3.7.2020 Drużyna PL (Tag 31, 1’755km)

57.37km, 169hm, 4:03h, schön/bedeckt, seiten- und gegenwind, 24°

Nach einem üppigen Morgenbuffet gings bereits um 10 Uhr weiter, da dieses Hotel einem bereits sehr früh rausschmeisst. Dann zuerst mal Kette fetten 🙂 Und folgte weiter der R9 Richtung Danzig.

Zwischendurch blies der Wind etwas weniger und ich liess wieder einmal die Drohne steigen. Hatte sie schon ein wenig vergessen, bei zu viel Wind macht es einfach wenig Sinn, diese leichte Ding findest du sonst nie wieder.

Das Ding macht einfach geile Aufnahmen
Mit der Drohne gehts auch ohne Stativ
Nicht ganz einfacher Streckenabteil. Sand ist heimtückisch, sieht nach festem Untergrund aus, ist es aber meist nicht.

Wollte trotz Mückentrauma wieder draussen schlafen. Versuchte einfach mal irgendwo etwas zu finden dass weder im Wald, noch in der Nähe von Gewässer oder Naturpark liegt. Fand dann ein geeignetes Camp nicht weit abseits der Strasse hinter ein paar Bäumen, welche ich über einen kaum sichtbaren Feldweg eines Bauern erreichte. Und siehe da, mückenfrei! Es war erst 17 Uhr und konnte draussen mal so richtig chillen.

Mückenfreies Camp mit Abendsonne und Morgenschatten

30km weiter liegt bereits Poznań (Posen). Wahrscheinlich ziehe ich gleich weiter und lass diese Stadt mal aus, obwohl die sicherlich auch sehenswert wäre.

2.7.2020 Gostyń PL (Tag 30, 1’698km)

67.91km, 121hm, 4:22h, schön/bedeckt, ziemlich warm, 27°

Ich stand spät auf und fuhr erst gegen Mittag los, obwohl ich am Vorabend bereits sehr früh im Zelt war wegen den Biestern. Aber kann mittlerweile locker jeweils 10 Stunden im Zelt schlafen. Am Morgen schwierten zwar immer noch ein paar Mücken rum, aber die waren ziemlich harmlos. Das musste ich natürlich ausnützen und es gab noch ein Tässchen Kaffee mehr als sonst. Wetter war wieder ideal, wenn auch ziemlich warm. Aber mit dem Fahrtwind ist das kein Problem, erst wenn man anhält und man in der Sonne steht, erschlägt es einem fast.

Sehr wichtiges Teil! Wenn auch fragwürtig wie wirksam. Habe mir jetzt auch mal ein polnisches Spray gekauft.
Sponsored content aufgenommen mit einer Sony DSC-RX100 und JOBY Gorillapod

Ich folgte den ganzen Tag der Eurovelo Route 9. Der Wind blies aus Nordwesten und hatte dementsprächend auch immer wieder ein wenig Gegenwind.

Typische Szenerie in Polen
In Polen sehen alle Wohnhäuser so aus…
Klischee, natürlich nicht!

Die Route führt auch immer wieder durch schöne Naturparks. Ansonsten sieht die Szenerie schon immer ein wenig gleich aus, aber schön, mir gefällt es gut. Aber ich habe das Gefühl ich sei der Einzige der diese Eurovelo Route 9 fährt, sehe nie andere Touristen, was mich allerdings auch ziemlich egal ist.

immergrün
Typisches Dörfli

Was noch aufällt, in den Dörfern hat es zwar meistens einen Tante-Emma-Laden, aber so kleine Beizli sucht man vergebens, die findet man in der Regel nur in den grösseren Ortschaften.

R9 rocks!
Sehr viele Gebäude bestehen aus kleinen roten Backsteinen. Trés chic.

Gegen 18 Uhr hatte ich mein Tagesziel erreicht und checkte im Hotel Absolwent ein. In Polen kriegst du für 30.- immer ein Tophotel inklusive Frühstück! Leider hat es fast keine Campingplätze, deshalb bevorzuge ich momentan jeden 2. Tag trotzdem ein Hotel. Bei dieser Hitze bin ich froh um eine Dusche und auch um die Velokleider kurz zu waschen.

Tagesziel erreicht: Gostyń
Hier verkaufen die Floristen noch etliches mehr an Blumen für die Gräber. Kunststück, gleich nebenan befindet sich ein Blumenladen!

Nach Polen würde meine Route über Kaliningrad führen, was zu Russland gehört. Ich prüfe immer noch täglich, ob es bereits wieder Visas gibt nach Corona, bisher Fehlanzeige. Möglicherweise muss ich Russland umfahren (hört sich witzig an, „Russland umfahren“ ;-)) um dann direkt nach Litauen zu gelangen. Und aus Schweden hört man auch immer schlechtere Nachrichten. Mein Weg wird mich trotzdem zuerst noch in die Baltischen Staaten führen, aber wie ich von da oben wieder runterkommen, bleibt offen. Scheiss Corona.

1.7.2020 Ruda Żmigrodzka PL (Tag 29, 1’630km)

67.31km, 329hm, 4:38h, schön und heiss, 29°

Zuerst mal den Tag mit Komoot richtig planen. Habe mir zwei Velomeche ausgesucht, der zweite noch mit einem richtigen Verkaufsladen. Dann nochmals einen Schwenker durch die Innenstadt. Dann habe ich auf eurovelo.com versucht zu schauen wo genau die durchfahren. Die Karte ist nicht sehr hochauflösend, aber man sieht in etwa wo die Route entlang führt. Ist schon unglaublich mit dieser Technik heutzutage. Suche mir online paar Velomechs mit guten Bewertungen und studiere die Öffnungszeiten, kopiere die Adresse ins Komoot und mein Navi führt mich metergenau direkt dorthin. Easy game.

Um 11 (wann sonst?) fuhr ich mal zum ersten Mech und fragte ihn mal um die Meinung wegen der Kette. Der meinte wechseln, aber sah ihm sofort an, dass er gerade keinen Bock darauf hatte, also fragte ich zumindest für Ketten-Fett welches er mir mit einem 5-minüten Vortrag, wie ich es anzuwenden habe, dann verkaufte.

1. Pitstop: Ketten-Fett kaufen, erst noch Brunox!

Der nächste Mech schlug mir sofort vor, dass wir die Kette wechseln, dann testen und allenfalls auch noch die Kasette und Kränze wechseln. Normalerweise müsse man 1 Woche warten, aber für mich würde er es sofort machen 🙂 Nach dem Wechsel der Kette ging ich ausgiebig testen und war alles perfekt! Ich bezahlte schlappe 109 Zloty umgerechnet 27.-. Der gesamte Service hätte 300 Zloty gekostet, ungefähr 75.-, günstiger gehts nimmer, aber ich versuchs jetzt mal mit neuer Kette und alle zwei bis drei Tage richtig fetten. Den Service des Fahrrads habe ich wirklich ein bisschen aussen vor gelassen, ausser die Sattelpflege 😉 Wird mir nicht mehr passieren.

2. Pitstop: Kette wechseln

Dann verliess ich Breslau und die Strecke folgte wieder schönen Routen, entlang Velorouten oder wenig befahreren Strassen, durch Dörfer und Wälder. Ganz nach meinem Gusto.

Bye Bye Breslau
Hmmm, soll ich? Mal sehen was Tripadvisor meint
Yes, wieder richtige Fahrradwege

Irgendwann kam ich in einen Naturpark. Der erste Plan war durchzufahren und erst danach ein Camp aufzusuchen. Es sprach mich dann irgendwo im Park drin ein Pole an (der englisch sprach), wo ich denn hinwolle und ich erklärte ihm die Situation. Er meinte dass sei ja kein Nationalpark, hier könne man schon campen und zeigte mir ein mögliche Route inkl. Camp auf der Karte.

Sehr schöner Naturpark, aber sandig und zum Teil schwer fahrbar
Wäre schön für ein Camp, saftiger geschnittener Rasen, aber Strasse gleich nebenan 😉
Tja, was soll man da noch sagen

Wieder bog ich irgendwo in einen Feldweg und fand ein Plätzchen. Es fing zwar gerade an zu tröpfeln, aber es war dichter Wald fast ausschliesslich mit Buchen, da wirst du nicht so schnell nass. Also Camp stellen und danach den Kocher anwerfen. Dann kamen wieder diese verdammt lästigen stechenden Biestern. Die vermiesen dir jedes gemütliche Zelten. Sie stachen mir durch Hemd und Hosen, zudem war es noch schwül-heiss, mehr anziehen ist keine Alternative und Anti-Brumm hilft auch nur bedingt. Wie soll ich mit den Biestern umgehen, jemand eine Idee? Immerhin ist man im Zelt sicher.

Mückencamp #2

Um ca 1 Uhr fing es wieder an zu donnern und blitzen. Na toll, diesmal habe ich keine Ausweichmöglichkeit, aber das Gewitter hatte dann eine andere Route gewählt. Scheiss Wetter-App, muss mir mal Alternative suchen. Diesmal wäre ich im Zelt geblieben ganz nach dem längst überholten Motto „Vor Eichen sollst du weichen, Buchen sollst du suchen“…

30.6.2020 Wrocław PL (Tag 28, 1’563km)

65.92km, 184hm, 3:55h, schönes wetter, starker westwind, 25°

Morgens waren die Mücken zum Glück nicht mehr so aggressiv. Also konnte ich den Tag gemütlich starten, wenn auch früh, war bereits um 7 Uhr aufgestanden und um 9 Uhr auf der Piste. An diesem Tag sollte es bis Wrocław (Breslau) gehen, sind ja nur noch 70km und alles flach. Dies war eine komplette Fehlplanung, den die Route führte einfach nur direkt über irgendeine Hauptroute in die Stadt hinein. Aus irgendeinem Grund wollte ich so schnell wie möglich in die Stadt, anstatt die Zeit zu nehmen und eine schöne Route zu planen.

morning käfeli time…

Am Anfang ging es noch gemütlich ohne viel Verkehr von Dorf zu Dorf. Aber die Dörfer wurden immer grösser und der Verkehr nahm immer mehr zu. Und Velostreifen gab es keinen. Nicht einmal während dem Tag habe ich dann versucht eine Alternative zu suchen, sondern wollte es einfach nur hinter mir bringen. Die meisten Fahrer überholen mit sehr viel Abstand, aber wie überall gibt es auch Ausnahmen. Genau dies wollte ich verhindern, nie solche Strassen, werde ich in Zukunft definitv meiden. Also dann ca. 8km vor der Stadt endlich die Velowege anfingen, konnte ich es wieder richtig geniessen. Nie wieder!

Da ist nicht mehr viel Platz (per Zufall aufgenommen als ich Zeitrafferaufname machte)
Super praktisch diese Schrader-Autoventile, da kannst du an jeder Tankstelle aufpumpen. Verliere alle 2 Wochen etwa 1 Bar.

In Wrocław checkte ich dann im Hotel Sofia ein. Hatte extra ein Hotel gewählt wo in der Nähe ein Laundromat steht und auch ein Velomech gleich in der Nähe ist. Zudem gleichwohl in Laufdistanz in die Altstadt. Bereits um 15 Uhr checkte ich ein und nach einer Dusche gings gleich zum Speed Queen Laundromaten. Die sind wirklich praktisch, Wäsche rein, Münz rein und Start drücken und 30 Minuten warten.

Endlich mal wieder ALLES waschen

Abends ging ich dann zu Fuss in die Altstadt. Der grosse Ring ist ein Marktplatz inmitten der Altstadt mit sehr vielen Bars und Cafés. Wirklich sehr gemütlich! Breslau wäre allein als Städtereise sicherlich auch eine Reise wert.

Der Ring (Rynek) von Breslau
Einer von über 600 Breslauer Zwergen, welche in der ganzen Stadt verteilt sind. Sehr cool.
Breslauer Rathaus
Wunderschöner Bahnhof (mein Hotel stand gleich gegenüber)

Am nächsten Tag solls dann wieder gemütlicheren Wegen nachgehen. Bevorzugt der Eurovelo Route 9.

29.6.2020 Cieszanowice PL (Tag 27, 1’497km)

53.36km, 371hm, 3:31h, bedeckt, fast windstill, 17°

Ich musste lange warten bis der Regen aufhörte. Die Prognosen sagten, dass es am Nachmittag mal aufhören sollte. Den ganzen Morgen und frühen Nachmittag regnete und regnete es unaufhörlich. Ich nutzte die Zeit um einkaufen zu gehen, noch die letzten Kronen vernichten (hab ich nicht geschafft). Dann durfte ich mich noch im Aufenthaltsraum des Hotels aufhalten, wo ich noch ein wenig bloggte. Dann um ca. 14:30 fuhr ich trotzdem mal los. Es regnete zwar noch ein bisschen, aber dies war dann auch nur von kurzer Dauer und den Rest des Tages blieb es tatsächlich trocken. Gut so.

Schlecht-Wetter-Programm

Der Weg führte mich laut meinem Navi noch ein Weilchen der Grenze nach. Ich machte dann einen kurzen Halt an einer Velo-Raststätte und sah per Zufall dass ich wohl gerade die Grenze überschritten hatte! Nichts, aber auch gar nichts hat darauf hingewiesen, dass ich in Polen bin. Die Tschechen geben sich da schon mehr Mühe.

Nein, gehe nicht nach Tschechien, komme von da! Auf der anderen Seite: nichts…
Erstes Dorf in Polen. Sieht man gut am durchgestrichenen L.

Ich googelte dann gleich für einen Geldautomaten und fand diesen dann im nächst grösseren Städtchen Otmuchów.

Dieser Fehler ohne cash passiert mir nicht noch einmal!

Dann blieb noch die Frage bis wohin fahren? Und vorallem, wo übernachten? Wetter sah gut aus und ich hatte keine Lust auf Hotelsuche zu gehen. Deshalb ging ich noch gleich in den nächsten Supermarkt. Beim Supermarkt waren dann noch ein paar Obdachlose (sahen zumindest so aus) am Bier trinken und ich hatte effektiv ein wenig ein mulmiges Gefühl mein Velo samt den Taschen draussen stehen zu lassen. Ich tat es dann trotzdem, beeilte mich dann aber ein bisschen. Eigentlich wirklich doof dass sich gewisse Vorurteile einfach nicht so leicht abstreifen lassen.

Otmuchów in Polen

Ich fuhr dann noch bis ca. halb neun und dann bog ich einfach mal bei einem Feldweg ab und fand ein enstsprechendes Plätzchen im Wald. Aber kaum als ich vom Velo abstieg belagerten mich die Mücken in Schwärmen! Mist, dachte sofort, ich muss weiter. Aber es war schon fast neun und ich hatte keine Lust noch weiterzusuchen. Zudem wird es bei einem anderen Platz mückentechnisch wohl auch nicht anders aussehen. Also sofort lange Klamotten inkl. Hoodie und Hut und Moskitospray. Dann gings einigermassen, verkroch mich dann trotzdem bei Zeiten ins Zelt. Bei Sonnenuntergang sind die Biester einfach so was von aggressiv.

Bis dahin ging es eigentlich noch gut mit lästigen Viechern, fing wirklich erst in Polen an mit den Mücken. Wohl eher Zufall. Ausser die blöden Zecken, die gab es überall und musste bisher schon 6x einen aus der Haut rauspicken.

wild camp mit Mückenplage

Am nächsten Tag soll es dann bis nach Wrocław (Breslau) gehen.

28.6.2020 Jeseník CZ (Tag 26, 1’444km)

25.72km, 305hm, 2:03h, schön, 26°

Ich liess den Tag sehr gemächlich angehen und war überhaupt nicht in Eile. Zudem wollte ich warten, bis das Zelt komplett trocken ist. Wunderschöne Stimmung und Wetter an diesem Morgen. Aber auch sehr viele Wanderer, es war ja Sonntag und mein Camp direkt auf einem Wanderweg. Diesmal sprachen mich doch viele Leute an und ich unterhielt mich bestimmt mit einem halben Duzend, entweder in englisch oder auf deutsch.

wild camp #5 oder so
Kaffee alle 🙁 aber hab ja noch welchen! 😀
Ohne Käffchen geht gar nichts…

Ich fuhr erst gegen Mittag los und hatte gleich noch zwei kleine Pässe vor mir. Der erste befindet sich auf 1003 Meter über Meer. Keine Ahnung ob ich nochmals höher sein werde?! Danach genoss ich eine tolle Abfahrt bis zum nächsten Aufstieg.

Der erste Pass wäre geschafft
Mit 1003 m.ü.M möglicherweise der höchste Punkt meiner Reise?!

Dann ging es nur noch abwärts bis Jesenik (Freiwaldau). Da war bereits Schluss für den Tag nach nur 25 Kilometer. Musste abbremsen, dass ich nicht schon bis Polen fahre 😉 Endlich mal noch die Nachmittagssonne geniessen in kurzen Hosen und Flip Flops.

In einer Gaststätte genehmigte ich mir noch einen tschechischen Klassiker, war dies bereits der letzte Abend in Tschechien. Es stellte sich als Entenbrust mit Rotkohl und Kartoffelpuffer heraus. Sehr lecker!

Ich tendierte zum 250er
Kachní = Ente!

Nun erwartet mich Polen, bin gespannt!

27.6.2020 Karlova Studánka CZ (Tag 25, 1’418km)

58.41km, 916hm, 5:30h, schön und warm, nachmittags gewitter, 23°

Das war bisher der härteste und längste Tag, war über 9 Stunden unterwegs mit über 900 Höhenmeter. Morgens startete ich ausnahmsweise bereits um 10 Uhr, da es für den Nachmittag Gewitter meldete. Die Etappe fing noch relativ flach an, aber bald einmal musste ich wieder einen Umweg fahren, da ein Weg wieder überschwemmt war. Diesmal wollte ich es nicht riskieren, der Weg war auch ohne Wasser schwierig zu fahren, extrem matschig und da braucht es nicht viel dass dir das Vorderrad wegrutscht. Zum Glück gab es gleich in der Nähe eine alternative Route.

Wieder überschwemmt

Danach ging es Richtung Berge. Der Weg führte durch Wälder entlang einem kleinen Bach. Hier war der Anstieg noch gemächlich, aber es kam dann immer steiler und schon bald nicht mehr fahrbar. Ausserdem war der Untergrund steinig und es wurde extrem steil. Ich musste mein Fahrrad mindestens eine Stunde lang schieben und zum Teil dachte ich, dass ich die Taschen jetzt abmontieren muss und zweimal laufen. Waren aber extrem viele Touristen unterwegs und ich wollte die Sachen nicht einfach irgendwo stehen lassen. Anscheinend war da in der Nähe irgendein Wasserfall, der mir so ziemlich am Arsch vorbeiging, ich hatte andere Probleme. Die Leute schauten mich wie einen Ausserirdischen an, was ich hier wohl mache mit diesem vollbeladenen Fahrrad. Das nächste Mal werde ich bestimmt besser planen. Man merke, zeigt das Höhenprofil hochrot an, meide!

Da dachte ich noch ich könnte die gesamten 317hm fahren
Etwa eine Stunde lang schieben
nie wieder „hochrote Passagen“ beim Planen auf Komoot

Danach wurde es wieder flacher, aber der Aufstieg war lange noch nicht vorbei. War aber direkt angenehm bei 10% Steigung im ersten Gang gemütlich zu trappen.

Nice colors…

Irgendwann am frühen Nachmittag kam ich nach Rýmařov (Römerstadt) wo ich mich mit Wasser und Proviant eindecken wollte, die zwei Liter welche ich dabei hatte, waren fast aufgebraucht. Samstag Nachmittag und alles zu! Habe im ersten Moment nichts Schlaues finden können. Aber auf Google fand ich in der Nähe noch ein Lidl, welcher geöffnet hat! Das war wie Weihnachten 🙂

manchmal erfreut man sich an kleinen Sachen

Dann kamen bereits die ersten Skigebiete. Ich war aber erst auf etwa 700m.ü.M! Anscheinend schneit es hier tiefer runter? Scheint auch ein beliebtes Reiseziel im Sommer zu sein, überall viele Touristen und sehr viele Pensionen und Hotels.

Deutliche Zeichen dass man sich in den Bergen befindet

In Malá Morávka (Klein Mohrau) fing es an zu tröpfeln und suchte mir sofort Unterschlupf, denn as war ziemlich düster. Fand eine Bushaltestelle bevor es richtig losging mit dem Regen. Na das wars wohl, Unterkunft suchen und Feierabend. Aber es hörte dann relativ schnell wieder auf und als ich die Prognosen studierte sah es so aus, als bliebe es für die Nacht trocken. Also ging ich auf den letzten Drücker noch ein Bierchen kaufen und fuhr weiter um einen geeigneten Platz zum Campen zu suchen.

Gewitter, sollte nicht das letzte gewesen sein für den Tag 😉

In der Nähe von Karlova Studánka (Karlsbrunn) fand ich an einem Wanderweg ein flaches Plätzchen. Suchte doch schon ein Weilchen nach einem geeignete flachen Platz, aber suche mal einen flaches Terrain in einem Skigebiet!

War sehr zufrieden mit dem Camp, wenn auch direkt an einem Wanderweg
Endlich mal wieder ein Film: Wild Tales – Jeder dreht mal durch!

Ging dann um ca. 23 Uhr ins Zelt und schon da gab es immer wieder Lichtblitze, war aber noch nichts zu hören. Ganz weit weg scheint es noch Gewitter zu haben. Kurz nachdem ich mich hinlegte fing es an zu donnern. Zuerst nur zwischendurch dann immer häufiger. Mist, was werde ich tun wenn es wirklich kommt? Ich legte präventiv schon mal meine Regenmontur inkl. Stirnlampe bereit. Dann donnerte und blitzte es immer häufiger und beim ersten Tropen stand ich sofort auf, sicherte mein Zelt noch mit den zusätzlichen Schnüren und lief Richtung Parkplatz. Ich wusste, dass es dort einen Unterstand hat. Auf halbem Weg dorthin löste es bereits wie aus Kübeln und ich konnte den Weg kaum mehr sehen, fand den Unterschlupf aber trotzdem. Der Unterstand war aus Holz, nicht ideal, aber trotzdem besser als im Zelt, zudem hatte es hohe Bäume rundherum. Nach ca. 15 Minuten war der Spuk schon wieder vorbei und ich konnte endlich schlafen gehen.

What a day!

26.6.2020 Litovel CZ (Tag 24, 1’360km)

50.65km, 182hm, 3:27h, meistens schön, aber tüppig, morgens noch gewitter, 25°

Morgens erwachte ich von einem Gewitter mit dem ich überhaupt nicht gerechnet habe, aber bis ich mal in die Gänge komme, passiert meist viel 😉 Konnte dann trocken losfahren.

Von Skalka führte der Weg über sehr schöne Fahrrad-Routen flach bis nach Olomouc. Aber auch auf diesen gut beschilderten Routen kreuzt man sehr selten einen anderen Fahrradfahrer, geschweige denn einen Tourenfahrer. Durch ganz Tschechien und der Slowakei habe ich bisher noch keinen einzigen anderen Tourenfahrer getroffen. Ok, ich fahre momentan auch nicht wirklich gängige Routen.

Ist übrigens wirklich auch Mohn -> weisser Schlafmohn (Papaver somniferum)
Wunderbare Velorouten, inklusive Karten und Bänkli
Velo-Autobahn

Nach gut 2.5 Stunden kam ich dann in Olomouc oder deutsch Olmütz an. Keine Ahnung warum hier fast alle Ortschaften auch deutsche Namen haben. Ist für mich für die Planung jeweils ziemlich schwierig. Komoot und Google Maps zeigen oft auch nur die deutschen Namen an. Wie zum Teufel soll ich wissen dass Šumperk auf deutsch Mährisch Schönberg heisst!? Kann man sicherlich irgendwo tief in den Einstellungen umstellen, hatte aber noch keine Lust zu suchen.

Aha! Jetzt lese ich gerade auf Wikipeida, dass diese Gegend zum Sudetenland gehörte, deshalb all die deutschen Namen. Aber deutsch spricht trotzdem (fast) niemand mehr hier.

Olomouc (Olmütz)
Sehr hübsche Stadt. Ist übrigens die 6. grösste in Tschechien, noch nie gehört vorher

Mir gefallen die tschechischen Städte sehr gut. Meist haben sie einen grosszügigen Platz im Kern mit vielen Beizen und Cafés rundherum und in der Mitte was Sehenswertes, z.B. Rathaus oder Brunnen oder was auch immer, mit vielen Sitzgelegenheiten. Trés chic.

Ich verweilte dann trotzdem nicht lange und ausgangs Olomouc ging ich einkaufen und, ganz wichtig, hob/hub (keine Ahnung was richtig ist) mir mal ein paar Kronen ab 🙂

Danach kam ich allerdings dann nur noch schleppend voran. Einerseits weil es sehr tüppig war, andererseits auch weil der Zustand einiger Wege auch zu wünschen übrig liessen. Zudem war die Motivation an diesem Nachmittag so so la la…

Gibt nicht nur Autobahnen
sieht schon wieder düster aus

In Litovel genehmigte ich mir zuerst mal ein Litovel und danach ging nichts mehr. Sah auch schon wieder nach Regen aus. Fand eine schöne Pension, die Penzion Relax in der ich ein 3-Bettzimmer für mich alleine bekam. Abends ging ich noch in die hausinterne Bar und bloggte noch ein wenig. Das Bier wird übrigens immer günstiger, hier war es noch gerade mal 29 Kronen für ein Grosses, was umgerechnet gerade mal 1.20 sind.

Litovel (deutsch Littau)
In Litovel trinkt man Litovel

Nun gehts in die tschechischen Berge! Für die nächsten 2 Tage sind gut 1’200 Höhenmeter geplant.

25.6.2020 Skalka CZ (Tag 23, 1’309km)

68.62km, 684hm, 4:48h, schön und sehr warm, fast windstill, 27°

Ich schlief bis um halb 9, was bei diesem Wetter und Temperatur doch beachtlich ist. Der Wald gab mir den ganzen Morgen Schatten. Gut gewähltes wild camp 🙂

Ich fuhr dann einfach mal los, war mir da noch überhaupt nicht sicher, ob ich die ganze geplante Route machen würde. Die Route führte quer durch Tschechiens Hinterland, was mir extrem gut gefiel. Vorbei an kleinen Dörfern, durch Wälder und fast keine Menschenseele weit und breit. Zwar ziemlich hügelig, dafür fast windstill und die Wege/Strassen waren top. Ich muss sagen, dass mir das radfahren so viel besser gefällt, so fast alleine, als zusammen mit den Ü60er auf ihren E-Bikes der Donauroute entlang 😉

Wunderschöne Gegend, kein Mensch weit und breit
sieht fast wie Zuhause aus, bis auf die komischen Ortschaftsnamen

Es kamen dann ein paar happige Aufstiege und die Temperatur war auch entsprechend, brauchte sehr viel Wasser an diesem Tag. Aber oben angekommen, wusste ich, dass ich die ganze geplante Tour machen würde. Ich reservierte dann mal in der Pension in Skalka.

Auf dem höchsten Punkt seit irgendwo in Deutschland, auf ca. 440m.

Kurze Zeit später kaufte ich in einem Tante-Emma-Laden ein, musste allerdings zuerst fragen, ob ich mit Karte bezahlen kann. Ja, das ging, denn ich hatte immer noch keine Kronen, muss ich unbedingt noch nachholen.

Übrigens, die Tschechen können etwa so gut englisch oder deutsch wie die Zürcher französisch, nähmlich gar nicht. Man muss fast immer mit Händen und Füssen gestikulieren. Hoffe trete hier niemandem zu Nahe, weder den Zürchern noch den Tschechen 😉

Die Tschechen sind überhaupt nicht sparsam mit accent-ecu und vorallem mit accent-circumflex-sur-la-tête
Sieht aus wie weisser Mohn! Sehr schön…
…passt gut zum photogenen Velo

Nach endlosem Auf und Ab kam ich ziemlich müde in der Penzion Skalka an. Rezeption komplett unbedient, geht alles über Codes und Mails. Habe ein wenig gehofft, die hätten eine Waschmaschine, aber niemand da, musste das Nötigste also von Hand waschen.

Wunderschöne Pension in Skalka, die Penzion Skalka

Dann die Krönung. Ich ging in die einzige Gaststätte im Dorf und freute mich auf ein extrem verdientes kühles Blondes nach dieser harten Tagestour, 68km mit fast 700hm bei heissen Temperaturen, wenn auch bei perfekten Bedingungen. Ich ging also zu Fuss hin und fragte dann trotzdem, ob ich mit Karte bezahlen kann, ich war mir sicher, dort geht dies auf jeden Fall. Denn ich hatte immer noch keine Kronen, muss ich unbedingt noch nachholen. Dann die Ernüchterung, nein, nur cash und Euros nehmen sie auch nicht! Mit Euros hätte ich zahlen können, aber sie haben kein Rückgeld und mein Kleingeld war gerade alle. Na toll, Geldautomat gibt es auch nicht. Tja, so kanns gehen…

24.6.2020 Mistrin CZ (Tag 22, 1’240km)

64.87km, 125hm, 4:33h, schön, ganz kurz geregnet, windig, 21°

Am Vorabend traffen dann doch noch weitere Gäste auf dem Zeltplatz in Ravida ein, nähmlich die Töffli-Gang „Jet-Snails“, welche auf dem Weg nach Budapest sind. Leider habe ich sie erst am nächsten Morgen kennengelernt. Die fahren alle Original Babetta, ein tschechisches Töffli der Firma Jawa welches seit 1991 nicht mehr produziert wird. Anscheinend das beste Töffli aller Zeiten.

Tschechische Töffli-Gang genannt Jet-Snails (Turbo-Schnecken) mit Original Babettas

Die Route führte dann von Malé Leváre weiter mehr oder weniger der March entlang. Sehr schöne Wege, aber zum doch sehr holprig. Die ganze Zeit solche Wege wären die Hölle.

schööön
habs versucht hoch zu schieben. Nid mau vilich!
entlang der Morava auf slowakischer Seite

Dann kam ich zum Drei-Ländereck Österreich-Tschechien-Slowakei. Ab da hiess der Fluss Morava und auf der anderen Seite ist bereits Tschechien. Der Weg führte dann ziemlich lange der Morava entlang. Ich war sicherlich 40-45km lang unterwegs ohne bei einem Dörfli oder sonst einer Verpflegungsmöglichkeit vorbeizukommen. Zum Glück hatte ich genug Proviant mit dabei. In letzter Zeit packe ich immer mehr Essen und Wasser ein, denn die Einkaufmöglichkeiten werden definitv rarer. Das Zusatzgewicht ist mir mittlerweile bisschen egal. Ich kaufe in der Regel auch schon für den nächsten Morgen ein, wenn ich die Möglichkeit habe. Dann wechselte ich die Flussseite und ich war in Tschechien.

Česká republika

Das Wetter war eigentlich fast den ganzen Tag ideal. Nur wenig Wind. Erst als ich in Hodonin, der ersten tschechischen Stadt, ankam, fing es gleich an zu regnen. Ideal um einkaufen zu gehen. Hmm, die haben doch noch Kronen? Und wie sieht es mit der Maskenpflicht aus? Und wie sage ich hier hallo, tschüsch, danke usw? Wurde ein wenig überrumpelt mit der neuen Situation. Aber ich ging im grösseren Supermarkt Albert einkaufen, da geht die Karte bestimmt, denn ich hatte noch keine Kronen, muss ich unbedingt noch nachholen. Maskenpflicht herscht auch hier noch in den Supermärkten.

Danach gings ans Suchen eines Camps, Prognosen waren nach dem Regen ziemlich gut. Ich fand dann 10km ausserhalb von Hodonin einen See, allerdings war der komplett umzäunt und unmöglich da ran zu kommen. Ich fand dann ein ansprechendes Plätzchen ganz in der Nähe am Waldrand.

wieder mal gut getarntes…
wild camp
Mein Camp-Nachbar
wild camp blogging mit superschneller LTE+ Verbindung

Für den nächsten Tag hatte ich eine Route bis nach Skalka geplant. Happige 72km mit fast 700hm, keine Ahnung ob ich das schaffen werde, aber ich fand keine gescheite Alternative. Mal schauen…