

Der erste Pass wäre geschafft
Mit 1003 m.ü.M möglicherweise der höchste Punkt meiner Reise?!

Dann ging es nur noch abwärts bis Jesenik (Freiwaldau). Da war bereits Schluss für den Tag nach nur 25 Kilometer. Musste abbremsen, dass ich nicht schon bis Polen fahre 😉 Endlich mal noch die Nachmittagssonne geniessen in kurzen Hosen und Flip Flops.

In einer Gaststätte genehmigte ich mir noch einen tschechischen Klassiker, war dies bereits der letzte Abend in Tschechien. Es stellte sich als Entenbrust mit Rotkohl und Kartoffelpuffer heraus. Sehr lecker!

Ich tendierte zum 250er
Kachní = Ente!

Nun erwartet mich Polen, bin gespannt!

27.6.2020 Karlova Studánka CZ (Tag 25, 1’418km)

58.41km, 916hm, 5:30h, schön und warm, nachmittags gewitter, 23°

Das war bisher der härteste und längste Tag, war über 9 Stunden unterwegs mit über 900 Höhenmeter. Morgens startete ich ausnahmsweise bereits um 10 Uhr, da es für den Nachmittag Gewitter meldete. Die Etappe fing noch relativ flach an, aber bald einmal musste ich wieder einen Umweg fahren, da ein Weg wieder überschwemmt war. Diesmal wollte ich es nicht riskieren, der Weg war auch ohne Wasser schwierig zu fahren, extrem matschig und da braucht es nicht viel dass dir das Vorderrad wegrutscht. Zum Glück gab es gleich in der Nähe eine alternative Route.

Wieder überschwemmt

Danach ging es Richtung Berge. Der Weg führte durch Wälder entlang einem kleinen Bach. Hier war der Anstieg noch gemächlich, aber es kam dann immer steiler und schon bald nicht mehr fahrbar. Ausserdem war der Untergrund steinig und es wurde extrem steil. Ich musste mein Fahrrad mindestens eine Stunde lang schieben und zum Teil dachte ich, dass ich die Taschen jetzt abmontieren muss und zweimal laufen. Waren aber extrem viele Touristen unterwegs und ich wollte die Sachen nicht einfach irgendwo stehen lassen. Anscheinend war da in der Nähe irgendein Wasserfall, der mir so ziemlich am Arsch vorbeiging, ich hatte andere Probleme. Die Leute schauten mich wie einen Ausserirdischen an, was ich hier wohl mache mit diesem vollbeladenen Fahrrad. Das nächste Mal werde ich bestimmt besser planen. Man merke, zeigt das Höhenprofil hochrot an, meide!

Da dachte ich noch ich könnte die gesamten 317hm fahren
Etwa eine Stunde lang schieben
nie wieder „hochrote Passagen“ beim Planen auf Komoot

Danach wurde es wieder flacher, aber der Aufstieg war lange noch nicht vorbei. War aber direkt angenehm bei 10% Steigung im ersten Gang gemütlich zu trappen.

Nice colors…

Irgendwann am frühen Nachmittag kam ich nach Rýmařov (Römerstadt) wo ich mich mit Wasser und Proviant eindecken wollte, die zwei Liter welche ich dabei hatte, waren fast aufgebraucht. Samstag Nachmittag und alles zu! Habe im ersten Moment nichts Schlaues finden können. Aber auf Google fand ich in der Nähe noch ein Lidl, welcher geöffnet hat! Das war wie Weihnachten 🙂

manchmal erfreut man sich an kleinen Sachen

Dann kamen bereits die ersten Skigebiete. Ich war aber erst auf etwa 700m.ü.M! Anscheinend schneit es hier tiefer runter? Scheint auch ein beliebtes Reiseziel im Sommer zu sein, überall viele Touristen und sehr viele Pensionen und Hotels.

Deutliche Zeichen dass man sich in den Bergen befindet

In Malá Morávka (Klein Mohrau) fing es an zu tröpfeln und suchte mir sofort Unterschlupf, denn as war ziemlich düster. Fand eine Bushaltestelle bevor es richtig losging mit dem Regen. Na das wars wohl, Unterkunft suchen und Feierabend. Aber es hörte dann relativ schnell wieder auf und als ich die Prognosen studierte sah es so aus, als bliebe es für die Nacht trocken. Also ging ich auf den letzten Drücker noch ein Bierchen kaufen und fuhr weiter um einen geeigneten Platz zum Campen zu suchen.

Gewitter, sollte nicht das letzte gewesen sein für den Tag 😉

In der Nähe von Karlova Studánka (Karlsbrunn) fand ich an einem Wanderweg ein flaches Plätzchen. Suchte doch schon ein Weilchen nach einem geeignete flachen Platz, aber suche mal einen flaches Terrain in einem Skigebiet!

War sehr zufrieden mit dem Camp, wenn auch direkt an einem Wanderweg
Endlich mal wieder ein Film: Wild Tales – Jeder dreht mal durch!

Ging dann um ca. 23 Uhr ins Zelt und schon da gab es immer wieder Lichtblitze, war aber noch nichts zu hören. Ganz weit weg scheint es noch Gewitter zu haben. Kurz nachdem ich mich hinlegte fing es an zu donnern. Zuerst nur zwischendurch dann immer häufiger. Mist, was werde ich tun wenn es wirklich kommt? Ich legte präventiv schon mal meine Regenmontur inkl. Stirnlampe bereit. Dann donnerte und blitzte es immer häufiger und beim ersten Tropen stand ich sofort auf, sicherte mein Zelt noch mit den zusätzlichen Schnüren und lief Richtung Parkplatz. Ich wusste, dass es dort einen Unterstand hat. Auf halbem Weg dorthin löste es bereits wie aus Kübeln und ich konnte den Weg kaum mehr sehen, fand den Unterschlupf aber trotzdem. Der Unterstand war aus Holz, nicht ideal, aber trotzdem besser als im Zelt, zudem hatte es hohe Bäume rundherum. Nach ca. 15 Minuten war der Spuk schon wieder vorbei und ich konnte endlich schlafen gehen.

What a day!

26.6.2020 Litovel CZ (Tag 24, 1’360km)

50.65km, 182hm, 3:27h, meistens schön, aber tüppig, morgens noch gewitter, 25°

Morgens erwachte ich von einem Gewitter mit dem ich überhaupt nicht gerechnet habe, aber bis ich mal in die Gänge komme, passiert meist viel 😉 Konnte dann trocken losfahren.

Von Skalka führte der Weg über sehr schöne Fahrrad-Routen flach bis nach Olomouc. Aber auch auf diesen gut beschilderten Routen kreuzt man sehr selten einen anderen Fahrradfahrer, geschweige denn einen Tourenfahrer. Durch ganz Tschechien und der Slowakei habe ich bisher noch keinen einzigen anderen Tourenfahrer getroffen. Ok, ich fahre momentan auch nicht wirklich gängige Routen.

Ist übrigens wirklich auch Mohn -> weisser Schlafmohn (Papaver somniferum)
Wunderbare Velorouten, inklusive Karten und Bänkli
Velo-Autobahn

Nach gut 2.5 Stunden kam ich dann in Olomouc oder deutsch Olmütz an. Keine Ahnung warum hier fast alle Ortschaften auch deutsche Namen haben. Ist für mich für die Planung jeweils ziemlich schwierig. Komoot und Google Maps zeigen oft auch nur die deutschen Namen an. Wie zum Teufel soll ich wissen dass Šumperk auf deutsch Mährisch Schönberg heisst!? Kann man sicherlich irgendwo tief in den Einstellungen umstellen, hatte aber noch keine Lust zu suchen.

Aha! Jetzt lese ich gerade auf Wikipeida, dass diese Gegend zum Sudetenland gehörte, deshalb all die deutschen Namen. Aber deutsch spricht trotzdem (fast) niemand mehr hier.

Olomouc (Olmütz)
Sehr hübsche Stadt. Ist übrigens die 6. grösste in Tschechien, noch nie gehört vorher

Mir gefallen die tschechischen Städte sehr gut. Meist haben sie einen grosszügigen Platz im Kern mit vielen Beizen und Cafés rundherum und in der Mitte was Sehenswertes, z.B. Rathaus oder Brunnen oder was auch immer, mit vielen Sitzgelegenheiten. Trés chic.

Ich verweilte dann trotzdem nicht lange und ausgangs Olomouc ging ich einkaufen und, ganz wichtig, hob/hub (keine Ahnung was richtig ist) mir mal ein paar Kronen ab 🙂

Danach kam ich allerdings dann nur noch schleppend voran. Einerseits weil es sehr tüppig war, andererseits auch weil der Zustand einiger Wege auch zu wünschen übrig liessen. Zudem war die Motivation an diesem Nachmittag so so la la…

Gibt nicht nur Autobahnen
sieht schon wieder düster aus

In Litovel genehmigte ich mir zuerst mal ein Litovel und danach ging nichts mehr. Sah auch schon wieder nach Regen aus. Fand eine schöne Pension, die Penzion Relax in der ich ein 3-Bettzimmer für mich alleine bekam. Abends ging ich noch in die hausinterne Bar und bloggte noch ein wenig. Das Bier wird übrigens immer günstiger, hier war es noch gerade mal 29 Kronen für ein Grosses, was umgerechnet gerade mal 1.20 sind.

Litovel (deutsch Littau)
In Litovel trinkt man Litovel

Nun gehts in die tschechischen Berge! Für die nächsten 2 Tage sind gut 1’200 Höhenmeter geplant.

25.6.2020 Skalka CZ (Tag 23, 1’309km)

68.62km, 684hm, 4:48h, schön und sehr warm, fast windstill, 27°

Ich schlief bis um halb 9, was bei diesem Wetter und Temperatur doch beachtlich ist. Der Wald gab mir den ganzen Morgen Schatten. Gut gewähltes wild camp 🙂

Ich fuhr dann einfach mal los, war mir da noch überhaupt nicht sicher, ob ich die ganze geplante Route machen würde. Die Route führte quer durch Tschechiens Hinterland, was mir extrem gut gefiel. Vorbei an kleinen Dörfern, durch Wälder und fast keine Menschenseele weit und breit. Zwar ziemlich hügelig, dafür fast windstill und die Wege/Strassen waren top. Ich muss sagen, dass mir das radfahren so viel besser gefällt, so fast alleine, als zusammen mit den Ü60er auf ihren E-Bikes der Donauroute entlang 😉

Wunderschöne Gegend, kein Mensch weit und breit
sieht fast wie Zuhause aus, bis auf die komischen Ortschaftsnamen

Es kamen dann ein paar happige Aufstiege und die Temperatur war auch entsprechend, brauchte sehr viel Wasser an diesem Tag. Aber oben angekommen, wusste ich, dass ich die ganze geplante Tour machen würde. Ich reservierte dann mal in der Pension in Skalka.

Auf dem höchsten Punkt seit irgendwo in Deutschland, auf ca. 440m.

Kurze Zeit später kaufte ich in einem Tante-Emma-Laden ein, musste allerdings zuerst fragen, ob ich mit Karte bezahlen kann. Ja, das ging, denn ich hatte immer noch keine Kronen, muss ich unbedingt noch nachholen.

Übrigens, die Tschechen können etwa so gut englisch oder deutsch wie die Zürcher französisch, nähmlich gar nicht. Man muss fast immer mit Händen und Füssen gestikulieren. Hoffe trete hier niemandem zu Nahe, weder den Zürchern noch den Tschechen 😉

Die Tschechen sind überhaupt nicht sparsam mit accent-ecu und vorallem mit accent-circumflex-sur-la-tête
Sieht aus wie weisser Mohn! Sehr schön…
…passt gut zum photogenen Velo

Nach endlosem Auf und Ab kam ich ziemlich müde in der Penzion Skalka an. Rezeption komplett unbedient, geht alles über Codes und Mails. Habe ein wenig gehofft, die hätten eine Waschmaschine, aber niemand da, musste das Nötigste also von Hand waschen.

Wunderschöne Pension in Skalka, die Penzion Skalka

Dann die Krönung. Ich ging in die einzige Gaststätte im Dorf und freute mich auf ein extrem verdientes kühles Blondes nach dieser harten Tagestour, 68km mit fast 700hm bei heissen Temperaturen, wenn auch bei perfekten Bedingungen. Ich ging also zu Fuss hin und fragte dann trotzdem, ob ich mit Karte bezahlen kann, ich war mir sicher, dort geht dies auf jeden Fall. Denn ich hatte immer noch keine Kronen, muss ich unbedingt noch nachholen. Dann die Ernüchterung, nein, nur cash und Euros nehmen sie auch nicht! Mit Euros hätte ich zahlen können, aber sie haben kein Rückgeld und mein Kleingeld war gerade alle. Na toll, Geldautomat gibt es auch nicht. Tja, so kanns gehen…

24.6.2020 Mistrin CZ (Tag 22, 1’240km)

64.87km, 125hm, 4:33h, schön, ganz kurz geregnet, windig, 21°

Am Vorabend traffen dann doch noch weitere Gäste auf dem Zeltplatz in Ravida ein, nähmlich die Töffli-Gang „Jet-Snails“, welche auf dem Weg nach Budapest sind. Leider habe ich sie erst am nächsten Morgen kennengelernt. Die fahren alle Original Babetta, ein tschechisches Töffli der Firma Jawa welches seit 1991 nicht mehr produziert wird. Anscheinend das beste Töffli aller Zeiten.

Tschechische Töffli-Gang genannt Jet-Snails (Turbo-Schnecken) mit Original Babettas

Die Route führte dann von Malé Leváre weiter mehr oder weniger der March entlang. Sehr schöne Wege, aber zum doch sehr holprig. Die ganze Zeit solche Wege wären die Hölle.

schööön
habs versucht hoch zu schieben. Nid mau vilich!
entlang der Morava auf slowakischer Seite

Dann kam ich zum Drei-Ländereck Österreich-Tschechien-Slowakei. Ab da hiess der Fluss Morava und auf der anderen Seite ist bereits Tschechien. Der Weg führte dann ziemlich lange der Morava entlang. Ich war sicherlich 40-45km lang unterwegs ohne bei einem Dörfli oder sonst einer Verpflegungsmöglichkeit vorbeizukommen. Zum Glück hatte ich genug Proviant mit dabei. In letzter Zeit packe ich immer mehr Essen und Wasser ein, denn die Einkaufmöglichkeiten werden definitv rarer. Das Zusatzgewicht ist mir mittlerweile bisschen egal. Ich kaufe in der Regel auch schon für den nächsten Morgen ein, wenn ich die Möglichkeit habe. Dann wechselte ich die Flussseite und ich war in Tschechien.

Česká republika

Das Wetter war eigentlich fast den ganzen Tag ideal. Nur wenig Wind. Erst als ich in Hodonin, der ersten tschechischen Stadt, ankam, fing es gleich an zu regnen. Ideal um einkaufen zu gehen. Hmm, die haben doch noch Kronen? Und wie sieht es mit der Maskenpflicht aus? Und wie sage ich hier hallo, tschüsch, danke usw? Wurde ein wenig überrumpelt mit der neuen Situation. Aber ich ging im grösseren Supermarkt Albert einkaufen, da geht die Karte bestimmt, denn ich hatte noch keine Kronen, muss ich unbedingt noch nachholen. Maskenpflicht herscht auch hier noch in den Supermärkten.

Danach gings ans Suchen eines Camps, Prognosen waren nach dem Regen ziemlich gut. Ich fand dann 10km ausserhalb von Hodonin einen See, allerdings war der komplett umzäunt und unmöglich da ran zu kommen. Ich fand dann ein ansprechendes Plätzchen ganz in der Nähe am Waldrand.

wieder mal gut getarntes…
wild camp
Mein Camp-Nachbar
wild camp blogging mit superschneller LTE+ Verbindung

Für den nächsten Tag hatte ich eine Route bis nach Skalka geplant. Happige 72km mit fast 700hm, keine Ahnung ob ich das schaffen werde, aber ich fand keine gescheite Alternative. Mal schauen…

23.6.2020 Malé Leváre SK (Tag 21, 1’175km)

60.54km, 168hm, 4:23h, schönes wetter, heftiger gegenwind, 26°

Am Morgen suchte ich zuerst wieder einen Fahrradmech. Natürlich konnte der fast überhaupt kein englisch, aber ich konnte ihm mit Händen und Füssen erklären wo das Problem liegt. Er mass den Abstand zwischen den Kettengliedern und hat festgestellt, dass ich Kette inklusive Kränze wechseln muss. Nach 3000km müsse man das wechseln. Na toll, kaum losgefahren, schon wechseln? Er habe nichts auf Lager, wo ich den hingehe? Nach Tschechien, dann Polen. Ich soll es unbedingt in Polen wechseln lassen, sei sehr günstig dort! Ich bat ihn dann zumindest die Kette zu fetten. Und siehe da, nach dem Fetten fühlte sich die Schaltung wieder wie neu an! Muss mir unbedingt noch ein Fläschchen Kettenöl kaufen, habe ich nähmlich vergessen. Möglicherweise werde ich in Polen das Ganze dann trotzdem wechseln, möglicherweise schon vorgängig die Sachen bestellen.

Fettet die Kette mit einer Zahnbürste ein. Clever!

Nach Bratislava führte der Weg dann noch ca. 10km der Donau entlang mit einigen schönen Burgen. Danach wechselte die Szenerie dann ziemlich. Es wurde viel hügeliger und ging durch schöne Wälder und Felder. Der Weg führte dann lange der March entlang, der Grenzfluss zwischen der Slowakei und Österreich, welcher in die Donau mündet.

Letzter Blick auf die Donau
Burg Theben an der Grenze zwischen Slowakei und Österreich

An der March entlang führte auch der Eiserne Vorhang. Dies sieht man an sehr zahlreichen alten Bunkern und Denkmälern. An dieser Grenze an der March wurden über 400 Personen erschossen, welche versucht haben die Grenze zu überqueren. Schwer vorstellbar sowas.

Dann wurde es richtig abenteuerlich. Auf beiden Seiten des Fahrradweges kam das Hochwasser immer näher. Dann mal einige Meter lang auch über den Weg, dann immer längere Abschnitte und immer tiefer. Zu diesem Zeitpunkt war ich schon ziemlich lange dem Weg nachgefahren, ohne Ausweichmöglichkeit. An der tiefsten Stelle war ich mindestens 30-40cm im Wasser. Zum Fahren ging das noch ohne Probleme, aber die Taschen machten mir langsam Sorgen, ob die innen wirklich trocken bleiben mit all dem Technik-Equipment? Aber diese Ortlieb-Taschen sind einfach der Hammer, nichts, aber auch gar nichts wurde nass. Ausser natürlich die Socken.

Wie tief ist wohl hier die tiefste Stelle?
Das erste Mal nasse Socken

Bei der nächsten Kreuzung ging ich dann Richtung Hauptstrasse. Hat zwar Spass gemacht, aber ich wollte nicht riskieren, dass es möglicherweise noch tiefer kommt.

Für die 60km brauchte ich ziemlich lange, denn es herschte wieder einmal heftiger Nordwind, sprich Gegenwind. Wirklich mühsam, zum Teil erreichte ich nicht einmal 10km/h und das bei flachem Terrain!

Machte dann Halt beim Camping Ravida an einem sehr schönen See. Im Restaurant genehmigte ich mir eine lokale Spezialität, Lángos (anscheinend auch in Ungarn und Tschechien Spezialität, wie bei uns Pommes). Irgend so ein Frittiertes-Teig-Dings. Die Slowaken essen es mit Ketchup und Käse, mir reichte die einfache Variante. Bei der Bestellung verteilten sie Nummern. Ich hatte die 21. Dann mal googeln was einundzwanzig denn auf slowakisch heisst. dvadsat’jeden. Wartete dann ewigs auf diese Nummer. Sie riefen irgendwas Unverständliches und ich dachte, ich warte einfach bis niemand was abholen geht, dass müsste dann meins sein. Passierte aber nie und ich musste nachfragen gehen. Ging anscheinend vergessen 😉

Camping Ravida
Lecker Lángos mit Knoblauch, dazu tschechisches Bier, die Slowaken haben nichts Gescheites
Sehr schöner Camping mit Sandstrand
Feierabend

22.6.2020 Bratislava SK (Tag 20, 1’115km)

73.98km, 171hm, 4:23h, bedeckt, ziemlich rückenwind, 20°

Bevor ich losfuhr ging ich zu Fuss noch in einen Outdoor-Shop und kaufte mir eine neue Gaskartusche als Reserve. Ist aber unglaublich wie lange die halten, hatte nur eine mitgenommen, wo maximal noch ein Drittel voll war. Immer noch nicht leer.

Ich fuhr dann wie immer um 11 los und der Weg führte mich noch bei paar Sehenswürdigkeiten vorbei, Hunderwasserhaus, Stadtpark, Staatsoper.

Hundertwasser-Haus in Wien
Wien aus der Ferne

Kurze Zeit später war ich schon aus Wien raus, aber wegen einer Überschwemmung schon die erste Umleitung. Der Umweg war aber eher von kurzer Dauer. Die starken Regenfälle der letzten Tage haben doch etlichen Schaden angerichtet.

na toll… UMleitung = UMweg

Der Weg führte dann eeewigs lange auf einem Dammweg schnurstracks geradeaus. Immerhin hatte ich Rückenwind, war aber ziemlich langweilig.

In einem der letzten Dörfer in Österreich suchte ich noch einen Velomech auf, den ich gegoogelt habe. Leider war dieser nicht zuhause. Einige der Gänge, speziell die kleineren, hören sich immer schlechter an. Kann sie zwar noch alle einlegen und fahren, hört sich aber nicht mehr so gesund an. Dann halt in Bratislava.

Nach etwa 60km kam ich dann endlich an die slowakische Grenze.

Unspektakulärer Grenzübergang zur Slowakei

Kurz nach der Grenze (oder schon vorher?) sah man am Horizont auf einem kleinen Hügel schon Bratislava! Das war dann das erste Mal, dass ich ein wenig emotional wurde. Habe irgendwie realisiert wie weit ich eigentlich in dieser kurzen Zeit schon gekommen bin.

Und dann nach paar Kilometer war man schon inmitten der Stadt, wo ich mir ein Bierchen genehmigte bei sehr angenehmen Temperaturen. Während dem Bier noch kurz eine Schnellbleiche über die Sprache und das Land. Hallo=Ahoj, Tschüss=Cau, Danke=D’akujem, Bitte=Prosim usw… Bezahlt wird mit Euro und Maskenpflicht gibts leider auch noch.

Burg Bratislava, Wahrzeichen von Bratislava aus dem 9. Jahrhundert
Bei diesem Schild konnte ich unmöglich vorbeifahren…

Ich checkte dann in der Pension Petit ein, inmitten der Stadt. Ich ging dann nur kurz in die Stadt um noch einzukaufen und einen Bikeshop aufzusuchen. Der Shop gleich um die Ecke hat aber seit Corona noch nicht geöffnet. Danach hatte ich keine Lust mehr auszugehen oder Sehenwürdigkeiten anzuschauen. Noch ein bisschen Blog geschrieben und mit Nici gekabelt.

Sehr günstiges, aber grösszügiges Hotelzimmer inmitten von Bratislava

Mal sehen was die Slowakei so bietet, freue mich auf jeden Fall!

21.6.2020 Ruhetag in Wien A (Tag 19)

Gegen Mittag ging ich mal Richtung U-Bahn und als ich bei der Station ankam nach ein paar Minuten, war ich bereits ziemlich nass. So wird das nichts mit Sightseeing. Naturhistorisches Museum oder Café/Bar? Ich landete dann im Top Kino, Mischung aus Kino, Bar und Küche. Sehr gemütlich.

Top Kino in Wien

In Wien herscht übrigens in der U-Bahn immer noch Maskenpflicht. Musste mit der Regenjacke etwas improvisieren.

Danach ging ich wieder zurück ins Apartment, da es immer noch regnete. Habe dann mal versucht zu planen, wo ich die nächsten Tage durchfahren werde, aber kam noch auf keinen grünen Zweig. Nach Brno (Brünn) oder direkt bis Olomouc (Olmütz)? Das ist beides bereits in Tschechien. In der Slowakei werde ich nur ca. 2-3 Tage sein. Danach wohl die Eurovelo 9 Richtung Gdansk (Danzig) durch ganz Polen.

Hmm, wo genau durch Slowakei, Tschechien und Polen??

Gegen Abend hat es dann endlich aufgehört zu regnen und ich konnte doch noch ein paar Sehenswürdigkeiten anschauen gehen.

Schloss Schönbrunn
Na toll, da stehst du schon mal beim Rathaus in Wien, dann das…
Am Wochenende viel mehr Regen als sonst im ganzen Juni! Das habe ich ja voll gut getroffen…

Dann zum Abschluss noch ins Irish Pub „Bockshorn“, wo ich mit zwei Wienern über Gott und die Welt plauderte.

Irish Pub „Bockshorn“, sehr zu empfehlen.

Übrigens, endlich hatte ich auch noch mal Zeit die Inserate für mein Motorrad aufzuschalten. Ich verkaufe meine Kawasaki ER-5, falls jemand Interesse hat 😉

https://www.anibis.ch/de/d-motorrad-~-velo-motorr%C3%A4der-strasse-~-naked-bike–1612/kawasaki-er-5-36kw–34416895.aspx?fcid=11&fts=kawasaki+er5&pi=1&ps=20&pr=1

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20.6.2020 Wien A (Tag 18, 1’041km)

88.87km, 209hm, 4:58h, heftiger dauerregen ohne pause, 11°

Der Tag begann wieder mal mit Regen. Egal, wird schon nicht ununterbrochen so bleiben, einfach mal losfahren. Ich fuhr dann zweieinhalb Stunden mehr oder weniger non-stop der Donau entlang. Immerhin wieder Rücken- oder Seitenwind. Bläst der Wind von vorne bei dem Wetter, das ist effektiv extrem mühsam, habe dies ein zweimal gemerkt, das ist kein Spass.

wie wahr…

Nach ca. 40km hielt ich in einer Gaststätte an um wieder trocken zu werden und mir einen kleinen Imbiss zu genehmigen. Dann wieder mal die Frage, wohin? Auf dem Weg bis nach Wien habe ich kein geeignetes Hotel gefunden. Also los, fahren wir bis nach Wien, das Wetter wird ja hoffentlich doch bald besser werden. Auf direktem Weg wären es 40km, allerdings mit Hügeln und der Donau entlang wären es noch 48km. Ich entschied mich fürs Umfahren.

Die ersten 1 000 000 Meter
was itse?!

Irgendwann am Nachmittag buchte ich dann mit dem Handy ein Apartment ca. 2km vom Stadtzentrum entfernt.

Da dachte ich noch, ich wär schon fast am Ziel

Dann ca. 10km vor dem Ziel kam ich in die Vororte von Wien. Von da an brauchte ich immer noch unglaubliche 1.5-2h bis zum Hotel und es regnete in Strömen. Denn der Weg führte mehr oder weniger durchs Zentrum und es war Abendverkehr. Ich stand an gefühlten 300 Ampeln und es war IMMER rot. Das war auch das erste Mal das meine Nerven so richtig strapaziert wurden. Zu diesem Zeitpunkt fuhr ich schon 4-5 Stunden im Dauerregen und dann diese endlose Warterei an den Ampeln. Zudem extrem viel Verkehr, heftiger Wind, viele Fussgänger und dann noch fahrradfahren in einer Grossstadt, welche man überhaupt nicht kennt. Nach gefühlter Ewigkeit führte mich das Navi aber zielsicher bis vor das Apartment. Ohne Navi wäre ich verloren gewesen in diesem Chaos.

Schon mal bisschen Sightseeing…
Nur eine der ca. 300 roten Ampeln, aussnahmsweise ohne Verkehr

Aber nach einer warmen Dusche und die Vorfreude auf ein Wiener Schnitzel war die Welt wieder in Ordnung. Kurze Zeit später konnte ich die Vorfreude in die Tat umsetzen und ass ein köstliches Wiener Schnitzel im „Zum lieben Augustin“. Da ich schön brav fast alles aufgegessen habe, erhielt ich von der Wirtin noch ein Stamperl Schnaps.

Hoppla, habe doch nur eine Portion bestellt!

Die Wetterprognose bleibt mies für den nächsten Tag und ich werde eine weitere Nacht in Wien bleiben.