18.8.2020 Ærøkøbing (Insel Ærø) DK (Tag 77, 4’703km)

106.96km (davon ca. 35km fähre), 270hm, 6:33h (davon ca. 2h fähre), bedeckt, kurzer regen, 24°

Ausnahmsweise musste ich wieder mal den Wecker stellen, denn ich wollte die 8:40er-Fähre zurück auf Lolland erwischen. Das Tagesziel war die Insel Ærø und dazu musste ich 3 Fähren erwischen, deshalb wollte ich mal los. Also stand ich bereits vor 7 Uhr auf und es reichte sogar noch für Kaffee und Tagebuch. Ich fuhr dann noch eine kleine Zusatzschleife auf der Insel Fejø, damit ich sie nicht nur als Schlafplatz missbrauchte und auch noch etwas gesehen habe davon. Ich kam rechzeitig am Hafen an und um 9 Uhr war ich zurück auf Lolland.

Endlich windstill am Morgen
Ganze Insel schön im Überblick

Ich fuhr dann direkt zu den Dodakalitten, welche ich bereits am Vortag aus der Ferne gesehen habe. Ein Kunstwerk aus grossen Steinen, quasi das Stonehendge Dänemarks. Ich war alleine und stellte mich in der Mitte hin und als dann noch mystischen Klänge und sphärische Töne aus allen Seiten hervortönten, kriegte ich Gänsehaut, das fuhr dermassen ein, absolut eindrücklich! Das Projekt startete 2010. Zwölf Skulpturen aus Stein bilden einen Kreis und umschliessen die darin klingende Musik. Bis jetzt stehen 10 von insgesamt 12 Figuren. Ein paar davon sind schon ausgearbeitet, ein paar noch im Entstehungsprozess. Es soll 2025 fertiggstellt werden.

Dodekalitten
Auch ohne Fertigstellung sieht es schon sehr geil aus

Ich fuhr dann im Eiltempo die 27 Kilometer bis Tårs, wo mich die nächste Fähre erwartete. Timing stimmte, kam um 12 Uhr an und um 12:15 fuhr die nächste und zudem begann es gerade zu regnen. War übrigens die erste (und blieb die einzige) Fähre, welche ich bezahlen musste in Dänemark.

Sind einfach fotogen die Dinger. Hätte nichts dagegen mehr davon zu sehen in der Schweiz!
2. Fähre auf die Insel Langeland

Auf der Insel Langeland fuhr ich nur gerade 9km bis ich über 2 Brücken und via der kleinen Insel Siø auf die Insel Tåsinge kam. Als ich merkte, dass ich die 16:05 Uhr Fähre nach Ærøkøbing schaffen würde, reservierte ich mir einen Platz via Webseite. Natürlich kostenlos. Kurze Zeit später kam ich über die nächste Brücke nach Svendborg auf die Insel Fyn von wo aus die Fähre auf die nächste Insel Ærø fuhr.

Svendborg
3. Fähre vom Tag Richtung Insel Ærø

Die ungefähr einstündige Überfahrt war sehr schön und das Wetter machte auch gut mit und kurz nach 17 Uhr war ich bereits auf der Insel! Hätte nie gedacht, dass ich die Insel so früh schon erreichen würde.

Camping Ærøkøbing

Abends um ca. halb 9 wollte ich in der Altstadt essen gehen, aber die meisten Restaurants schlossen bereits um 9 Uhr. Und als ich noch eine fand, die offen hatte, konnten Sie mir keine Mahlzeit mehr anbieten. Als ich aber nochmals nachfragte, ob gar nichts mehr zu haben sei, brachte sie mir Brot mit Aioli, was mir sehr gut schmeckte und auch nicht bezahlen musste, mir aber auch eine unheimliche Knoblauch-Fahne verleite.

Altstadt von Ærøkøbing
Gab nur noch Brot mit Knoblauch-Sauce. Auch gut!

17.8.2020 Insel Fejø DK (Tag 76, 4’596km)

67.68km, 234hm, 4:28h, schön und ziemlich windig, 28°

Sehr netter Camping

Ich verliess den Camping in Vordingborg bereits um 9 Uhr und fuhr über die Masnedsundbroen von der Insel Sjælland auf die kleine Insel Masnedø und von da dann über die 3’199m lange Brücke Storstrømsbroen auf die Insel Falster. Die baufällige 1933 gebaute Brücke wird 2022 durch eine Neue ersetzt. Bei meinem schweren Gepäck war ich nicht sicher, ob sie hält, aber ich kam ohne Zwischenfälle darüber. Zum Glück befindet sich die Brücke nicht in Italien, da wäre die Ersetzung erst für 2072 geplant gewesen.

Storstrømsbroen
Das versteht man doch noch knapp
Nette Aufnahme, leider habe ich knapp nicht aufs Bild gepasst 😉

Nach ein paar Kilometer kam bereits die nächste Brücke und verliess die Insel Falster schon wieder um über die Guldborgsundbroen auf die Insel Lolland zu gelangen. Wenn man mit den Dänen über ihre Herkunft spricht, dann sagen sie immer, von welcher Insel sie kommen und nicht von welchem Ort.

Das dänische Velonetz ist gut ausgebaut

Ich entschied mich dann die Nacht auf einer kleinen Insel zu verbringen und fuhr nach Kragenæs an den Hafen. Ich wählte die Insel Fejø, wo die Überfahrt nur gerade 18 Minuten dauert. Nach Femo wären es 55 Minuten gewesen. Übrigens sind praktisch alle Fähren auf die Inseln für Touristen momentan kostenlos! Um den Tourismus anzukurbeln, sagt man. Mal etwas Positives von Corona 😉

Die Insel Fejø ist nur 16km² gross, also genau gleich wie Ueberstorf. Auf der Fähre sprach ich mit ein paar Portugiesen, die auf der Insel Äpfel pflücken. Die Insel ist voll mit Äpfeln.

Auf welche Insel soll ich? Fejø oder Femo?
Fejø it is

Auf einem von einem Dänen empfohlenen App „Shelter“ fand ich dann relativ rasch ein geeignetes Plätzchen zum Zelten. Das App ist zwar nur auf dänisch, hilft aber trotzdem. Wild Zelten ist in die Dänemark nicht erlaubt, das Jedermannsrecht gilt in Dänemark nicht. Dafür gibt es überall öffentliche Unterstände. Aber ob legal oder nicht, hat mich ja bisher auch noch nie gekümmert.

War dann nicht ganz so toll, wie ich mir das vorgestellt habe. Der Zugang zum Meer war schwierig über einen 2m Abhang und zudem voller Algen. Und der sehr starke Wind hat mich dermassen genervt, dass ich mich bereits um 18 Uhr ins Zelt verkroch um einen Powernap zu nehmen, in der Hoffnung, dass der Wind am Abend aufhört, wie meistens. Dem war nicht so, im Gegenteil, nahm nochmals zu und ich blieb gleich liegen.

Netter Platz mit Feuerstelle gleich am Strand

Breaking news

Übrigens hat Andi, ihr erinnert euch, der 70-jährige Weltenbummler aus Hamburg, das Nordkapp am 15. August erreicht! 4’151km in nur gerade 47½ Tagen! Das ist ein unfassbarer Durchschnitt von 87km pro Tag. Keine Ahnung wie der das gemacht hat. Chapeau alter Mann! 🙂

4’151km ans Nordkapp in knapp 48 Tagen, das ist eine unglaubliche Leistung, vorallem mit seinen 70 Lenzen!

16.8.2020 Vordingborg DK (Tag 75, 4’528km)

72.42km, 319hm, 4:41h, schön, windig, 28°

Ich erwachte sogar noch vor dem Wecker um 4:45 und schnappte mir Kaffeekocher, Tagebuch und mein ganzes technische Equipment und begab mich auf den Felsvorsprung. Wow, blutroter Sonnenaufgang direkt über dem Meer, was willst du noch mehr.

Kurz vor dem Sonnenaufgang

Ich schaffte es trotz dem Frühaufstehen erst nach 9 Uhr auf den Weg. Ich quatschte noch ziemlich lange mit einem Dänen, der mir etliche Tipps gab für Unterstände und auf welche Inseln ich mich begeben soll. Zudem wollte die Aussenhülle einfach nicht trocknen und musste sie dann trotzdem noch nass einpacken.

Kategorie dänisch jøøø

Ein paar Kilometer weiter kam ich dann zum touristischen Stevns Klint mit Parkplatz und Verkaufsladen. Übrigens gehört das Stevns Klint seit 2014 zum UNESCO-Weltnaturrerbe. Dort hätte man an den Fuss des Kliffs runtergehen können, aber hatte irgendwie keine Bock dazu und wollte mal ein paar Kilometer hinter mich bringen.

Kirche bei Stevns Klint

Mein Ziel für den Tag war ein Campingplatz in Vordingborg. Der letzte Ort bevor ich die Insel Sjælland verlasse. Sjælland ist mit 7’031km² die grösste Insel in der Ostsee. Von Vordingborg führt die Storstrømsbroen, eine 3.2km alte Brücke, auf die Insel Falster, welche für den nächsten Tag geplant ist.

Gänseturm von Vordingborg

Der Platzwart des Ore Strand Campings schnappte sich sein Fahrrad und zeigte mir ein paar schattige Plätzchen, wo es denn mir gefallen könnte. Sehr sympatisch. War auch der günstigste Campingplatz seit Estland. Leider waren die Aufenthaltsräume wegen Corona geschlossen, da musste halt schon mal die Küche herhalten zum Bloggen und Geräte aufladen.

Kitchen blogging

15.8.2020 Stevns Klint DK (Tag 74, 4’456km)

76.10km, 147hm, 5:12h, sonnig und gegenwind, 28°

Als ich in Kopenhagen um halb 11 losfuhr, machte ich noch einen kleinen Schlenker durchs Christianshavn-Viertel und machte dann noch bei THansen Halt. So ein Autoteil-Händler welcher noch jenste andere Artikel führt, unter anderem auch Camping-Gaz-Kartuschen, denn das ist anscheinend so der einzige Grosshändler in Dänemark, welcher diese Dinger verkauft. In Dänemark und Schweden verwenden sie überwiegend das Primus-System. Glück gehabt, er hatte an Lager.

Freistadt Christiania
Doppelspurige Fahrradstreifen

Ausserhalb Kopenhagens ging es der Küste entlang, aber die Velowege waren immer gleich neben der Hauptstrasse. Es war doch sehr heiss zum Fahren, wenn auch flach, aber leider mit Gegenwind.

Wie es aussieht die letzte Wasserquelle in ganz Dänemark
könnte in Køge gewesen sein, bin aber nicht sicher
Auch in Dänemark endlos viele Windräder

Auf Google fand ich einen öffentlichen Rastplatz wo man auch zelten darf, gleich an der Küste bei weissen Kalkstein-Klippen. Absoluter Hammer-Platz wieder einmal! Schön ruhig, mit vielen Tischen und Bäumen, Grillstellen, öffentliche Toilette und eine Wahnsinns-Ausblick auf die Klippen. Natürlich musste ich hier die Drohne steigen lassen, auch wenn mich ein Däne warnte, dass dies eine militärische Gegend sei. Das war mir Schnulze.

Vom Aussichtsturm aus
So lässts sich doch campenn

Vom Aussichtsturm genoss ich den Sonnenuntergang, kochte noch was und ging früh schlafen. Ich stellte den Wecker auf 5 Uhr, denn die Sonne geht genau über dem Meer auf. So einmal wollte ich den Sonnenaufgang erleben und wenn nicht an diesem Ort, wo dann…

Aussicht vom Felsvorsprung

14.8.2020 Ruhetag in København DK (Tag 73)

Zuerst holte ich mir dänische Kronen im Geldautomaten gleich gegenüber meinem Hotel und fuhr dann zur Prinsesse Vask, einem Waschsalon. Endlich mal wieder alles richtig waschen und nicht nur notdürftig.

Ich musste mir den Automaten von einer Dänin erklären lassen, da alles nur auf dänisch angeschrieben. Geld rein, Nummer wählen, Waschpulver rauslassen, Maschine füllen, Programm wählen und Start. Easy! Nach 5 Minuten habe ich bemerkt dass ich das Waschpulver vergessen habe, das liegt noch im Becher im Automaten! Zum Glück konnte dies oben noch reinschütten im laufenden Betrieb, hat auf jeden Fall sofort zu schäumen angefangen.

Danach Alles in den Industrie-Tumbler. Normalerweise würde ich ja die meisten Kleider nie im Tumbler trocken, aber schmiss alles rein und versuchte es mal mit 20 Minuten. Das war auf jeden Fall viel zu lange, das dampfte richtig gehend und bei meinen Velohosen löste sich der Leim der Hosentaschen von der Hitze.

Scheiss Tumbler, läuft beim Öffnen der Türe einfach weiter
Die Hosentaschen lösten sich im Trockner

Beim Bezahlen offener Rechnungen sah ich eine Salt-Rechnung welche viel zu hoch war, ich hatte extra ein Abo gelöst, welches ich Europaweit unbegrenzt Daten hatte. Ich rief gleich mal bei Salt an und die nette deutsche Frau erklärte mir, dass ich 3.09 Megabyte Daten in Russland bezogen habe, ich hätte voll reingehauen 😉 Und diese 3 Megabytchen kosteten mich sage und schreibe 60 Franken! Ich wusste auch genau wo das passierte, nämlich am Wystiter See in Litauen, damals hatte ich bemerkt dass ich mit einem russischen Netz verbunden war und kappte es sofort, zu spät wie es aussieht. Also lieber Kinder, in der Nähe der russichen Grenze immer schön aufpassen mit dem Roaming.

Von Kopenhagen selber habe ich nicht viel gesehen, aber ich war ja bereits vor einem Jahr dort. Das musste reichen. Ich flickte den Schlauch, pflegte das Fahrrad, leimte die Velohosen, plante ein wenig meine Tour, holte ein paar Tage Blog auf und am Abend zog ich mir den Knüller FC Barcelona gegen Bayern München ein. Leider war das Spiel relativ früh einseitig, aber immerhin gab es Tore en masse…

praktisches Pub zum Bloggen
Vermeintlicher Leckerbissen zwischen Bayer und Barca

13.8.2020 København DK (Tag 72, 4’377km)

65.48km, 264hm, 4:45h, sonnig, 24°

Ich konnte im Unterstand überraschend lange schlafen und erwachte erst um viertel vor 10. Die Leipziger jammerten etwas über die Kälte in der Nacht, ich hatte nichts bemerkt. Danach noch ein wenig käfelet und dann fuhr ich erst gegen halb 12 los. Das könnte wohl spät werden bis ich in Kopenhagen bin.

Gute Alternative zum Zelt
Super Shelter in respektabler Umgebung

Nach nicht einmal einer Stunde war ich bereits in Helsingborg. Hielt mich nicht lange dort auf und ging Richtung Hafen. Das ging alles so unkompliziert und schnell. Zum Kassehäuschen, bezahlt, eingestanden und kurze Zeit später konnte man bereits auf die Fähre fahren und die fuhr sofort los. Und 20 Minuten später bereits in Helsingør angelegt. Ich war noch etwas länger auf dem Deck um eine Zeitrafferaufnahme zu machen. Der Fahrer des Campers direkt hinter meinem Fahrrad fluchte und flammentierte was das Zeug hält als ich zum Fahrrad kam. Ich winkte im lediglich lächelnd zu. Vielleicht eine Minute hat der arme Teufel verloren von seiner doch so kostbaren Zeit. Ausserdem hätte er das Fahrrad locker umfahren können. Idiot. Beim Zollhäuschen war zwar die Barriere unten, aber nach kurzer Zeit öffnete sie sich und ich befand mich in Dänemark.

Helsingborg
Ready to board
3 dieser Schiffe pendeln non-stop zwischen Helsingborg S und Helsingør DK
Helsingør
Yes, Country #10 oder so

In Helsingør ging ich erst mal Baden und freute mich auf die problemlose Überquerung der Grenze. Wochen zuvor sah dies überhaupt nicht danach aus, als könnte man ohne Quarantäne von Schweden nach Dänemark reisen. Ich fuhr erst gegen 15 Uhr weiter und hatte immer noch über 40 Kilometer vor mir.

…und Kopenhagen ist auch nicht mehr weit!
Verdächtig viele Häuser mit Reetdach (Schilf) der Küste entlang

Der Weg führte dann meist der Küste entlang auf angenehmen Velowegen, aber meist direkt neben der Hauptstrasse. Ich war dann ziemlich froh als der Veloweg in den Wald führte, nicht nur wegen dem Verkehr, war es doch ziemlich warm an diesem Nachmittag.

Strand kurz vor Kopenhagen

Gegen halb Acht schaffte ich es dann doch noch bis nach Kopenhagen und genehmigte mir zur Feier des Tages ein Bierchen in der Innenstadt. Danach checke ich im Hotel Amager ein. Ich buchte gleich zwei Nächte, brauchte wieder mal einen freien Tag. Das Hotel gefiel mir sehr gut, geräumiges Zimmer, schnelles WiFi, sehr günstig und gleich ein Pub im Erdgeschoss welches auf zig Bildschirmen Sport zeigt. Was willst du noch mehr. Am Abend genoss ich einen Championsleague-Abend und schaute mir den Sieg von Leipzig über Atletico an.

Zuerst mal ein kühles Blondes

Dänemark hat übrigens auch Kronen und wie die Erfahrung gezeigt hat, sollte ich wohl besser auch noch an den Geldautomaten.

12.8.2020 Viken S (Tag 71, 4’312km)

74.58km, 262hm, 5:15h, sonnig, 23°

Ich erwachte bereits um halb 6 und döste nur noch ein wenig und stand bereits vor 7 auf. War top motiviert weiter zu fahren. Zuerst ging es noch ein wenig ins Landesinnere bevor die Route wieder mehr oder weniger der Küste folgte.

Torekov

Irgendwann kreuzte ich einen schwarzen Tesla mit Berner Blech. Ich rief ihm zu „Was machsch de du da?“ und er antwortete: „Cha ja nid sii, scho wieder! Gad vor 2 Minute scho Bärner troffe!“. Wir unterhielten uns ein Weilchen und er erzählte mir dass 200m weiter zwei Berner Frauen mit ihren E-Bikes Probleme hätten den Reifen aufzupumpen, ich soll doch mal schauen gehen, er habe keine Ahnung von Fahrrädern. Also ging ich hin und da standen bereits zwei junge deutsche Mädels die versucht haben zu helfen. Ich fragte dann „chani euch irgendwie häufe?“ und dann ging das Gelächter los. Es handelte sich um ein E-Bike mit Dunlop-Ventilen und mit denen hatte ich gar keine Erfahrung. Ich kenne nur die Schrader-Auto-Ventile (wie bei meinem Velo) und die französischen Sclaverand-Ventile (wie bei den meisten Mountainbikes). Sie behauptete dass ihr schwedischer Freund diese mit ihrer Pumpe aufpumpte. Ich versuchte auch kurz, ohne Erfolg. Dann kam nochmals eine deutsche Familie dazu und der Vater führte ein Verbindungsstück vom Dunlop- auf das Auto-Ventil mit sich, mit dem ging es ohne Probleme und schenkte der Frau gleich das Verbindungsstück. Wie ich jetzt gerade nachgelesen habe, müsste eine normale Pumpe wie für die französischen Ventile auch funktionieren. Egal…

Kann doch nicht so schwierig sein einen Pneu aufzupumpen!

In Ängelholm sah ich einen asiatischen Street Food Stand. Musste ja noch die letzten Kronen loswerden. Dann die Ernüchterung, die nehmen nur Kreditkarte! Street Food wohlgemerkt! Ich liess es dann sein und musste mich entscheiden, ob ich direkt Richtung Helsingborg fahre, oder auch noch entlang der zweiten Halbinsel. Die Route ist so schön, ich entschied mich für die Halbinsel entlang der Kattegattleden. Auf einer Kreuzung hielt ich an und ein Däne fragte mich, ob er helfen könne. Und als er mir den Weg erklärte, päng und pfffff. Einen Platten. Das Rad war nicht mal in Bewegung! Und der Däne nur lapidar: „Shit happens…“. Diesmal benötigte ich nur noch die Hälfte der Zeit wie das letzte Mal und löste auch das Kabel des Nabendynamo vorher und musste auch die Taschen hinten nicht entfernen.

Platten #2
Die Reperaturarbeit wurde halbiert in der Zeit

Gegen 18 Uhr hatte ich einen Plan. Zuerst baden gehen, danach in Viken ins Restaurant die letzten schwedischen Kröten verballern und dann zu einem öffentlichen Unterstand am Strand ein paar Kilometer weiter, welchen ich auf Google fand. Toller Plan.

Idealer Platz um Baden zu gehen

Im Restaurant Vikens Hamnkrog bestellte ich Burger mit Fritten und ein Bierchen. Leider reichten die Kröten nicht ganz und ich musste noch mit Kreditkarte nachbezahlen, das war eigentlich nicht der Plan 😉

Unfassbar leckerer Burger! Wenn jemand mal in Viken essen geht, kann ich auf jeden Fall empfehlen

Nach dem Sonnenuntergang kam ich dann beim Unterstand an. Da waren schon ein paar Leute und ich fragte ob es denn auch noch ein Plätzchen für mich hätte. Kein Problem! Und woher kamen sie? Natürlich, aus Deutschland. Die sind einfach überall die Deutschen 😉 Die drei jungen Leipziger sind seit paar Wochen unterwegs von Zuhause Richtung Oslo.

Der nimmermüde Til am Kochen

War ein sehr gemütlicher Abend mit Rebekka, Matthias und Til. Leider waren die sehr sympatischen Leipziger in die „falsche“ Richtung unterwegs, wäre bestimmt cool gewesen noch ein Weilchen mit ihnen zu fahren.

Doch noch mal Lagerfeuer…

Tja, das war bereits der letzte Abend in Schweden! Nach genau 2 Wochen Schweden gehts ab nach Dänemark…

11.8.2020 Torekov S (Tag 70, 4’237km)

58.80km, 276hm, 4:13h, schön, wenig wind, 26°

7m²-Chrömeli in Halmstad

Meine Route führte von Halmstad den ganzen Tag dem Kattegattleden nach. Das wusste ich zu dem Zeitpunkt noch nicht, erst als ich immer wieder die Beschilderungen sah, ging ich mal googlen. Der Kattegattleden ist die erste offizielle Veloroute Schwedens und führt von Göteborg bis nach Helsingborg über 390km Küstenwege.

Halmstad
Kattegattleden, erster offizielle Veloroute Schwedens

Etwa nach 40 Minuten bemerkte ich eine Karte in Kreditkartenformat in meiner Hemdtasche. Mist, scheiss Hotel-Keycard vergessen abzugeben! Im Mail sah ich dann auch schon eine entsprechende Mitteilung des Hotels. Ich rief dann an und sie fragte mich wo ich sei. Will sie die Karte abholen, oder was? Ich sagte, ich sei in südlicher Richtung gefahren. Sie sagte mir dann, dass ich die Karte in Mellbystrand abgeben kann, dort hätten sie ein zweite Unterkunft. Puh, Glück gehabt. Zurückfahren war keine Option. Solche Sachen können teuer werden, auch wenn es ja heutzutage kein Problem ist eine Keycard zu sperren und eine neue zu programmieren.

Glück gehabt konnte ich die blöde Keycard doch noch abgeben

Meine geplante Route wäre bis Bastad gegangen dann auf direktem Weg über einen 200 Meter hohen Hügel nach Ängelholm. In Bastad stellte ich die Navigation dann ab und versuchte den Wegweisern des Kattegattleden zu folgen entlang der Halbinsel. Einmal verpasste ich wohl eine Abzweigung und kämpfte mich dann auf eigene Faust durch.

An diesem Tag kam ich wieder kaum vom Fleck. Hielt zig Male an zum Baden, Drohne steigen lassen, Brombeeren essen, Fotografieren, Picknicken. Macht einfach riesigen Spass diese Route.

Bastad
Überall gibt es lecker Brombeeren
Blick zurück auf den happigen Aufstieg. 120 Höhenmeter. Zum Teil über 10% Steigung, da kommst du ins Schwitzen
Blick auf die Halbinsel
Einfach nur wunderschöne Gegend

Ich schaffte es dann nur bis Torekov, am äussersten Rand der Halbinsel. Ich ging zum Campingplatz dort und die verlangten tatsächlich noch mehr als alle anderen zuvor. 320 SEK für mein Zelt, 35 Stutz! Mist, jetzt haben sie mich doch noch gekriegt. Erstens habe ich noch ziemlich viele schwedischen Kronen die ich nächstens verbrauchen sollte. Und zweitens wollte ich unbedingt eine Dusche. Zudem verfügt dieser Camping über Waschmaschine und Restaurant. Dies bewegte mich die horrende Summe zu bezahlen. Erst im Nachhinein stellte sich heraus, dass sie kein Waschpulver verkaufen und bis ich im Supermarkt welches gekauft hätte, wäre die Reception geschlossen gewesen. Und das Restaurant war auch geschlossen. Tja, die Wäsche muss weiterhin warten und ich durfte wieder notdürftig das Nötigste von Hand waschen.

Aber der Camping war voll in Ordnung. Nicht mehr ganz so viele Leute, viel Schatten und eine saubere Anlage. Zeit mal wieder richtig zu kochen und chillen. Zudem hatte ich vorgängig noch kühles Bier gekauft im Supermarkt 😉

Teuerster Camping aller Zeiten

Das war wiederum ein wunderbarer Tag. Genau so stellt man sich eine schöne Radreise vor 🙂

10.8.2020 Halmstad S (Tag 69, 4’178km)

80.71km, 402hm, 5:12h, bedeckt, 21°

Ich stand bereits um 7 Uhr auf und entschied mich, nicht erst noch zu waschen um 9 Uhr. Denn für den Nachmittag hatte es Gewitter gemeldet und da ich so früh auf war, wollte ich mal losfahren.

Ich fuhr von Dorf zu Dorf. War nicht sehr spektakulär, aber doch ganz ok mit dem wenigen Verkehr. Es sah bereits am Mittag verdächtig nach Regen aus und als ich an einer Bushaltestelle rastete, fing es auch gleich an zu regnen, aber nur kurz. Das Schlecht-Wetter war dann immer ein wenig voraus und es blieb dann fast den ganzen Nachmittag trocken, durfte einfach nicht zu schnell fahren, man hörte es auch immer wieder donnern und die Strassen waren nass. Aber hinter mir war es blau und hatte so leichter Wind von schräg hinten.

Glück gehabt mit dem Wetter

Ich suchte lange nach einer geeigneten Unterkunft, wusste nicht recht wohin. Hatte auch eine innerliche Unruhe irgendwie an diesem Nachmittag. Das unbeständige Wetter tat sicherlich auch seinen Beitrag dazu. Wollte auch mal Airbnb ausprobieren, sah da einen Wohnwagen den man benutzen konnte und inklusive Waschmaschine im Wohnhaus! Dort fragte ich nach, ob die Waschmaschine denn wirklich auch frei sei und die Frau teilte mir mit, dass es genau heute nicht ginge. Auch 2 Warmshower-Hosts in Halmstad gaben mir eine Absage. Fand dann ein Hostel in Halmstad. Ursprünglich wollte ich nicht bis Halmstad, da fast zu weit, aber spulte dann die übrigen 40km einfach ab.

Hatte so ein 7m² kleines Einzelzimmer-Chrömeli mit Gemeinschafts-Bad. Mein ganzes Gepäck hatte kaum Platz.

Hostel in Halmstad

Waren ziemlich unspekatuläre 80km, aber sehr angenehm zum Fahren, bedeckt und knapp 20° und vorallem keinen Gegenwind, so kommt man gut voran.

Mit Halmstad hatte ich nun auch die Westküste Schwedens erreicht. Nun werde ich einige Tage der Küste entlang fahren und schon bald geht es nach Dänemark!

9.8.2020 Smålandsstenar S (Tag 68, 4’098km)

64.04km, 337hm, 4:10h, sehr heiss und schön, 31°

Als ich um 7 Uhr erwachte, stand ich gleich auf und begutachtete mein in der Dunkelheit gewähltes wild camp. Perfekt! Dann kam auch schon die Sonne zwischen den Bäumen hervor. Unheimlich schöne Stimmung. Fuhr dann bereits vor 9 Uhr los.

Morgenstund hat Gold im Mund

Um 11 Uhr hatte ich bereits 30km hinter mich gebracht und machte bei einem schönen See etwas länger Rast und unterhielt mich mit einem schwedischen Töfffahrer. Da bin ich lieber mit dem Velo unterwegs als mit dem Töff bei dieser Hitze!

Västerbottensost, hammer lecker würziger schwedischer Käse

Danach kamen ein paar happige Aufstiege bei brütender Hitze. Ok, hier wäre der Töff nicht so schlecht gewesen… In Anderstorp ging ich einkaufen und fand im Coop mal wieder ein kühles Leicht-Bierchen. Die haben sogar fast die gleichen Coop-Körbli 😉

Coop-Sonntags-Zvieri

An diesem Tag fuhr ich fast ausschliesslich Strassen entlang, aber bei so wenig Verkehr machen die richtig Spass und kommst schnell vorwärts.

Bereits um 15 Uhr kam ich auf dem Camping in in Smålandsstenar an hatte somit mein Etappenziel bereits erreicht. Ich wollte noch Wäsche waschen, dieser Camping verfügt über eine Waschmaschine, dann bleibt noch genügend Zeit um diese noch draussen trocknen zu lassen. Ich ging mit dem vollen Wäschekorb zur Reception und die gute Frau meinte dann, dass es heute nicht mehr geht, sie sei selber am waschen. Es ginge erst am nächsten Tag um 9 Uhr. Na toll…

Hörsjöns Camping

Ich blieb dann trotzdem auf dem Camping. Bei einem Cabin befanden sich an der Aussenwand zwei Steckdosen, welche ich natürlich gleich anzapfte, nach 2x wild campen war fast wieder alles leer. Somit hatte ich genügend Saft um noch zu bloggen, ohne den Platz verlassen zu müssen.