Ich liess den Tag wieder einmal sehr gemächlich angehen. Ich stand aber schon bei Zeiten auf, Andi war immerhin noch da, und verliess den Camping nach alter Gewohnheit erst gegen 11 Uhr. Ich wollte bis Palanga fahren, hatte da ein Hostel gefunden, Hotel waren praktisch alle ausgebucht. Da hatte ich noch keine Ahnung was mich da erwartete.
Die letzten weisen Sprüche des alten Mannes 😉Bird watching
Nach gut 2 Stunden kam ich bereits in Palanga an und war vollkommen überrascht einerseits von der wunderschönen Stränden, anderseits auch von der Menschenmenge. Wusste nicht, dass ich da an einem übermässig touristischen Ort angekommen bin. Ich lief mit dem Velo zuerst mal den langen Steg entlang, welcher ins Meer hinausragt und man sah kilometerweit nur volle Strände. Scheint die Goldküste Litauens zu sein.
fast wie in Rimini, ganz Litauen scheint hier zu seinnetter Steg
Da es erst gegen zwei war, liess ich mich in einem Restaurant nieder und bestellte gleich mal eine litauische Spezialität, Cepelinai. Mit Hackfleisch gefüllte Kartoffelklösse mit Sauerrahm. Auch das war überaus schmackhaft. Gegen 16 Uhr checkte ich dann im Hostel Symbiosis ein.
Cepelinai (Zeppeline) – litauische Spezialität
Abends ging ich dann nochmals Richtung Strand, in der Hoffnung etwas weniger Leute anzutreffen. Klappte nicht ganz, denn zu diesem Zeitpunkt war gerade Sonnenuntergang und die Leute tümmelten immer noch in Scharen am Beach. Auch die Hauptmeile war dermassen überfüllt und es herschte Kilbistimmung. Ursprünglich plante ich eventuell sogar zwei Nächte zu bleiben, aber an so einem Ort habe ich definitiv keinen Bock.
Sieht aus wie eine riesige Sause, ist aber ganz gewöhnlicher Sonntag Abend in Palanga
Nach einem Schlumi ging ich zurück ins Hostel und quatschte noch ein wenig mit meinem Zimmernachbar, ein Russe aus Sibirien welcher in Vilnius lebt und im August die Schweiz besucht! In sehr gebrochenem Englisch löcherte er mich noch mit Fragen über die Schweiz, war sehr amüsant…
Wir hatten keine Lust in Nida auf dem überfüllten Camping zu frühstücken, also packten wir nach dem Aufstehen unsere sieben Sachen zusammen und fuhren ziemlich früh los. Beim nächsten Tisch mit Bank, oder beim nächsten Café solls dann Frühstück geben. Wir fuhren der Hauptstrasse Richtung Norden und nach ein paar Kilometer kam schon ein Velofahrverbot. Da die Alternativen fehlten, fuhren wir trotzdem weiter und bei einem Schild 1200m bis zum nächsten Café bogen wir ab, obwohl dies in die falsche Richtung verlief. Über einen kleinen Hügel wechselten wir dann die Küstenseite und kamen in das wunderschöne kleinen Örtchen Preila mit einem Café gleich an der Küste. Dann frühstückten wir erst mal richtig und googelten mal, wo denn da genau die Fahrradwege sind. Glücklicherweise verliefen diese genau durch diese Ortschaft. Auch die Eurovelo-Route 10 und 13 führen genau hier durch!
Endlich Fahrradweg, und was für einen!
Schöne Kieferwälder
Die Fahrradwege führten dann meist durch Wälder oder kleinen Sandhügeln nach, aber die Küste sah man kein einziges Mal mehr! Immer war minimum eine Düne dazwischen. Hatte doch gehofft dass die Wege auch direkt der Küste folgten, war aber leider nie der Fall.
Bei einem Parkplatz mit massenhaft Leute hielten wir auch an, da muss es was touristisches geben und als wir ein Kassehaus sahen, die 5€ Eintritt verlangten war für Andi klar dass dies aus Prinzip nicht bezahlt wird. Der Eintritt war für den Zutritt zu der grössten Sanddüne gedacht . Gerade jetzt habe ich auf Wikipedia gelesen, dass wir die grösste Düne verpasst haben, die ist nämlich 1km südlich von Nida! 😉 Tja, hätte man sich mal vorher bisschen mehr informieren sollen. Egal. Andi kaufte sich ein Eis und motivierte mich dazu doch zu gehen, er hätte an der Nordsee schön genügend Sanddünen gesehen. Er würde auf die Fahrräder aufpassen. Also baute ich für Andi meinen Campingstuhl auf und lief inkognito 20m hinter dem Kassehäusschen Richtung Sanddüne. Auf halbem Weg lies ich mal die Drohne steigen und machte ein paar wirklich coole Aufnahmen.
Aus 120m Höhe aufgenommen. Geil!
Auf dem Weg nach oben stand ein Wildhüter mit einer Pfeiffe im Mund der peinlichst drauf achtete dass man den abgesteckten Weg nicht überschreitete. Nicht gerade nach meinem Gusto. Ganz oben hatte man eine wunderschöne Aussicht auf die Ostküste der Halbinsel. Hat sich also allemal gelohnt.
Auf der vermeintlich grössten Düne
Nach diesem kleinen Exkurs hatten beide durst und freuten sich auf ein wohlverdientes Bierchen. Wir fuhren und fuhren, aber bis nach Smiltynė, gleich bei der Fähre, kam kein einziges Restaurant mehr. Auch ok, dann hatten wir nämlich das meiste der Tagesetappe bereits hinter uns.
Auch hier versperrt ein Hügel die Sicht auf die wunderschönen SandsträndeAlles schön durchwegs asphaltiert
In Smiltynė gönnten wir uns ein leckeres Essen und um 18 Uhr gings mal Richtung Fähre. Diese Idee hat noch ein paar andere Touristen, denn die kurze Fähre nach Klaipėda war überfüllt. Tja, das wars schon von der Kurischen Nehrung! War ein wunderbarer Tag, wenn ich mir von den Fahrradwegen doch noch ein klein wenig mehr erhofft hätte.
Rushhour auf der Fähre
Klaipėda liessen wir links liegen uns suchten uns einen Campingplatz. Erst beim dritten hat es geklappt, die ersten zwei waren beide nicht öffentlich. Beim Camping „Dutch Cap“ befand sich auch ein edles Restaurant und wir genossen zusammen den letzten Abend. Andi wird auf direktem Weg nach Riga fahren und ich werde noch ein wenig der Küste nachfahren.
Camping „Dutch Cap“
Waren superschöne 8 Tage zusammen mit Andi und bin sehr froh habe ich ihn getroffen. Hat es doch auch sein schönes zu zweit zu fahren. Und ich konnte mich nicht satt hören an seinen unglaublichen Geschichten und tollen Humor.
Wir hofften es bis auf die Kurische Nehrung zu schaffen an diesem Tag. Nach einem sehr leckeren Frühstück mit Spiegelei und Speck fuhren wir vor 9 Uhr los Richtung Šilutė. Wir kamen schnell vorwärts und waren bereits um halb 12 in der Stadt. Dort suchten wir das Informationscenter, da wir im Internet nicht fündig wurden und es auch etwa 4 Häfen gibt, von wo man nach Nida (Nidden) auf der Kurischen Nehrung kommt. Die nette junge Dame sagte uns dass es noch eine Fähre gibt, welche um 15:00 in Minija und um 15:15 Uhr in Uostadvaris abfährt. Super! Wir entschieden uns für das 16km entfernte Uostadvaris, was sich im Nachhinein als Fehler herausstellte.
In Uostadvaris suchten wir den Hafen und fragten mal herum, ob die Fähre denn nun auch wirklich fährt. Jemand telefonierte sogar noch und fragte nach, aber es hiess, erst am nächsten Morgen um 9 Uhr. Na toll, super Touristeninfo die uns die Nudel gegeben hat. Plan B musste her. Ich fand dann einen Campingplatz in Vente, dass ist der westlichste Zipfel vom Festland und auch von da gäbe es am nächsten Tag eine Fähre. Das Problem war nun aber, dass wir zuerst bis Šilutė zurückfahren mussten (immerhin 16km) und dann erst Richtung Vente (nochmals 25km) und wir hatten überhaupt keinen Bock dazu. Vom anderen Hafen Minija wären es nur noch 9 Kilometer bis Vente, da dies auf der richtigen Seite des Kanals liegt. Ein einheimischer hat uns dann mit seinem Boot für 20€ nach Minija gefahren, Problem gelöst. War nur eine kurze 15-minütige Überfahrt, aber wir genossen diese in vollen Zügen. Für 160€ wäre er auch gleich bis Nida gefahren, war uns aber ein bizeli zu teuer 😉
Hafen von UostadvarisDer Privatkahn steht schon bereitPrivattransportSchwierige Strassenverhältnisse
In Vente gingen wir zum Campingplatz und fragten zuerst mal wie es denn aussehe mit der Fähre. Und siehe da, fährt sogar am selben Tag um 17 Uhr noch eine bis Nida! Der Campingplatz in Vente gefiel mir aber sehr gut und wäre gerne dort geblieben für die Nacht, aber Andi wollte unbedingt noch rüber. Nach kurzer Disskusion habe ich mich dann umentschieden, da wir wohl jede Gelegenheit nutzen sollten um da rüber zu kommen. Man weiss ja nicht, ob die 9 Uhr-Fähre am nächsten Tag denn auch wirklich fährt.
Endlich an der OstseeFahrt auf die Kurische Nehrung
Also nahmen wir die 17 Uhr Fähre, welche pünktlich auf die Minute fuhr. An Board waren neben uns und nur noch zwei andere Gäste. Die Überfahrt dauerte gut 1.5 Stunden. In Nida angekommen, suchten wir gleich den Campingplatz auf, welcher in 2 Kilometer Entfernung lag. Und da Wochenende war, schönes Wetter und Ferienzeit, war der pumpenvoll. Wir quetschten uns irgendwo rein und gingen danach ins Restaurant lecker essen.
Italienische Verhältnisse auf dem Camping
Den ganzen nächsten Tag werden wir auf der Kurischen Nehrung verbringen und diese am Abend auch wieder verlassen. Es gibt nur in Nida einen Campingplatz und auf der ganzen Halbinsel ist zelten strickt verboten, da es sich um ein Naturschutzgebiet handelt.
63.13km, 175hm, 3:58h, schön und heiss mit gewitter, 28°
Wieder viele Kilometer geplant und wieder erst sehr spät los. Bei dieser Wärme müsste man sich schon früher aufraffen können, aber morgens ist es jeweils auch so gemütlich einfach bisschen sitzen zu bleiben. Geplant waren 95km bis Šilutė, welches das Eingangstor ist um auf die Kurische Nehrung zu gelangen.
(Noch) wunderbares Wetter
Häufig ziemlich leere Strassen
Bereits nach 25km brauchten wir eine Bierpause. War wohl etwas früh, aber das Wetter hat danach geschrien. Puh, immer noch 70km und es war heiss.
Hitzepause
Am Horizont brodelte sich etwas zusammen und es wurde immer düsterer. Zum Glück kamen wir bald mal ins Städtchen Pagėgiai. Wir suchten uns ein Restaurant und erst beim zweiten hatten wir Glück und war geöffnet. Kaum war das Essen bestellt, schon fing es heftig an zu regnen. Eigentlich wollten wir draussen essen unter dem Schirm, aber das Gewitter war zu heftig. Wir dachten nach 15min wäre der Spuk vorbei, hörte aber dann nicht mehr auf. Um 18 Uhr nach 1.5h warten haben wir entschieden uns in Pagėgiai niederzulassen. Wären noch 35km gewesen und ich war ziemlich froh, Motivation war weg. Andi wäre wohl gerne bis Šilutė gefahren, musste aber auch einsehen, dass es keinen Sinn macht so spät in Regenmontur noch loszufahren.
War auch bisschen glücklich in Pagėgiai gleich ein gutes, günstiges Hotel zu finden, da diese doch eher dünn gesät sind. Am nächsten Tag dann nach Šilutė und hoffen, dass noch eine Fähre fährt, denn laut Internet fahren diese nur morgens um 9 und die erwischen wir sicher nicht.
Jeden Morgen ein paar Minuten schinden, das war mein Plan und diesmal war es bereits 10:30 Uhr bevor wir losfuhren, obwohl an diesem Tag ganze 100km geplant waren! Aber bei dem Plätzchen lässt sich gut Kaffee trinken. Zu diesem Zeitpunkt dachten wir nicht, das wir das noch schaffen könnten. Hätten natürlich auch kürzere Route geplant, aber wir fanden einfach keine guten Alternativen mit Hotels oder Campingplätze, sind dünn gesät in dieser Gegend.
So lässt sich ein Tag doch beginnen
Zum Glück waren nur die ersten ca. 20km noch etwas hügelig, danach ging es bis auf Meereshöhe runter und blieb für den Rest des Tages mehr oder weniger flach. Dafür war es deutlich wärmer und häufig meistens wolkenlos.
Hübsches litauisches Haus. Sieht schon etwas „nördlicher“ aus
Erst nach 70km(!) kamen wir das erste Mal an einem Restaurant vorbei, obwohl wir schon etliche Dörfer und Städtchen durchfuhren. Da gab es erst mal eine leckere Pizza für 4.50€. In einem Restaurant wohl bemerkt. Die Preise sind zwar höher als in Polen, ist aber noch im grünen Bereich 😉 Nach dem obligaten Bier vergingen die letzten fast 30km nur noch schleppend. Die Sonne drückte zwar, aber wir machten keine Pause mehr und fuhren die gut fast zwei Stunden einfach am Stück durch, beide wollten einfach nur so schnell wie möglich ans Ziel.
Ich nahm schön brav den Veloweg und fand DAS hier vor und Andi, wie er es gewusst hätte, fuhr der Strasse entlang
Jurbarkas mit dem Fluss Nemunas (Memel)
In Jurbarkas fanden wir wieder einen wundervollen Campingplatz auf einem riesigen Privatgrundstück. Der Sohn des Besitzers betreibt hier zum ersten Mal einen Camping. Und wieder fast die Einzigen, neben uns nur noch ein Wohnmobil mit einem deutschen Pärchen.
Wieder ein Traum-Camping (fast) ohne andere GästeWusste nicht so recht was ich davon halten sollte. Stellte sich heraus dass die Kabinen in Bestellung waren, ist ganz neuer Camping und die 1. Saison
Nach kurzem Spaziergang der Memel entlang gingen wir ins StarPizza. Hörte sich ziemlich billig an und gegessen hatten wir ja schon, aber entpuppte sich allerdings als sehr gemütliches Restaurant mit Aussenterasse wo Andi mir wieder ein paar unglaubliche Geschichten aus seinem Repertoir erzählte: «Als unser Konvoi mit dem Geleitschutz und dem Hubschrauber durch die Rebellengebiete fuhren…» oder «…mit einem russichen Kamaz durch KamtschatkaBraunbären beobachten war auch ganz toll».
High quality night beer shot
Und schon wieder fast 100km! Wir planen nun zusammen noch bis auf die Kurische Nehrung. Danach muss ich mal auf die Bremse treten, sonst bin ich zu früh in Riga! Ich werde mal in einem etwas gemächlicheren Tempo der Küste entlang fahren und Andi wird mal weiter ziehen Richtung Nordkapp. Der harte Hund war ja vor zwei Jahren bereits mal am Nordkapp, fuhr damals über die schwedische Seite und nun noch über die finnische Seite.
Andreas genannt Andi gewöht sich langsam aber sicher auch ein wenig an meinen Rythmus und wir fuhren erst gegen 10 Uhr los in Olecko. Am Morgen sah es gefährlich nach Regen aus, blieb aber zum Glück den ganzen Tag trocken.
Nach gut 35km kamen wir nach Suwałki wo wir uns bei herrlichem Sonnenschein erst mal ein Bier gönnten. Wir kramten die letzten Zlotys zusammen und von den übrigen Kröten kauften wir noch ein paar Süssigkeiten gleich nebenan. Am Schluss blieb praktisch nichts mehr übrig, u.a. auch eine 1-Grosny-Münze, was umgerechnet ungefähr 0.25 Rappen entspricht.
Suwałki gehörte zum russischen Zarenreich und wurde dann von den Deutschen besetzt, ehe es 1919 wieder zu Polen gehörte. In dieser Gegen gibt es viele Städte die zig-fach die Nationalität ändertenSchöne einsame Strassen
Nach Suwałki ging es endlich Richtung Norden, wurde aber immer hügeliger. Auch an diesem Tag waren es wieder 600 Höhenmeter. Und kurz vor der Grenze gab es einen 150 Höhenmeter Aufstieg mit 7% Steigung, ganz schön anstrengend bei der Sonne.
Nach heftigem Aufstieg auf dem höchsten Punkt in Polen auf ca. 280 m.ü.M.Mal eine andere Sicht auf die Dinger
Nach ein paar Kilometer kamen wir dann endlich an die litauische Grenze. Auch hier war wieder kein Schild auf der polnischen Seite wie schon an der polnisch-tschechischen Grenze.
Endlich in Lietuva!Da suchten wir vergebens den Camping
Und nach kurzer Weiterfahrt kamen wir bereits an unserem Tagesziel an, dem Wystiter See. Die Grenze zwischen Russland und Litauen führt genau durch den See. Wir bogen aber zu früh ab und mussten uns noch durch dichtes Gebüsch durchdringen, ehe wir wieder auf der Hauptstrasse landeten. Aber kurze Zeit später fanden wir dann den Camping Victoria. Wieder fast komplett verlassener Platz, nur ein deutsches Pärchen im VW Bus waren noch da. Dies stellte sich als Glücksfall heraus, da sie uns gleich zum Abendessen einluden!
Da guckst du…Zum Glück konnte ich noch diese Aufnahme machen, kurze Zeit später rügte mich der Platzwart. Liegt wohl an den Russen auf der anderen Seite des Sees 😉
Bei schönem Wetter gibt es einfach nichts besseres als draussen zu campen…
Mittlerweile komme ich immer mehr ins Hintertreffen mit Blog schreiben. Unglaublich aber wahr, ich finde kaum die Zeit! Diese Tage mit Andreas bin ich länger auf dem Fahrrad als sonst und abends zu zweit geht es auch geselliger zu und her mit Essen und Bier und so 😉
Nach einem leckeren Rührei im Hotel in Kętrzyn fuhren wir gegen 9 los Richtung Olecko. Wieder fast 90km mit vielen Höhenmetern. Diese Höhenmeter setzen einem doch ein wenig zu, aber in Litauen wird es dann wieder flächer.
In Gizycko gönnten wir uns eine Kaffee-Kuchen-Pause. Wenn man so den Strassen nachfährt, gibt es natürlich viel mehr Gelegenheiten auf ein Restaurant, als bei meinen üblichen Routen durchs „Gebüsch“. Gizycko ist ein sehr touristischer Ort. Hier sieht man auch sehr viele deutsche Touristen und vieles ist auch auf deutsch angeschrieben. Auch die Preise sind hier sportlicher als anderswo.
Coffee-breakViele bekannte OrtschaftenEs hat wirklich sehr viele Störche in Polen und Litauen
Wir kamen gegen 6 oder so auf dem Campingplatz in Olecko an. Die gute Frau an der Rezeption konnte wieder mal überhaupt kein englisch oder deutsch, aber ihre 10-jährige Tochter Lydia hat für sie übersetzt, manchmal auch mit der Hilfe des Handys. Es ging geschlagene 45 Minuten für das Einchecken, kam wir vor als würden wir ein Visum für Russland beantragen. Hier noch Adresse, da noch Unterschrift, und nochmals vollständige Adresse in diesem Register, dann noch für die Kopie für die Verwaltung. Dann 10 Minuten laufen zu einem anderen Platz um zu zahlen und da wieder hier ausfüllen und da unterschreiben. Irgendwann schafften wir es doch noch und stellten unsere Zelte und gingen zuerst mal an den See ein Bier trinken.
Auf jedem Camping immer fast alleine
Abend ausklingen lassen
Den Abend liessen wir in der Innenstadt in einem gemütlichen Aussen-Cafe ausklingen. Wir konnten nicht am See bleiben, da wir beide nicht mehr genügend Zlotys hatten.
So, das war der letzte Abend in Polen und nach fast zwei Wochen geht es mal wieder in ein neues Land: Lietuva (Litauen)!
Wir frühstückten um acht (also ich auf jeden Fall, Andreas wartete schon ;-)) und waren bereits vor neun Uhr auf der Piste. An den Rythmus muss ich mich zuerst noch gewöhnen. Hat aber auch sein Gutes, da hast du bereits am Mittag etliche Kilometer hinter dir. Ok, wenn man 100km pro Tag machen will, dann geht das nicht anders wenn du nicht bis spät in die Nacht fahren möchtest.
Immer warten auf die DeutschenKaliningrad wäre auch nicht mehr weit!
In Lidzbark Warmiński gönnten wir uns erst mal einen Kaffee. Wetter war wieder einmal ideal. Zum Fahren angenehme Temperatur, wenig Wind und wenn, dann Rückenwind und bedeckt mit sonnigen Abschnitten. In den letzten Tagen waren die Temperaturen doch meistens unter 20°. Was sich aber massiv verändert hat, sind die Höhenmeter. Es wird immer hügeliger, je mehr wir in den Osten fahren.
Moin!An der Instandhaltung der Bushaltestelle könnte man noch dran arbeiten
In Święta Lipka kamen wir per Zufall an einen der bekanntesten polnischen Marienwallfahrtsorte. Das Dorf war voll von Touristen und an es gab zig Stände mit kirchlichen Souvenirs. Wir gingen auch in die Kirche und war schon noch beeindruckend mit einer gigantischen Orgel und vergoldeten Verzierungen und Gemälde und Malerien ohne Ende. Die Basilika gehört laut Wikipedia zu den bedeutendsten Denkmälern des Barock in Nordpolen. Tja, da sind wir froh haben wir das nicht verpasst! 😉
Wallfahrtskirche Heiligelinde in Święta Lipka
Nach über 100 Kilometer und über 700(!) Höhemeter kamen wir etwas müde in Kętrzyn (Rastenburg) an. Das Hotel hatte zum Glück auch noch gleich ein Restaurant und ich genehmigte mir endlich mal Pierogi, eine polnische Spezialität, so Teigtaschen mit Fleichfüllung. Man waren die lecker!
Pierogi, super lecker!
Andreas erzählte mal wieder ein paar Kapitel von seinen Räubergeschichten und dann gingen wir früh zufrieden und happy ins Bett.
Ich verliess Malbork erst gegen Mittag und hatte mir mal eine 2-tägige Route bereit gelegt, 140km und irgendwo in der Mitte mal wild zu zelten. In dieser Gegend werden die Hotels schon ein bisschen rarer.
Irgendwann fragte mich mal ein Tourenfahrer „Where you going?“, als ich gerade Pause machte. Wir kamen ins Gespräch und konnten dann in deutsch weiter sprechen, er kam nämlich aus Hamburg und heisst Andreas und ist auf dem Weg ans Nordkapp. Da wir mehr oder weniger die selber Route haben, fuhren wir mal ein paar Kilometer zusammen. Das Tempo scheinen beide etwa dasselbe zu haben, obwohl er bereits 70-jährig war! Er teilte mir mit, dass er bis Orneta fährt. Ich wollte eigentlich wild zelten aber entschloss mich dann auch bis dort zu fahren, gingen aber getrennte Wege, ich wollte noch ein wenig über Land fahren und er bevorzugt den Asphalt. Wir einigten uns aber auf ein gemeinsames Hotel und traffen uns dann später im Hotel. Ich benötigte ca. 1h mehr als er.
sieht immer düsterer aus, als es eigentlich warAndreas, 70, aus Hamburg und fit wie ein Turnschuh
Abends gingen wir zusammen essen und tranken noch ein paar Bierchen und er erzählte tolle Geschichten aus seinen vergangenen Jahren auf Reisen. Unglaublich wo der überall schon war, hat bereits 137(!) Länder bereist. Seine Geschichten fangen etwa immer so „Damals in Uganda bei den Gorillas…“, oder „1973 in Afghanistan…“, oder „als wir mit den Booten in der Antarktis ankamen…“.
Den nächsten Tag werden wir zumindest mal zusammen in Angriff nehmen. Es gibt schon ein paar Unterschiede zwischen uns, er fährt morgens früh los, fährt fast nur Strasse und macht im Schnitt gegen 100km pro Tag und bevorzugt Hotel und Campingplätze und keine wild camps. Mal schauen wie es weitergeht, aber ein bisschen Gas zu geben scheint momentan nicht schlecht zu sein, möchte ich doch auch noch bis zur Kurischen Nehrung…
Mit dem Apartment war ich super zufrieden, viel Platz, Kühlschrank, Badewanne… sehr gemütlich, ideal für einen Ruhetag.
Nettes Apartment in Malbork
Nach dem Pflichtprogramm lief ich mal Richtung Marienburg und löste mir ein Ticket um die Burg auch von innen zu besichtigen. Dazu gab es ein Gerät mit Kopfhörer, welches dich durch die Burg führt mit deutscher Audiodeskription. Hätte ehrlich gesagt nie gedacht, dass mich das so begeistern würde! Super gemacht, ich verbrachte über 3h in der Burg. Die haben auch einen unheimlich grosse Sammlung an mittelalterlichen Sachen wie Waffen, Rüstungen, Werkzeuge, usw. Sehr zu empfehlen.
Voll der Tourist…
Im Innern der Burg leider auch Maskenpflicht. Das kommt bei euch auch noch, nicht nur für ÖV 😉Auch die Marienburg blieb im 2. Weltkrieg nicht verschont
Jetzt gehts definitiv Richtung Osten und Kaliningrad muss ich mir in den Wind schreiben. Hoffe trotzdem dass die Zeit noch reicht für die Kurische Nehrung, denn von litauischer Seite gibt es eine Fähre auf die Halbinsel!