23.6.2020 Malé Leváre SK (Tag 21, 1’175km)

60.54km, 168hm, 4:23h, schönes wetter, heftiger gegenwind, 26°

Am Morgen suchte ich zuerst wieder einen Fahrradmech. Natürlich konnte der fast überhaupt kein englisch, aber ich konnte ihm mit Händen und Füssen erklären wo das Problem liegt. Er mass den Abstand zwischen den Kettengliedern und hat festgestellt, dass ich Kette inklusive Kränze wechseln muss. Nach 3000km müsse man das wechseln. Na toll, kaum losgefahren, schon wechseln? Er habe nichts auf Lager, wo ich den hingehe? Nach Tschechien, dann Polen. Ich soll es unbedingt in Polen wechseln lassen, sei sehr günstig dort! Ich bat ihn dann zumindest die Kette zu fetten. Und siehe da, nach dem Fetten fühlte sich die Schaltung wieder wie neu an! Muss mir unbedingt noch ein Fläschchen Kettenöl kaufen, habe ich nähmlich vergessen. Möglicherweise werde ich in Polen das Ganze dann trotzdem wechseln, möglicherweise schon vorgängig die Sachen bestellen.

Fettet die Kette mit einer Zahnbürste ein. Clever!

Nach Bratislava führte der Weg dann noch ca. 10km der Donau entlang mit einigen schönen Burgen. Danach wechselte die Szenerie dann ziemlich. Es wurde viel hügeliger und ging durch schöne Wälder und Felder. Der Weg führte dann lange der March entlang, der Grenzfluss zwischen der Slowakei und Österreich, welcher in die Donau mündet.

Letzter Blick auf die Donau
Burg Theben an der Grenze zwischen Slowakei und Österreich

An der March entlang führte auch der Eiserne Vorhang. Dies sieht man an sehr zahlreichen alten Bunkern und Denkmälern. An dieser Grenze an der March wurden über 400 Personen erschossen, welche versucht haben die Grenze zu überqueren. Schwer vorstellbar sowas.

Dann wurde es richtig abenteuerlich. Auf beiden Seiten des Fahrradweges kam das Hochwasser immer näher. Dann mal einige Meter lang auch über den Weg, dann immer längere Abschnitte und immer tiefer. Zu diesem Zeitpunkt war ich schon ziemlich lange dem Weg nachgefahren, ohne Ausweichmöglichkeit. An der tiefsten Stelle war ich mindestens 30-40cm im Wasser. Zum Fahren ging das noch ohne Probleme, aber die Taschen machten mir langsam Sorgen, ob die innen wirklich trocken bleiben mit all dem Technik-Equipment? Aber diese Ortlieb-Taschen sind einfach der Hammer, nichts, aber auch gar nichts wurde nass. Ausser natürlich die Socken.

Wie tief ist wohl hier die tiefste Stelle?
Das erste Mal nasse Socken

Bei der nächsten Kreuzung ging ich dann Richtung Hauptstrasse. Hat zwar Spass gemacht, aber ich wollte nicht riskieren, dass es möglicherweise noch tiefer kommt.

Für die 60km brauchte ich ziemlich lange, denn es herschte wieder einmal heftiger Nordwind, sprich Gegenwind. Wirklich mühsam, zum Teil erreichte ich nicht einmal 10km/h und das bei flachem Terrain!

Machte dann Halt beim Camping Ravida an einem sehr schönen See. Im Restaurant genehmigte ich mir eine lokale Spezialität, Lángos (anscheinend auch in Ungarn und Tschechien Spezialität, wie bei uns Pommes). Irgend so ein Frittiertes-Teig-Dings. Die Slowaken essen es mit Ketchup und Käse, mir reichte die einfache Variante. Bei der Bestellung verteilten sie Nummern. Ich hatte die 21. Dann mal googeln was einundzwanzig denn auf slowakisch heisst. dvadsat’jeden. Wartete dann ewigs auf diese Nummer. Sie riefen irgendwas Unverständliches und ich dachte, ich warte einfach bis niemand was abholen geht, dass müsste dann meins sein. Passierte aber nie und ich musste nachfragen gehen. Ging anscheinend vergessen 😉

Camping Ravida
Lecker Lángos mit Knoblauch, dazu tschechisches Bier, die Slowaken haben nichts Gescheites
Sehr schöner Camping mit Sandstrand
Feierabend

22.6.2020 Bratislava SK (Tag 20, 1’115km)

73.98km, 171hm, 4:23h, bedeckt, ziemlich rückenwind, 20°

Bevor ich losfuhr ging ich zu Fuss noch in einen Outdoor-Shop und kaufte mir eine neue Gaskartusche als Reserve. Ist aber unglaublich wie lange die halten, hatte nur eine mitgenommen, wo maximal noch ein Drittel voll war. Immer noch nicht leer.

Ich fuhr dann wie immer um 11 los und der Weg führte mich noch bei paar Sehenswürdigkeiten vorbei, Hunderwasserhaus, Stadtpark, Staatsoper.

Hundertwasser-Haus in Wien
Wien aus der Ferne

Kurze Zeit später war ich schon aus Wien raus, aber wegen einer Überschwemmung schon die erste Umleitung. Der Umweg war aber eher von kurzer Dauer. Die starken Regenfälle der letzten Tage haben doch etlichen Schaden angerichtet.

na toll… UMleitung = UMweg

Der Weg führte dann eeewigs lange auf einem Dammweg schnurstracks geradeaus. Immerhin hatte ich Rückenwind, war aber ziemlich langweilig.

In einem der letzten Dörfer in Österreich suchte ich noch einen Velomech auf, den ich gegoogelt habe. Leider war dieser nicht zuhause. Einige der Gänge, speziell die kleineren, hören sich immer schlechter an. Kann sie zwar noch alle einlegen und fahren, hört sich aber nicht mehr so gesund an. Dann halt in Bratislava.

Nach etwa 60km kam ich dann endlich an die slowakische Grenze.

Unspektakulärer Grenzübergang zur Slowakei

Kurz nach der Grenze (oder schon vorher?) sah man am Horizont auf einem kleinen Hügel schon Bratislava! Das war dann das erste Mal, dass ich ein wenig emotional wurde. Habe irgendwie realisiert wie weit ich eigentlich in dieser kurzen Zeit schon gekommen bin.

Und dann nach paar Kilometer war man schon inmitten der Stadt, wo ich mir ein Bierchen genehmigte bei sehr angenehmen Temperaturen. Während dem Bier noch kurz eine Schnellbleiche über die Sprache und das Land. Hallo=Ahoj, Tschüss=Cau, Danke=D’akujem, Bitte=Prosim usw… Bezahlt wird mit Euro und Maskenpflicht gibts leider auch noch.

Burg Bratislava, Wahrzeichen von Bratislava aus dem 9. Jahrhundert
Bei diesem Schild konnte ich unmöglich vorbeifahren…

Ich checkte dann in der Pension Petit ein, inmitten der Stadt. Ich ging dann nur kurz in die Stadt um noch einzukaufen und einen Bikeshop aufzusuchen. Der Shop gleich um die Ecke hat aber seit Corona noch nicht geöffnet. Danach hatte ich keine Lust mehr auszugehen oder Sehenwürdigkeiten anzuschauen. Noch ein bisschen Blog geschrieben und mit Nici gekabelt.

Sehr günstiges, aber grösszügiges Hotelzimmer inmitten von Bratislava

Mal sehen was die Slowakei so bietet, freue mich auf jeden Fall!

21.6.2020 Ruhetag in Wien A (Tag 19)

Gegen Mittag ging ich mal Richtung U-Bahn und als ich bei der Station ankam nach ein paar Minuten, war ich bereits ziemlich nass. So wird das nichts mit Sightseeing. Naturhistorisches Museum oder Café/Bar? Ich landete dann im Top Kino, Mischung aus Kino, Bar und Küche. Sehr gemütlich.

Top Kino in Wien

In Wien herscht übrigens in der U-Bahn immer noch Maskenpflicht. Musste mit der Regenjacke etwas improvisieren.

Danach ging ich wieder zurück ins Apartment, da es immer noch regnete. Habe dann mal versucht zu planen, wo ich die nächsten Tage durchfahren werde, aber kam noch auf keinen grünen Zweig. Nach Brno (Brünn) oder direkt bis Olomouc (Olmütz)? Das ist beides bereits in Tschechien. In der Slowakei werde ich nur ca. 2-3 Tage sein. Danach wohl die Eurovelo 9 Richtung Gdansk (Danzig) durch ganz Polen.

Hmm, wo genau durch Slowakei, Tschechien und Polen??

Gegen Abend hat es dann endlich aufgehört zu regnen und ich konnte doch noch ein paar Sehenswürdigkeiten anschauen gehen.

Schloss Schönbrunn
Na toll, da stehst du schon mal beim Rathaus in Wien, dann das…
Am Wochenende viel mehr Regen als sonst im ganzen Juni! Das habe ich ja voll gut getroffen…

Dann zum Abschluss noch ins Irish Pub „Bockshorn“, wo ich mit zwei Wienern über Gott und die Welt plauderte.

Irish Pub „Bockshorn“, sehr zu empfehlen.

Übrigens, endlich hatte ich auch noch mal Zeit die Inserate für mein Motorrad aufzuschalten. Ich verkaufe meine Kawasaki ER-5, falls jemand Interesse hat 😉

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20.6.2020 Wien A (Tag 18, 1’041km)

88.87km, 209hm, 4:58h, heftiger dauerregen ohne pause, 11°

Der Tag begann wieder mal mit Regen. Egal, wird schon nicht ununterbrochen so bleiben, einfach mal losfahren. Ich fuhr dann zweieinhalb Stunden mehr oder weniger non-stop der Donau entlang. Immerhin wieder Rücken- oder Seitenwind. Bläst der Wind von vorne bei dem Wetter, das ist effektiv extrem mühsam, habe dies ein zweimal gemerkt, das ist kein Spass.

wie wahr…

Nach ca. 40km hielt ich in einer Gaststätte an um wieder trocken zu werden und mir einen kleinen Imbiss zu genehmigen. Dann wieder mal die Frage, wohin? Auf dem Weg bis nach Wien habe ich kein geeignetes Hotel gefunden. Also los, fahren wir bis nach Wien, das Wetter wird ja hoffentlich doch bald besser werden. Auf direktem Weg wären es 40km, allerdings mit Hügeln und der Donau entlang wären es noch 48km. Ich entschied mich fürs Umfahren.

Die ersten 1 000 000 Meter
was itse?!

Irgendwann am Nachmittag buchte ich dann mit dem Handy ein Apartment ca. 2km vom Stadtzentrum entfernt.

Da dachte ich noch, ich wär schon fast am Ziel

Dann ca. 10km vor dem Ziel kam ich in die Vororte von Wien. Von da an brauchte ich immer noch unglaubliche 1.5-2h bis zum Hotel und es regnete in Strömen. Denn der Weg führte mehr oder weniger durchs Zentrum und es war Abendverkehr. Ich stand an gefühlten 300 Ampeln und es war IMMER rot. Das war auch das erste Mal das meine Nerven so richtig strapaziert wurden. Zu diesem Zeitpunkt fuhr ich schon 4-5 Stunden im Dauerregen und dann diese endlose Warterei an den Ampeln. Zudem extrem viel Verkehr, heftiger Wind, viele Fussgänger und dann noch fahrradfahren in einer Grossstadt, welche man überhaupt nicht kennt. Nach gefühlter Ewigkeit führte mich das Navi aber zielsicher bis vor das Apartment. Ohne Navi wäre ich verloren gewesen in diesem Chaos.

Schon mal bisschen Sightseeing…
Nur eine der ca. 300 roten Ampeln, aussnahmsweise ohne Verkehr

Aber nach einer warmen Dusche und die Vorfreude auf ein Wiener Schnitzel war die Welt wieder in Ordnung. Kurze Zeit später konnte ich die Vorfreude in die Tat umsetzen und ass ein köstliches Wiener Schnitzel im „Zum lieben Augustin“. Da ich schön brav fast alles aufgegessen habe, erhielt ich von der Wirtin noch ein Stamperl Schnaps.

Hoppla, habe doch nur eine Portion bestellt!

Die Wetterprognose bleibt mies für den nächsten Tag und ich werde eine weitere Nacht in Wien bleiben.

19.6.2020 Krems an der Donau A (Tag 17, 952km)

104.95km, 240hm, 5:30h, teilweise bedeckt, starker rückenwind, am schluss platzregen, 22°

«Ich packe meine Sachen und bin raus mein Kind, Thomas K. ist auf der Reise und hat Rückenwind.»

Es ging schon um 9:30 Uhr los und bis am Mittag hatte ich bereits 40km vollbracht! Perfekte Bedingungen, nicht zu heiss, zum Teil bedeckt, zum Teil Sonne, sehr flach und vorallem, VIEL RÜCKENWIND! Bereits hier dachte ich daran, dass 100km zu machen wären. Wenn 100km an einem Tag, dann an diesem Tag, einfacher wirds bestimmt nicht mehr auf dieser Reise.

Ybbs an der … na was wohl!?

Ist unglaublich, wenn du mit 25-30km/h vorankommst und du hast das Gefühl es wäre windstill. Dann, mein Freund, bist du gleich schnell wie der Wind 🙂

Krummnussbaum an der Donauuferbahn, nicht zu verwechseln mit Krummnussbaum am Donauuferweg
gefühlt der erste Brunnen seit 300km

Irgend einmal während dem Tag wechselte (endlich) mal die Szenerie. Ich kam ins Wachauer Weinbaugebiet! Der Radweg verlief hier durch wunderschöne Dörfer und es ging auf und ab. Den Donau-Radweg immer nur der Donau entlang habe ich dann mal gesehen, wird mit der Zeit etwas langweilig. Aber immerhin braucht es nicht viel Energieaufwand.

Wachauer Weinberge
vineyard

Gegen 17 Uhr kamen immer mehr Wolken auf und ich war mir nicht mehr sicher, ob ich es noch ins Trockene schaffen werden. Ich wollte bis Krems.

kurz vor der Apocalypse, kam dann auch so…

Dann 1.5km vor Krems schüttete es wie aus Kübeln. War mir aber ziemlich egal, die 100km waren geschafft und das Ziel ganz nah. Kurze Zeit später checkte ich im Gästehaus Einzinger ein.

100km an einem Tag, Check!

Bis nach Wien sind es nur noch ca. 80km und bis zur slowakischen Grenze keine 150km mehr. Ich komme gut voran!

18.6.2020 Ruhetag in Au an der Donau A (Tag 16, 847km)

9.47km, 20hm, 33min, supermarkt retour

Der freie Tag wurde vollends ausgenützt mit augestauten Pendenzen wie Rechnungen bezahlen, Blog schreiben, Wäsche waschen, Velopflege und besonders wichtig: Chillen.

Die Wetterprognose war wieder mal voll daneben, hat Regen gemeldet den ganzen Tag. Aber ab 8 Uhr morgens kam der Regen nicht mehr und ab frühen Nachmittag kam sogar die Sonne.

Es ginge auch ohne Unterstand, Regen kam nicht mehr.
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Wirklich schöner Camping
sun dry

17.6.2020 Au an der Donau A (Tag 15, 837km)

65.02km, 155hm, 3:59h, meistens bedeckt, am abend sonne, leichter wind, 22°

Die Nacht blieb zum Glück trocken und am Morgen zeigte sich sogar noch die Sonne und ich konnte das Zelt komplett trocken verpacken. Um halb 11 fuhr ich los.

Und täglich grüsst das Reisetagebuch…
Isch eifach scho as geils Velo…

Der Weg führte wieder mal über eine Fähre. 3.40€ hat es diesmal gekostet und der Dampfer war voll. Auch ziemlich viele Schulkinder. Könnte mir vorstellen, dass diese Fähre sogar ohne Subventionen auskommt. In dieser Gegend merkt man gut, dass es viel touristischer ist als anderswo. Zum Beispiel merkt man dies auch an den Bierpreisen. 😉

Another ferry…
Typischer Radweg an der Donau entlang

Nach 30km fuhr ich in Linz vorbei, aber ging nicht in die Innenstadt. Die Etappe war eigentlich einfach. Alles flach, angenehme Temperaturen, nur leichter Wind, meistens bedeckt, aber die Beine waren müde. Sehr müde. Das war bereits wieder der siebte Tag am Stück ohne Pause. Ist definitiv an der Zeit wieder einen Tag zu pausieren, ausserdem prognostizierte es schlechtes Wetter. Ich fand dann einen sehr schönen Campingplatz wo ich mein Zelt stellte und den Abend zusammen mit zwei pensionierten Kajak-Fahrern ausklingen lies. Diese hatten ihre Zelte unter einem Unterstand platziert mit Sitzgelegenheit und Strom. Da sie am nächsten Tag abreisen wollten, werde ich diesen Platz in Beschlag nehmen und mir einen freien Tag gönnen.

Camping „Au an der Donau“. Sehr kreativer Name, befindet er sich doch in Au an der Donau.

Aber neben den müden Beinen fühle ich mich physisch und seelisch ausgezeichnet. Ich kann mich nicht an schlechte Laune erinnern bisher. Ok, ausser vielleicht an einem Morgenbuffet in Bayern. Oder nach dem Ausscheiden im Online-Poker 😉 Dies war aber jeweils nur von kurzer Dauer.

16.6.2020 Aschach an der Donau A (Tag 14, 772km)

71.96km, 472hm, 4:38h, bedeckt, kein wind, 17°

Bei der Übernachtung im Hotel „Zum Goldenen Anker“ (hört sich nur teuer an, war aber das günstigste weit und breit) war das Frühstück inklusive. Es gab zwar ein Buffet, aber dieses war hinter geschlossenen Pexiglasscheiben. Zwei junge Damen belegten für dich die Teller. Dauerte gefühlt eine halbe Stunde für den ersten Gang, da sie dich mit Maske auch schlecht verstehen und dann noch mit Schweizer-Hochdeutsch: „Noch bizeli von dem Käse bitte“ – „Was von dem?“ – „Nein von diesem. Genau. Aber bizeli mehr bitte“ – „Wie bitte??“ – „Bisschen mehr von dem Käse“ – „Von diesem?“ – „Nein, vom demselben wie vorher!“. Ahh, zum Haare raufen und dies war nur für den Käse. „Dazu Honig bitte“ – „Den Flüssigen oder den Festen?“, Arrrgh… Von dem war ich froh gings etwas später über die Grenze, da in Österreich seit dem 15. Juni (also ein Tag vorher) keine Maskenpflicht mehr herscht z.B. in ÖV, Restaurants und Tankstellen.

Um ca. 11 Uhr (mittlerweile so der Standard) fuhr ich in Windorf los. Nach ca. 20km kam ich durch Passau. Letzte Stadt in Bayern vor der Grenze. Hübsche Stadt, hier hätte man sich auch gut vergnügen können.

Passau, „Dreiflüssestadt“ wo Donau, Inn und Ilz zusammenfliessen

Dann gings auf Deutschlandseite noch ein wenig weiter der Donau entlang bis dann die Grenze zu Österreich kam.

Österreich Check! Next…

Um ca. 15 Uhr war ich bereits in Engelhartszell. Das war der Ort den ich mir mal im Navi eingegeben habe (nach ca. 52km). Hatte aber noch keine Lust die Etappe zu beenden und die Wetterprognosen waren auch ganz ok. Also ging ich Speiss und Trank einkaufen und fuhr weiter. Einige Zeit später kam ich nach Schrögen. Interessante Ortschaft mit viel historischer Geschichte. Hier gabs ziemlich viele Ausgrabungen von den Römern.

Etwas Kulturelles: Römerbad in Schrögen. Jenni empfahl mir auch mal was anschauen gehen… Et voilà

In Schrögen musste ich mich entscheiden ob ich der Donau folgte, was ziemlich ein Umweg war, dafür flach, oder direkt über einen 200 Höhenmeter-Hügel. Ich entschied mich für den Hügel, da es unten an der Donau für mich schwierig schien einen geeigneten Schlafplatz zu finden, weil es links und rechts vom Ufer steil bergauf ging. Der Hügel stellte sich als Fehler heraus, da es weder einen Veloweg, noch einen geeigenten Platz zum Campen gab. Zudem schmerzten die Beine. Akku war leer. Erst nach der ganzen Abfahrt auf der anderen Seite des Hügels fand ich einen geeigneten Platz an einem Bach, ca. 200m abseits der Strasse.

Wild Camp #3…
…am Bach, gut getarnt

An diesem Morgen habe ich übrigens noch die ersten 6 Übernachtungen per Mail angeschrieben, da ich meinen Innenschlafsack vermisste. Ich erhielt von allen 6 eine Antwort und siehe da, mein Innenschlafsack wurde gefunden! Ironie der Geschichte, er ging genau zu dem Zeitpunkt vergessen/verloren, als ich mein Ladegerät fürs Laptop gesucht habe, nämlich im Hotel in Baden. Keine Ahnung wie das passieren konnte, da ich in Baden damals extra nochmals durchs ganze Zimmer ging, dass mir das ja nicht noch einmal passiert. Zudem finde ich auch den Regenüberzug für den Ledersattel nicht mehr. Wenn das so weiter geht…

15.6.2020 Windorf D (Tag 13, 700km)

70.85km, 189hm, 4:01h, regen regen regen, 13°

Zusammenfassung des Tages: Regen, Regen, Regen. Aber die Laune war ausgezeichnet! Insofern man trocken bleibt, ist es ja auch überhaupt kein Problem. Die Leute an der Strasse schauen dich an und haben Mitleid. Dabei ist es umgekehrt!

Nach knapp 20km erwartete ich ein Brücke über die Donau. Mist, keine Brücke, Sackgasse! Ah Moment, Navi sagt was von Fähre…

Fähre? Was Fähre?
Tatsächlich, da kommt eine Fähre!

Als der Kapitän mich sah auf der Gegenseite, fuhr er sofort los und keine 5 Minuten später war mein persönliche Fähre schon da. 1.50 Euro hats gekostet. Hmm, würde mal behaupten die lässt sich ohne Subventionen nicht finanzieren 😉

Da ich der einzige Gast auf der Fähre war, musste ich auch die Maske nicht tragen, lol…

Das war schon das Highlight des Tages, mein Navi hat dies für mich geplant.

Schafe so weit das Auge reicht

Heute morgen fuhr ich bereits vor 10 Uhr (!) los und diesmal wollte ich nicht den Fehler machen, dass kein Restaurant mehr offen hat, wenn ich Mittag machen möchte. Deshalb genehmigte mir um ca. 1 Uhr ein üppiges Mittagessen in Deggendorf und trocknete alle meine Kleider für die zweite Hälfte der Etappe.

Die zweite Hälfte verging wie im Fluge, führte durch schöne Lavendel- und Mohnfelder. Vorbei an Dörfern, Burgen, Flüssen. Wirklich tolle Gegend hier der Donau entlang.

Regenpause
finde gerade keine Klugscheisser-Hintergrund-Infos zu der Ruine
Vislishofen an der Donau

Kurz vor 5 kam ich im Hotel zum Goldenen Anker an in Windorf. Wieder Scheiss-Wetter, wieder Hotel, tja… Morgen gehts nach Österreich! Haben die auch Maskenpflicht? Ich weiss es nicht, wir werden sehen…

14.6.2020 Straubing D (Tag 12, 630km)

51.69km, 164hm, 3:05h, leichter regen, 15°

Um 11 Uhr gings los und der Gastgeber war völlig überrascht, dass ich noch da war, weil ich bereits um halb neun am Morgenbuffet war. Ob ich nochmals schlafen ging, fragte er. Morgens schreibe ich meistens noch in mein Reisetagebuch, welches mir Nici geschenkt hat. Zudem dauert es einfach, bis alles wieder seinen Platz in den Taschen hat.

Dieses Gästehaus nahm es nicht so streng mit den Regeln, keine Maskenpflicht und ein Morgenbuffet gabs auch. Gut so.

Es war Sonntag und die Reise ging durch viele verschlafene bayrische Dörfer. Fast keine Menschenseele unterwegs. Auch die Biergärten sind alle komplett leer. Ok, bei dem Wetter verstehe ich es noch, aber hat auch viele gedeckte Biergärten und keine Sau weit und breit. Scheiss Corona.

Typische Kirche in Bayern
Endlich mal in Obermotzing
jööö

Kurze Zeit später war ich auch schon wieder an der Donau und landete im wunderschönen Städtchen Straubing.

Straubing

Bis dahin warens gut 50km und genehmigte mir erst mal eine heisse Suppe und eine Cola. Nach kurzer Zeit fing es richtig an zu regnen und dann war der Fall für mich klar, ich bleibe in Straubing. Ich suchte mir ein Hotel. Leider war das Hotel noch geschlossen, öffnen erst um 17 Uhr. Also Fahrrad im Hinterhof platziern, umziehen und zu fuss nochmals ins Städtchen.

Innenstadt von Straubing

Leider sieht es für die kommenden Tage immer noch nicht so gut aus mit dem Wetter, der Sommer will einfach nicht in die Gänge kommen. Zum Fahren ist es mir eigentlich noch egal. Nicht egal, aber mit guter Ausrüstung ist es viel weniger schlimm als man annehmen würde. Aber das ich nicht häufiger campen kann, immer wieder Hotels, das fängt schon jetzt an zu nerven. Schaue mir natürlich auch Alternativen an zu Übernachten, Airbnb, Warmshowers, B&B. Aber meist auch nicht ganz so einfach etwas Passendes zu finden.

Jetzt sind es noch gut 90km bis nach Passau, sprich bis zur Grenze nach Österreich. Und seit heute sind die Grenzen ja offiziell wieder offen! Passt…