9.7.2020 Malbork PL (Tag 37, 2’162km)

61.54km, 298hm, 4:16h, schön und wolkig, 19°

Hotel Dowhan in Nowe

Kurz nach Nowe ging es gleich in die Wälder und war gleich zu Beginn ziemlich anstrengend, denn der Boden war sandig und zudem war es hügelig. Auf sandigem Weg einen Aufstieg zu machen ist kein Zuckerschlecken. Zudem stimmte die Velokarte hinten und vorne nicht. Die Wege waren komplett anders als auf dem Navi, also versuchte ich einfach in nordwestlicher Richtung zu fahren. War auf jeden Fall froh als ich den richtigen Weg inklusive Veloraststätte wieder fand.

Immer wieder Velo- und Wanderraststätten

Etwas später kam ich dann zu einer Brücker über die Wisła. Dort passierte was irgendeinmal passieren musste, ich hatte ein Panne. Brauchte ein Weilchen bis ich es schnallte, hörte in regelmässigen Abstand eine Art Ticken, aber dachte zuerst wären die Bodenplatten, aber irgendwie ging es mit dem Takt nicht auf. Dann bemerkte ich die Schraube im Pneu. Während der Reperatur fuhren sehr viele Velofahrer an mir vorbei und fast jeder fragte, ob er helfen könne. Scheint eine beliebte Route zu sein über die Brücke, so viele Velofahrer hatte ich schon lange nicht mehr gesehen.

Schrägseilbrücke über die Wisła (Weichsel)
Da hatte ich den Platten wohl schon, bemerkte es aber noch nicht
Den Übeltäter fand ich auf jeden Fall schnell mal
wenigstens in cooler Umgebung

Nach der Reperatur war es bereits 14 Uhr und ich hatte erst knapp 20km auf dem Buckel. Danach wusste ich, dass ich in Malbork zwei Nächte buchen würde. Brauche mal wieder einen Ruhetag, den letzten hatte ich am 21. Juni in Wien! Und am 28. Juni einen halben mit nur 25km, also höchste Zeit. Manchmal könnte man meinen ich sei auf der Flucht, aber häufig fühle ich mich einfach am wohlsten beim Fahren. Irgendwann unterwegs buchte ich dann ein Apartment mitten in Malbork für zwei Nächte.

Fast auf jedem Bauernhof findet man auch Gänse

Die letzten 40km gingen nur noch schleppend voran, wollte einfach nur noch ankommen und schaltete den Autopiloten ein. In Malbork angekommen, führte mein Weg gleich auf der anderen Seite der Weichsel bei der Marienburg vorbei. Sehr eindrücklich, die ist riesig! Das Ding werde ich am nächsten Tag definitiv näher anschauen gehen.

WOW! Marienburg, sehr eindrücklich

Mein Fahrrad nahm ich gleich mit ins Apartment, auch wenn es kein Lift hatte in den 2. Stock. Dann kann ich nämlich noch ein wenig Service machen gleich vor Ort. Unter anderem den Sattel wieder mal fetten, Stromzufuhr für den Nabendynamo reparieren (hatte ich beim Schlauchwechsel abgerissen) und natürlich Kette fetten 😉

8.7.2020 Nowe PL (Tag 36, 2’101km)

80.49km, 334hm, 5:15h, schön mit kurzen regengüssen, windig, 18°

Ich plante einen kleinen Umweg in nordwestlicher Richtung nach Chełmno. Habe gelesen, dass dort das erste polnische Konzentrationslager war. Zwar 25km Gegenwind, aber was solls. Ich verliess das Hotel Imperium bereits um 10 Uhr (warum wohl?) und fuhr Richtung Chelmno.

Man beachte die goldenen Teller im Hintergrund. Nobel! 😉
Sehr viele Windräder in dieser Gegend. Spürt man!

Eingangs Chełmno habe ich mal gegooglet, wo denn genau das Konzentrationslager stand und musste feststellen, dass es sich in einem anderen Chełmno befindet, gut 200km von hier entfernt. Das wird wohl nix. Hat sich trotzdem gelohnt, hübsches Städtchen, diese Chełmno.

Chełmno: Immer wieder Kirchen aus der Backsteingotik

Der Weg führte dann entlang der Vistula (Weichsel), auch wenn man den Fluss gar nicht so oft sah. In Grudziądz suchte ich mal ein Hotel, denn die Prognosen sahen nicht nach Zelten aus. Ich fand ein geeignetes 25km nördlich in Nowe.

Sieht hübsch aus, aber sandig wine moore moore…
Die Weichsel in Sicht
Brücke nach Grudziądz

Überall in der Gegend sah man, dass es bereits regnete und eine zeitlang dachte ich, ich käme trocken durch. Ich fuhr mit Vollgas Richtung Nowe und ca. 3km vor Nowe hat mich das Unwetter eingeholt. Aber irgendwie fühlte es sich gerade gut an, mal wieder etwas Regen. Wurde recht verschont in der letzten Zeit.

Versuch mich vor dem Sturm zu drücken (hat nicht geklappt)

Die beiden Frauen an der Rezeption im Hotel Dowhan konnten wieder mal überhaupt kein Wort englisch. Zuerst schwafelten sie etwas von Faktura. Ok, Faktura verstehe ich wohl noch und schüttelte den Kopf was sie nur so interpretierten, dass ich sie wohl nicht verstehe! Also schrieben sie es in Google Translator und versuchte mir den Monitor zu zeigen, welcher sich beim Drehen gleich verabschiedete. Nie Faktura!! Danach gings nochmals ein paar Minuten bis ich verstand, dass sie fragten, wann ich denn das Morgenessen haben möchte. Ich zeigte 8 Finger und sagte dziękuję, danke. Mann, ich kann noch nicht mal bis 10 zählen auf polnisch! Ich freue mich schon auf Litauen, die sprechen Litauisch, ist bestimmt viel einfacher.

7.7.2020 Chełmża PL (Tag 35, 2’021km)

67.80km, 181hm, 4:47h, schön und wolkig, rücken- und seitenwind, eher kühl 17°

Die Nacht war ziemlich kühl im Zelt, aber es ging gerade noch, ohne zusätzliche Klamotten anzuziehen. Auch sonst war es den ganzen Tag frisch, war ein paar Mal kurz davor die Jacke anzuziehen. Dafür blieb es trocken und hatte viel Rückenwind.

Ab jetzt gibt’s immer ein Konfibrot

Anfags kam ich sehr schnell voran, da die Strecke hauptsächlich der Strasse folgte. Dann kamen zwar schöne, aber sandige und somit schwierige Wege. Gab sogar kurze Schiebepassagen, sind aber meist nur von kurzer Dauer.

Auch fast tägliches Ritual, kurze Pause nach Supermarkt

Nach 45km kam ich in die wunderschöne Stadt Toruń (Thorn).

Toruń, zu deutsch Thorn
Auch wunderschöne Stadt
Wie bei Duens, alles bis in den 5. Stock von Hand!
Endlos viele Burgen und Kirchen
Toruń, Heimatstadt von Nikolaus Kopernikus

Ich kurvte ein wenig durch die von Touristen überfüllte Altstadt und genoss in einem Café noch die Nachmittagssonne. Verbrachte gut zwei Stunden in der Stadt und fuhr dann weiter. War kurz davor die Nacht dort zu verbringen, aber irgendwie zog es mich wieder aufs Fahrrad. Die Eurovelo-Route 9 wäre bei der Grossstadt Bydgoszcz vorbei gegangen und hätte Toruń ausgelassen. Ich fuhr nur dank Aleksander hierdurch, Bydgoszcz sei nur eine Industriestadt. Die Route wäre schon noch verbesserungsfähig. Ausserdem hätte sie in Bydgoszsz noch durch einen Tunnel geführt?! Äusserst fragwürdig diese Routenwahl.

Nächster Meilenstein

In Chełmża gönnte ich mir wieder ein Hotel, das Hotel Imperium. Schon krass was man hier für wenig Kohle erhält. Zudem bekam ich im Restaurant für 6.- ein super leckeres Menü.

hübsch old-style
…sogar inklusive Jacuzzi

Nächstes anvisiertes Ziel ist Malbork, wo ich mir unbedingt die Marienburg (zeitlang die mächtigste Festungsanlage in Europa) anschauen möchte. Sollte ich in 2 Tage erreichen.

6.7.2020 Januszkowo PL (Tag 34, 1’953km)

80.47km, 251hm, 5:11h, schön und rückenwind, 25°

Als ich bei meinen polnischen Freunden aufstand, war ein ganzes Morgenbuffet bereits auf dem Tisch und ich ass zusammen mit der Familie Frühstück. Danach packte ich meine Sachen und Karolina gab mir noch ein grosses Glas selbstgemachte Konfitüre mit! Nahm ich natürlich dankend an, wenn auch ziemlich schweres Glas. Werde beim Zelten jeweils ein Konfibrot machen mit seeehr viel Konfitüre damit ich das Glas rasch möglichst vernichte 😉 Danach zeigte mir Aleksander mit dem Velo noch ein wenig seine Stadt. Er hat übrigens extra seinen freien Tag von Mittwoch auf Montag vorverlegt. Unglaublich was die alles für mich gemacht haben.

Tochter von Aleksander an einer Stelle, wo sich 2 Flüsschen kreuzen

Danach gings mit viel Rückenwind Richtung Toruń. Die Eurovelo-Route 9 würde nach Bydgoszcz führen, ist aber eine Industriestadt und Aleksander empfahl mir Toruń, welche eine mittelalterliche historische Stadt sei. Aber Toruń war noch ca. 120km entfernt, deshalb fuhr ich einfach so lange ich Lust hatte. Die Route war sehr abwechslungsreich, manchmal von Dorf zu Dorf über Strassen, dann wieder über sandige Wege durch die Wälder. Einmal musste ich sogar eine Autobahn überqueren, welche gerade im Bau ist und die eine Hälfte bereits befahren war. Nach ca. 5 Minuten warten fand ich eine gute Lücke. War eine 70er-Zone, war also quasi wie eine Überquerung einer Hauptstrasse. Ausser die blöde Mittelleitplanke war doch ein schwieriges Hindernis. Habe nicht mal versucht das Velo vollbepackt darüber zu heben.

Dieser neue Autobahnabschnitt war noch nicht mal auf der Velokarte!
Wunderschöne Wege durch die Felder und Wälder
Wieder mal sandiger Weg

In Labiszyn ging ich im Dino einkaufen und fuhr weiter durch die Wälder. In dieser Gegend wird auch sehr viel Wald aufgeforstet. Auf dieser Route hätte man überall ein Platz gefunden zum Campen. Da gibt es endlos Möglichkeiten. Nach 80km hatte ich genug und schlug mein Camp auf. Hier hat es zwar auch Mücken, aber der polnische Mückenspray scheint gar nicht so schlecht zu funktionieren. Das blieb hoffentlich eine Ausnahme, diese extreme Mückenplage damals.

Schöner Platz im Wald mit weichem Untergrund
Sponsored content aufgenommen mit DJI Mavic Mini
…und dazugehöriger Fernsteuerung mit Handy als Monitor. Echt cooles Teil.

Nun habe ich das erste Mal einen festen Termin! Am 25. Juli muss ich in Riga sein, da kommt mich nämlich Nici besuchen, juhuu! 🙂 So wie es aussieht, werde ich Russland umfahren und auch Danzig werde ich auslassen. Geplant ist nördlich zu fahren bis Malbork danach östlich durch Polen und dann via Litauen nach Lettland. Hoffe es bleibt genügend Zeit, dass ich in Lettland noch ein wenig der Küste folgen kann. Schweden muss ich wohl oder übel sausen lassen, also fahre ich weiter Richtung Norden nach Estland. Danach eventuell St. Petersburg (falls es vielleicht dann ein Visum gibt und Corona es zulässt) oder mit Fähre nach Helsinki. Von Helsinki gäbe es eine 29h-Fähre nach Travemünde in Lübeck, Deutschland. So würde ich ohne Flug Schweden überspringen können. On vera…

5.7.2020 Wągrowiec PL (Tag 33, 1’873km)

47.62km, 135hm, 3:19, schön/bedeckt, seitenwind, 26°

Am Morgen plante ich die Route für den Tag und schrieb auch mal wieder jemandem auf Warmshowers an. https://www.warmshowers.org Ist eine Webseite extra für Veloreisende wo irgendwelche Leute dir eine Übernachtung umsonst anbieten. Quasi Gratis-Airbnb. Ich bin auch schon seit einem Jahr potentioneller Gastgeber, aber bekam noch nie eine Anfrage. Bisher hatte es noch überhaupt nicht geklappt auf meiner Reise und die meisten schrieben nicht mal zurück. Aber diesmal erhielt ich innerhalb von 5 Minuten eine Antwort: „No Problem! See you later“. Ich könne bei Ihnen übernachten. Nice!

Ich fuhr dann erst nach dem Mittag los, da spätester Checkout-Zeitpunkt beim Hotel erst um 12 war und es nur eine kurze Etappe war, schlappe 48km und ziemlich flach.

Wälder ohne Ende…
…und auch Getreide gibt es en masse
Eine von unzähligen Holzkirchen in dieser Gegend

Um ca. 17 Uhr kam ich bei Aleksander und Karolina in Wągrowiec an und ich wurde herzlich empfangen auch von den beiden Kindern und dem Hund. Eigenes Zimmer, Bettzeug bereits bereit und nach einer Dusche war mein Nachtessen schon bereit. Und zwar extra für mich gekocht, da sie bereits gegessen haben! Unglaublich. Danach ging ich mit Aleksander und der dreijährigen Tochter zum See, welcher ganz in der Nähe war. Als wir zurückkamen standen bereits Crepes und Pancakes mit Konfitüre zum Dessert bereit. Sie erzählten mir dann noch von ihrer 1-jährigen Reise mit einem alten polnischen Tandem von Polen bis nach Singapur. Sehr eindrücklich!

Extra für mich gekocht
Im Vergleich zu deren Trip ist meine Reise ein Kindergeburtstag
Wunderbare Gastgeber

Es tat gut sich mal einen ganzen Abend mit jemandem unterhalten zu können und auch ein wenig mitzuerleben wie eine polnische Familie so lebt. War ein sehr schönes Erlebnis.

4.7.2020 Fałkowo PL (Tag 32, 1’825km)

69.43km, 287hm, 4:46h, sehr schön und heiss, 28°

Ich konnte wiederum sehr lange schlafen, da das Zelt voll im Schatten stand. Ich liebe es am Morgen bei angenehmen Temperaturen den Tag draussen gemütlich zu starten mit dem täglichen Ritual mit Kaffee und Reisetagebuch. Zu essen gibt es jeweils erst nach gut einer Stunde fahren oder so.

Ganz Polen ist voll mit den Plakatten von Duda. Von Trzaskowski sieht man nicht viel. Trotzdem hat der amtierende Präsident die Wiederwahl mit 44% nicht direkt geschafft. Warum wohl?!? Scheint sehr beliebt zu sein…

Nach gut 30km kam ich dann nach Poznań. Bis dahin folgte ich der R9 und ab Poznań habe ich die Spur dann verloren. Auch meine geplante Route folgte dann den ganzen Tag nicht mehr der R9, oder sie war einfach nicht signalisiert. Laut eurovelo.com sind doch noch viele Teile der R9 erst in Planung.

Kurz vor Poznań
Das war in etwa alles was ich von der Innenstadt gesehen habe 😉

Nachdem ich die Innenstadt nur streifte, überquerte ich die Warta, ein Nebenfluss der Oder und kam dann an einen schönen See. Die ganze Stadt scheint auf den Beinen zu sein (war ja Wochenende) und hängt hier am See rum. Hat Freibäder, Spielplätze, Seilpark, Cafés, Glacestände. Ich sprach dann noch eine Weile mit einem Einheimischen. Der empfahl mir seine Stadt wärmstens und überlegte mir, ob ich doch nicht bleiben sollte. Es zog mich dann aber trotzdem weiter.

Warta
Skipiste auf knapp 100 m.ü.M mit Sessel- und Tellerlilift!
Beliebtes Plätzli zum Rumhängen der Poznaner an diesem See

Dann gings weiter zum Teil wieder durch schwieriges Gelände. Als ich irgendwo die Strasse überqueren sollte, hatte ich genug von den schwierigen Wegen und folgte der Strasse bis nach Pobiedziska, wo ich mich im Supermarkt eindeckte, auch für den nächsten Tag, am Sonntag hat alles zu, zumindest nachmittags.

Immer wieder sandige Abschnitte

Ich quartierte mich im Hotel Tropikalna Odnowa ein. Leider konnte die gute Frau nur polnisch. Wäre ein Wellnesshotel wo es auch Massagen gäbe. Um ca. 20 Uhr wollte ich mal fragen gehen wegen Massage, leider war niemand mehr aufzufinden. Da war die Sprachbarriere wieder da. Hätte ich mich nämlich unterhalten können, hätte ich bereits beim Einchecken gefragt.

Hilft mir beim Aufpumpen…
…und dieses beim Kette fetten
Auch nett zum bloggen…
Jeden Tag überprüfe ich die Seite und hoffe immer auf eine Änderung der Situation

3.7.2020 Drużyna PL (Tag 31, 1’755km)

57.37km, 169hm, 4:03h, schön/bedeckt, seiten- und gegenwind, 24°

Nach einem üppigen Morgenbuffet gings bereits um 10 Uhr weiter, da dieses Hotel einem bereits sehr früh rausschmeisst. Dann zuerst mal Kette fetten 🙂 Und folgte weiter der R9 Richtung Danzig.

Zwischendurch blies der Wind etwas weniger und ich liess wieder einmal die Drohne steigen. Hatte sie schon ein wenig vergessen, bei zu viel Wind macht es einfach wenig Sinn, diese leichte Ding findest du sonst nie wieder.

Das Ding macht einfach geile Aufnahmen
Mit der Drohne gehts auch ohne Stativ
Nicht ganz einfacher Streckenabteil. Sand ist heimtückisch, sieht nach festem Untergrund aus, ist es aber meist nicht.

Wollte trotz Mückentrauma wieder draussen schlafen. Versuchte einfach mal irgendwo etwas zu finden dass weder im Wald, noch in der Nähe von Gewässer oder Naturpark liegt. Fand dann ein geeignetes Camp nicht weit abseits der Strasse hinter ein paar Bäumen, welche ich über einen kaum sichtbaren Feldweg eines Bauern erreichte. Und siehe da, mückenfrei! Es war erst 17 Uhr und konnte draussen mal so richtig chillen.

Mückenfreies Camp mit Abendsonne und Morgenschatten

30km weiter liegt bereits Poznań (Posen). Wahrscheinlich ziehe ich gleich weiter und lass diese Stadt mal aus, obwohl die sicherlich auch sehenswert wäre.

2.7.2020 Gostyń PL (Tag 30, 1’698km)

67.91km, 121hm, 4:22h, schön/bedeckt, ziemlich warm, 27°

Ich stand spät auf und fuhr erst gegen Mittag los, obwohl ich am Vorabend bereits sehr früh im Zelt war wegen den Biestern. Aber kann mittlerweile locker jeweils 10 Stunden im Zelt schlafen. Am Morgen schwierten zwar immer noch ein paar Mücken rum, aber die waren ziemlich harmlos. Das musste ich natürlich ausnützen und es gab noch ein Tässchen Kaffee mehr als sonst. Wetter war wieder ideal, wenn auch ziemlich warm. Aber mit dem Fahrtwind ist das kein Problem, erst wenn man anhält und man in der Sonne steht, erschlägt es einem fast.

Sehr wichtiges Teil! Wenn auch fragwürtig wie wirksam. Habe mir jetzt auch mal ein polnisches Spray gekauft.
Sponsored content aufgenommen mit einer Sony DSC-RX100 und JOBY Gorillapod

Ich folgte den ganzen Tag der Eurovelo Route 9. Der Wind blies aus Nordwesten und hatte dementsprächend auch immer wieder ein wenig Gegenwind.

Typische Szenerie in Polen
In Polen sehen alle Wohnhäuser so aus…
Klischee, natürlich nicht!

Die Route führt auch immer wieder durch schöne Naturparks. Ansonsten sieht die Szenerie schon immer ein wenig gleich aus, aber schön, mir gefällt es gut. Aber ich habe das Gefühl ich sei der Einzige der diese Eurovelo Route 9 fährt, sehe nie andere Touristen, was mich allerdings auch ziemlich egal ist.

immergrün
Typisches Dörfli

Was noch aufällt, in den Dörfern hat es zwar meistens einen Tante-Emma-Laden, aber so kleine Beizli sucht man vergebens, die findet man in der Regel nur in den grösseren Ortschaften.

R9 rocks!
Sehr viele Gebäude bestehen aus kleinen roten Backsteinen. Trés chic.

Gegen 18 Uhr hatte ich mein Tagesziel erreicht und checkte im Hotel Absolwent ein. In Polen kriegst du für 30.- immer ein Tophotel inklusive Frühstück! Leider hat es fast keine Campingplätze, deshalb bevorzuge ich momentan jeden 2. Tag trotzdem ein Hotel. Bei dieser Hitze bin ich froh um eine Dusche und auch um die Velokleider kurz zu waschen.

Tagesziel erreicht: Gostyń
Hier verkaufen die Floristen noch etliches mehr an Blumen für die Gräber. Kunststück, gleich nebenan befindet sich ein Blumenladen!

Nach Polen würde meine Route über Kaliningrad führen, was zu Russland gehört. Ich prüfe immer noch täglich, ob es bereits wieder Visas gibt nach Corona, bisher Fehlanzeige. Möglicherweise muss ich Russland umfahren (hört sich witzig an, „Russland umfahren“ ;-)) um dann direkt nach Litauen zu gelangen. Und aus Schweden hört man auch immer schlechtere Nachrichten. Mein Weg wird mich trotzdem zuerst noch in die Baltischen Staaten führen, aber wie ich von da oben wieder runterkommen, bleibt offen. Scheiss Corona.

1.7.2020 Ruda Żmigrodzka PL (Tag 29, 1’630km)

67.31km, 329hm, 4:38h, schön und heiss, 29°

Zuerst mal den Tag mit Komoot richtig planen. Habe mir zwei Velomeche ausgesucht, der zweite noch mit einem richtigen Verkaufsladen. Dann nochmals einen Schwenker durch die Innenstadt. Dann habe ich auf eurovelo.com versucht zu schauen wo genau die durchfahren. Die Karte ist nicht sehr hochauflösend, aber man sieht in etwa wo die Route entlang führt. Ist schon unglaublich mit dieser Technik heutzutage. Suche mir online paar Velomechs mit guten Bewertungen und studiere die Öffnungszeiten, kopiere die Adresse ins Komoot und mein Navi führt mich metergenau direkt dorthin. Easy game.

Um 11 (wann sonst?) fuhr ich mal zum ersten Mech und fragte ihn mal um die Meinung wegen der Kette. Der meinte wechseln, aber sah ihm sofort an, dass er gerade keinen Bock darauf hatte, also fragte ich zumindest für Ketten-Fett welches er mir mit einem 5-minüten Vortrag, wie ich es anzuwenden habe, dann verkaufte.

1. Pitstop: Ketten-Fett kaufen, erst noch Brunox!

Der nächste Mech schlug mir sofort vor, dass wir die Kette wechseln, dann testen und allenfalls auch noch die Kasette und Kränze wechseln. Normalerweise müsse man 1 Woche warten, aber für mich würde er es sofort machen 🙂 Nach dem Wechsel der Kette ging ich ausgiebig testen und war alles perfekt! Ich bezahlte schlappe 109 Zloty umgerechnet 27.-. Der gesamte Service hätte 300 Zloty gekostet, ungefähr 75.-, günstiger gehts nimmer, aber ich versuchs jetzt mal mit neuer Kette und alle zwei bis drei Tage richtig fetten. Den Service des Fahrrads habe ich wirklich ein bisschen aussen vor gelassen, ausser die Sattelpflege 😉 Wird mir nicht mehr passieren.

2. Pitstop: Kette wechseln

Dann verliess ich Breslau und die Strecke folgte wieder schönen Routen, entlang Velorouten oder wenig befahreren Strassen, durch Dörfer und Wälder. Ganz nach meinem Gusto.

Bye Bye Breslau
Hmmm, soll ich? Mal sehen was Tripadvisor meint
Yes, wieder richtige Fahrradwege

Irgendwann kam ich in einen Naturpark. Der erste Plan war durchzufahren und erst danach ein Camp aufzusuchen. Es sprach mich dann irgendwo im Park drin ein Pole an (der englisch sprach), wo ich denn hinwolle und ich erklärte ihm die Situation. Er meinte dass sei ja kein Nationalpark, hier könne man schon campen und zeigte mir ein mögliche Route inkl. Camp auf der Karte.

Sehr schöner Naturpark, aber sandig und zum Teil schwer fahrbar
Wäre schön für ein Camp, saftiger geschnittener Rasen, aber Strasse gleich nebenan 😉
Tja, was soll man da noch sagen

Wieder bog ich irgendwo in einen Feldweg und fand ein Plätzchen. Es fing zwar gerade an zu tröpfeln, aber es war dichter Wald fast ausschliesslich mit Buchen, da wirst du nicht so schnell nass. Also Camp stellen und danach den Kocher anwerfen. Dann kamen wieder diese verdammt lästigen stechenden Biestern. Die vermiesen dir jedes gemütliche Zelten. Sie stachen mir durch Hemd und Hosen, zudem war es noch schwül-heiss, mehr anziehen ist keine Alternative und Anti-Brumm hilft auch nur bedingt. Wie soll ich mit den Biestern umgehen, jemand eine Idee? Immerhin ist man im Zelt sicher.

Mückencamp #2

Um ca 1 Uhr fing es wieder an zu donnern und blitzen. Na toll, diesmal habe ich keine Ausweichmöglichkeit, aber das Gewitter hatte dann eine andere Route gewählt. Scheiss Wetter-App, muss mir mal Alternative suchen. Diesmal wäre ich im Zelt geblieben ganz nach dem längst überholten Motto „Vor Eichen sollst du weichen, Buchen sollst du suchen“…

30.6.2020 Wrocław PL (Tag 28, 1’563km)

65.92km, 184hm, 3:55h, schönes wetter, starker westwind, 25°

Morgens waren die Mücken zum Glück nicht mehr so aggressiv. Also konnte ich den Tag gemütlich starten, wenn auch früh, war bereits um 7 Uhr aufgestanden und um 9 Uhr auf der Piste. An diesem Tag sollte es bis Wrocław (Breslau) gehen, sind ja nur noch 70km und alles flach. Dies war eine komplette Fehlplanung, den die Route führte einfach nur direkt über irgendeine Hauptroute in die Stadt hinein. Aus irgendeinem Grund wollte ich so schnell wie möglich in die Stadt, anstatt die Zeit zu nehmen und eine schöne Route zu planen.

morning käfeli time…

Am Anfang ging es noch gemütlich ohne viel Verkehr von Dorf zu Dorf. Aber die Dörfer wurden immer grösser und der Verkehr nahm immer mehr zu. Und Velostreifen gab es keinen. Nicht einmal während dem Tag habe ich dann versucht eine Alternative zu suchen, sondern wollte es einfach nur hinter mir bringen. Die meisten Fahrer überholen mit sehr viel Abstand, aber wie überall gibt es auch Ausnahmen. Genau dies wollte ich verhindern, nie solche Strassen, werde ich in Zukunft definitv meiden. Also dann ca. 8km vor der Stadt endlich die Velowege anfingen, konnte ich es wieder richtig geniessen. Nie wieder!

Da ist nicht mehr viel Platz (per Zufall aufgenommen als ich Zeitrafferaufname machte)
Super praktisch diese Schrader-Autoventile, da kannst du an jeder Tankstelle aufpumpen. Verliere alle 2 Wochen etwa 1 Bar.

In Wrocław checkte ich dann im Hotel Sofia ein. Hatte extra ein Hotel gewählt wo in der Nähe ein Laundromat steht und auch ein Velomech gleich in der Nähe ist. Zudem gleichwohl in Laufdistanz in die Altstadt. Bereits um 15 Uhr checkte ich ein und nach einer Dusche gings gleich zum Speed Queen Laundromaten. Die sind wirklich praktisch, Wäsche rein, Münz rein und Start drücken und 30 Minuten warten.

Endlich mal wieder ALLES waschen

Abends ging ich dann zu Fuss in die Altstadt. Der grosse Ring ist ein Marktplatz inmitten der Altstadt mit sehr vielen Bars und Cafés. Wirklich sehr gemütlich! Breslau wäre allein als Städtereise sicherlich auch eine Reise wert.

Der Ring (Rynek) von Breslau
Einer von über 600 Breslauer Zwergen, welche in der ganzen Stadt verteilt sind. Sehr cool.
Breslauer Rathaus
Wunderschöner Bahnhof (mein Hotel stand gleich gegenüber)

Am nächsten Tag solls dann wieder gemütlicheren Wegen nachgehen. Bevorzugt der Eurovelo Route 9.