10.9.2020 Delémont (Tag 100, 6’205km)

74.61km, 818hm, 5:23h, schön, 24°

Bei schönem Wetter verliess ich Belfort und kam ausserhalb Belforts gleich auf den französisch-schweizerischen Fahrradweg la francovélosuisse, welcher von Belfort bis nach Porrentruy führt. Wunderschöner Radweg und sehr gut signalisiert.

Hier gab es einer der letzten Gefechte des Deutsch-Französischen Krieges 1870/71 bei der Belagerung von Belfort
Bereits ab Belfort war die 64 angeschrieben, Lötschberg-Jura-Belfort

In Delle, das letzte Dorf in Frankreich vor der Grenze, wollte ich noch ein paar Euromünzen loswerden und setzte mich in ein Café. Da es ziemlich viele Leute hatte, ging ich gleich zum Tresen um eine Cola zu bestellen. Die Frau hinter der Bar fragte mich „Seulement un Coca?“ – „Mais oui“. Dann wären sie ausgebucht, sie könne mir nichts verkaufen, sorry. Ich verliess das Café stinkesauer und fuhr weiter und ehe ich mich versah, war ich schon an der Grenze und das Geschehen von vorher schon wieder vergessen. Das war echt ein komisches Gefühl die vertrauten Wegweiser zu sehen. Auch als ich durch die ersten jurassischen Dörfchen fuhr, und die JU-Nummerschildern der Autos sah, erschien mir irgendwie unreal.

Letzte Landesgrenze

Ich folgte weiter der 64 und war bald einmal in Porrentruy (Pruntrut). Von da an wäre meine geplante Route quer über den Jura gegangen, entschied mich aber weiter der 64 zu folgen und schaltete mein Navi aus. Wäre zwar ein längerer Weg, dafür etwas weniger Höhemeter, was mir mehr als Recht war, waren die Beine doch etwas Müde von den Strapazen der letzten Tage.

Kurz nach Porrentruy verfuhr ich mich noch in Cornol, verpasste ein Abzweigung. Das war der Nachteil ohne Navi, das braucht definitiv mehr Konzentration als blind der geplanten Route zu folgen.

Dann ging es über den Col Les Rangiers. Zwar „nur“ 350 Höhenmeter, aber Steigungen bis zu 16%, der war echt hart. War fast noch härter als der Col du Ballon d’Alsace vom Vortag, da es den Puls bis auf 180 hochjagt, selbst im 1.Gang und bei so langsamen Treppen wie nur möglich. War ziemlich froh als mir ein entgegenkommender Tourenfahrer zurief, es wäre nur noch ein kurzes Stück.

Da ich nicht genau wusste, wo ich die letzte Nacht auf Samstag verbringen würde, fuhr ich auf der Abfahrt nach Delémont irgendwo in einen Feldweg rein, um die GPS-Strecke aufzuzeichnen für ein mögliches wild camp. Zudem fuhr ich noch irgendwo zu einem Wohnhaus, falls ich die letzte Nacht noch bei einem Kollegen auf dem Sofa verbringen würde in Biel oder Bern, dann könnte ich vorgeben, ich sei bei einem Airbnb-Gastgeber.

Ich fuhr dann bis Delémont und ging ins Motel Au Gros Pré. Und wieder waren es über 800 Höhenmeter. Unglaublich wie hügelig es hier ist 😉 Für die perfekte Täuschung kaufte ich im Coop in Delémont sogar französisches Kronenbourg, denn offiziell war ich ja immer noch in Frankreich in Belfort im Hotel B&B. Echt anstrengend jemanden in der heutigen Zeit einen anderen Standort vorzugaukeln, mit online GPS-Daten, Whatsapp Fotos und Videochats.

Hotel in Delémont
französisches Kronenbourg als Camouflage

So, das ursprüngliche Ziel von 100 Tagen habe ich erreicht! 😀 Unglaublich wie schnell dies nun vorüber ging. In zwei Tagen würde ich bereits zuhause sein.