13.7.2020 Olecko PL (Tag 41, 2’437km)

89.45km, 560hm, 5:49h, schön und wolkig, 17°

Mittlerweile komme ich immer mehr ins Hintertreffen mit Blog schreiben. Unglaublich aber wahr, ich finde kaum die Zeit! Diese Tage mit Andreas bin ich länger auf dem Fahrrad als sonst und abends zu zweit geht es auch geselliger zu und her mit Essen und Bier und so 😉

Nach einem leckeren Rührei im Hotel in Kętrzyn fuhren wir gegen 9 los Richtung Olecko. Wieder fast 90km mit vielen Höhenmetern. Diese Höhenmeter setzen einem doch ein wenig zu, aber in Litauen wird es dann wieder flächer.

In Gizycko gönnten wir uns eine Kaffee-Kuchen-Pause. Wenn man so den Strassen nachfährt, gibt es natürlich viel mehr Gelegenheiten auf ein Restaurant, als bei meinen üblichen Routen durchs „Gebüsch“. Gizycko ist ein sehr touristischer Ort. Hier sieht man auch sehr viele deutsche Touristen und vieles ist auch auf deutsch angeschrieben. Auch die Preise sind hier sportlicher als anderswo.

Coffee-break
Viele bekannte Ortschaften
Es hat wirklich sehr viele Störche in Polen und Litauen

Wir kamen gegen 6 oder so auf dem Campingplatz in Olecko an. Die gute Frau an der Rezeption konnte wieder mal überhaupt kein englisch oder deutsch, aber ihre 10-jährige Tochter Lydia hat für sie übersetzt, manchmal auch mit der Hilfe des Handys. Es ging geschlagene 45 Minuten für das Einchecken, kam wir vor als würden wir ein Visum für Russland beantragen. Hier noch Adresse, da noch Unterschrift, und nochmals vollständige Adresse in diesem Register, dann noch für die Kopie für die Verwaltung. Dann 10 Minuten laufen zu einem anderen Platz um zu zahlen und da wieder hier ausfüllen und da unterschreiben. Irgendwann schafften wir es doch noch und stellten unsere Zelte und gingen zuerst mal an den See ein Bier trinken.

Auf jedem Camping immer fast alleine
Abend ausklingen lassen

Den Abend liessen wir in der Innenstadt in einem gemütlichen Aussen-Cafe ausklingen. Wir konnten nicht am See bleiben, da wir beide nicht mehr genügend Zlotys hatten.

So, das war der letzte Abend in Polen und nach fast zwei Wochen geht es mal wieder in ein neues Land: Lietuva (Litauen)!

12.7.2020 Kętrzyn PL (Tag 40, 2’347km)

101.48km, 731hm, 6:29h, bewölkt, 16°

Wir frühstückten um acht (also ich auf jeden Fall, Andreas wartete schon ;-)) und waren bereits vor neun Uhr auf der Piste. An den Rythmus muss ich mich zuerst noch gewöhnen. Hat aber auch sein Gutes, da hast du bereits am Mittag etliche Kilometer hinter dir. Ok, wenn man 100km pro Tag machen will, dann geht das nicht anders wenn du nicht bis spät in die Nacht fahren möchtest.

Immer warten auf die Deutschen
Kaliningrad wäre auch nicht mehr weit!

In Lidzbark Warmiński gönnten wir uns erst mal einen Kaffee. Wetter war wieder einmal ideal. Zum Fahren angenehme Temperatur, wenig Wind und wenn, dann Rückenwind und bedeckt mit sonnigen Abschnitten. In den letzten Tagen waren die Temperaturen doch meistens unter 20°. Was sich aber massiv verändert hat, sind die Höhenmeter. Es wird immer hügeliger, je mehr wir in den Osten fahren.

Moin!
An der Instandhaltung der Bushaltestelle könnte man noch dran arbeiten

In Święta Lipka kamen wir per Zufall an einen der bekanntesten polnischen Marienwallfahrtsorte. Das Dorf war voll von Touristen und an es gab zig Stände mit kirchlichen Souvenirs. Wir gingen auch in die Kirche und war schon noch beeindruckend mit einer gigantischen Orgel und vergoldeten Verzierungen und Gemälde und Malerien ohne Ende. Die Basilika gehört laut Wikipedia zu den bedeutendsten Denkmälern des Barock in Nordpolen. Tja, da sind wir froh haben wir das nicht verpasst! 😉

Wallfahrtskirche Heiligelinde in Święta Lipka

Nach über 100 Kilometer und über 700(!) Höhemeter kamen wir etwas müde in Kętrzyn (Rastenburg) an. Das Hotel hatte zum Glück auch noch gleich ein Restaurant und ich genehmigte mir endlich mal Pierogi, eine polnische Spezialität, so Teigtaschen mit Fleichfüllung. Man waren die lecker!

Pierogi, super lecker!

Andreas erzählte mal wieder ein paar Kapitel von seinen Räubergeschichten und dann gingen wir früh zufrieden und happy ins Bett.

11.7.2020 Orneta PL (Tag 39, 2’246km)

85.62km, 390hm, 5:24h, bedeckt, schwacher rückenwind, 16°

Ich verliess Malbork erst gegen Mittag und hatte mir mal eine 2-tägige Route bereit gelegt, 140km und irgendwo in der Mitte mal wild zu zelten. In dieser Gegend werden die Hotels schon ein bisschen rarer.

Irgendwann fragte mich mal ein Tourenfahrer „Where you going?“, als ich gerade Pause machte. Wir kamen ins Gespräch und konnten dann in deutsch weiter sprechen, er kam nämlich aus Hamburg und heisst Andreas und ist auf dem Weg ans Nordkapp. Da wir mehr oder weniger die selber Route haben, fuhren wir mal ein paar Kilometer zusammen. Das Tempo scheinen beide etwa dasselbe zu haben, obwohl er bereits 70-jährig war! Er teilte mir mit, dass er bis Orneta fährt. Ich wollte eigentlich wild zelten aber entschloss mich dann auch bis dort zu fahren, gingen aber getrennte Wege, ich wollte noch ein wenig über Land fahren und er bevorzugt den Asphalt. Wir einigten uns aber auf ein gemeinsames Hotel und traffen uns dann später im Hotel. Ich benötigte ca. 1h mehr als er.

sieht immer düsterer aus, als es eigentlich war
Andreas, 70, aus Hamburg und fit wie ein Turnschuh

Abends gingen wir zusammen essen und tranken noch ein paar Bierchen und er erzählte tolle Geschichten aus seinen vergangenen Jahren auf Reisen. Unglaublich wo der überall schon war, hat bereits 137(!) Länder bereist. Seine Geschichten fangen etwa immer so „Damals in Uganda bei den Gorillas…“, oder „1973 in Afghanistan…“, oder „als wir mit den Booten in der Antarktis ankamen…“.

Den nächsten Tag werden wir zumindest mal zusammen in Angriff nehmen. Es gibt schon ein paar Unterschiede zwischen uns, er fährt morgens früh los, fährt fast nur Strasse und macht im Schnitt gegen 100km pro Tag und bevorzugt Hotel und Campingplätze und keine wild camps. Mal schauen wie es weitergeht, aber ein bisschen Gas zu geben scheint momentan nicht schlecht zu sein, möchte ich doch auch noch bis zur Kurischen Nehrung…

10.7.2020 Ruhetag in Malbork PL (Tag 38)

Mit dem Apartment war ich super zufrieden, viel Platz, Kühlschrank, Badewanne… sehr gemütlich, ideal für einen Ruhetag.

Nettes Apartment in Malbork

Nach dem Pflichtprogramm lief ich mal Richtung Marienburg und löste mir ein Ticket um die Burg auch von innen zu besichtigen. Dazu gab es ein Gerät mit Kopfhörer, welches dich durch die Burg führt mit deutscher Audiodeskription. Hätte ehrlich gesagt nie gedacht, dass mich das so begeistern würde! Super gemacht, ich verbrachte über 3h in der Burg. Die haben auch einen unheimlich grosse Sammlung an mittelalterlichen Sachen wie Waffen, Rüstungen, Werkzeuge, usw. Sehr zu empfehlen.

Voll der Tourist…
Im Innern der Burg leider auch Maskenpflicht. Das kommt bei euch auch noch, nicht nur für ÖV 😉
Auch die Marienburg blieb im 2. Weltkrieg nicht verschont

Jetzt gehts definitiv Richtung Osten und Kaliningrad muss ich mir in den Wind schreiben. Hoffe trotzdem dass die Zeit noch reicht für die Kurische Nehrung, denn von litauischer Seite gibt es eine Fähre auf die Halbinsel!

9.7.2020 Malbork PL (Tag 37, 2’162km)

61.54km, 298hm, 4:16h, schön und wolkig, 19°

Hotel Dowhan in Nowe

Kurz nach Nowe ging es gleich in die Wälder und war gleich zu Beginn ziemlich anstrengend, denn der Boden war sandig und zudem war es hügelig. Auf sandigem Weg einen Aufstieg zu machen ist kein Zuckerschlecken. Zudem stimmte die Velokarte hinten und vorne nicht. Die Wege waren komplett anders als auf dem Navi, also versuchte ich einfach in nordwestlicher Richtung zu fahren. War auf jeden Fall froh als ich den richtigen Weg inklusive Veloraststätte wieder fand.

Immer wieder Velo- und Wanderraststätten

Etwas später kam ich dann zu einer Brücker über die Wisła. Dort passierte was irgendeinmal passieren musste, ich hatte ein Panne. Brauchte ein Weilchen bis ich es schnallte, hörte in regelmässigen Abstand eine Art Ticken, aber dachte zuerst wären die Bodenplatten, aber irgendwie ging es mit dem Takt nicht auf. Dann bemerkte ich die Schraube im Pneu. Während der Reperatur fuhren sehr viele Velofahrer an mir vorbei und fast jeder fragte, ob er helfen könne. Scheint eine beliebte Route zu sein über die Brücke, so viele Velofahrer hatte ich schon lange nicht mehr gesehen.

Schrägseilbrücke über die Wisła (Weichsel)
Da hatte ich den Platten wohl schon, bemerkte es aber noch nicht
Den Übeltäter fand ich auf jeden Fall schnell mal
wenigstens in cooler Umgebung

Nach der Reperatur war es bereits 14 Uhr und ich hatte erst knapp 20km auf dem Buckel. Danach wusste ich, dass ich in Malbork zwei Nächte buchen würde. Brauche mal wieder einen Ruhetag, den letzten hatte ich am 21. Juni in Wien! Und am 28. Juni einen halben mit nur 25km, also höchste Zeit. Manchmal könnte man meinen ich sei auf der Flucht, aber häufig fühle ich mich einfach am wohlsten beim Fahren. Irgendwann unterwegs buchte ich dann ein Apartment mitten in Malbork für zwei Nächte.

Fast auf jedem Bauernhof findet man auch Gänse

Die letzten 40km gingen nur noch schleppend voran, wollte einfach nur noch ankommen und schaltete den Autopiloten ein. In Malbork angekommen, führte mein Weg gleich auf der anderen Seite der Weichsel bei der Marienburg vorbei. Sehr eindrücklich, die ist riesig! Das Ding werde ich am nächsten Tag definitiv näher anschauen gehen.

WOW! Marienburg, sehr eindrücklich

Mein Fahrrad nahm ich gleich mit ins Apartment, auch wenn es kein Lift hatte in den 2. Stock. Dann kann ich nämlich noch ein wenig Service machen gleich vor Ort. Unter anderem den Sattel wieder mal fetten, Stromzufuhr für den Nabendynamo reparieren (hatte ich beim Schlauchwechsel abgerissen) und natürlich Kette fetten 😉

8.7.2020 Nowe PL (Tag 36, 2’101km)

80.49km, 334hm, 5:15h, schön mit kurzen regengüssen, windig, 18°

Ich plante einen kleinen Umweg in nordwestlicher Richtung nach Chełmno. Habe gelesen, dass dort das erste polnische Konzentrationslager war. Zwar 25km Gegenwind, aber was solls. Ich verliess das Hotel Imperium bereits um 10 Uhr (warum wohl?) und fuhr Richtung Chelmno.

Man beachte die goldenen Teller im Hintergrund. Nobel! 😉
Sehr viele Windräder in dieser Gegend. Spürt man!

Eingangs Chełmno habe ich mal gegooglet, wo denn genau das Konzentrationslager stand und musste feststellen, dass es sich in einem anderen Chełmno befindet, gut 200km von hier entfernt. Das wird wohl nix. Hat sich trotzdem gelohnt, hübsches Städtchen, diese Chełmno.

Chełmno: Immer wieder Kirchen aus der Backsteingotik

Der Weg führte dann entlang der Vistula (Weichsel), auch wenn man den Fluss gar nicht so oft sah. In Grudziądz suchte ich mal ein Hotel, denn die Prognosen sahen nicht nach Zelten aus. Ich fand ein geeignetes 25km nördlich in Nowe.

Sieht hübsch aus, aber sandig wine moore moore…
Die Weichsel in Sicht
Brücke nach Grudziądz

Überall in der Gegend sah man, dass es bereits regnete und eine zeitlang dachte ich, ich käme trocken durch. Ich fuhr mit Vollgas Richtung Nowe und ca. 3km vor Nowe hat mich das Unwetter eingeholt. Aber irgendwie fühlte es sich gerade gut an, mal wieder etwas Regen. Wurde recht verschont in der letzten Zeit.

Versuch mich vor dem Sturm zu drücken (hat nicht geklappt)

Die beiden Frauen an der Rezeption im Hotel Dowhan konnten wieder mal überhaupt kein Wort englisch. Zuerst schwafelten sie etwas von Faktura. Ok, Faktura verstehe ich wohl noch und schüttelte den Kopf was sie nur so interpretierten, dass ich sie wohl nicht verstehe! Also schrieben sie es in Google Translator und versuchte mir den Monitor zu zeigen, welcher sich beim Drehen gleich verabschiedete. Nie Faktura!! Danach gings nochmals ein paar Minuten bis ich verstand, dass sie fragten, wann ich denn das Morgenessen haben möchte. Ich zeigte 8 Finger und sagte dziękuję, danke. Mann, ich kann noch nicht mal bis 10 zählen auf polnisch! Ich freue mich schon auf Litauen, die sprechen Litauisch, ist bestimmt viel einfacher.

7.7.2020 Chełmża PL (Tag 35, 2’021km)

67.80km, 181hm, 4:47h, schön und wolkig, rücken- und seitenwind, eher kühl 17°

Die Nacht war ziemlich kühl im Zelt, aber es ging gerade noch, ohne zusätzliche Klamotten anzuziehen. Auch sonst war es den ganzen Tag frisch, war ein paar Mal kurz davor die Jacke anzuziehen. Dafür blieb es trocken und hatte viel Rückenwind.

Ab jetzt gibt’s immer ein Konfibrot

Anfags kam ich sehr schnell voran, da die Strecke hauptsächlich der Strasse folgte. Dann kamen zwar schöne, aber sandige und somit schwierige Wege. Gab sogar kurze Schiebepassagen, sind aber meist nur von kurzer Dauer.

Auch fast tägliches Ritual, kurze Pause nach Supermarkt

Nach 45km kam ich in die wunderschöne Stadt Toruń (Thorn).

Toruń, zu deutsch Thorn
Auch wunderschöne Stadt
Wie bei Duens, alles bis in den 5. Stock von Hand!
Endlos viele Burgen und Kirchen
Toruń, Heimatstadt von Nikolaus Kopernikus

Ich kurvte ein wenig durch die von Touristen überfüllte Altstadt und genoss in einem Café noch die Nachmittagssonne. Verbrachte gut zwei Stunden in der Stadt und fuhr dann weiter. War kurz davor die Nacht dort zu verbringen, aber irgendwie zog es mich wieder aufs Fahrrad. Die Eurovelo-Route 9 wäre bei der Grossstadt Bydgoszcz vorbei gegangen und hätte Toruń ausgelassen. Ich fuhr nur dank Aleksander hierdurch, Bydgoszcz sei nur eine Industriestadt. Die Route wäre schon noch verbesserungsfähig. Ausserdem hätte sie in Bydgoszsz noch durch einen Tunnel geführt?! Äusserst fragwürdig diese Routenwahl.

Nächster Meilenstein

In Chełmża gönnte ich mir wieder ein Hotel, das Hotel Imperium. Schon krass was man hier für wenig Kohle erhält. Zudem bekam ich im Restaurant für 6.- ein super leckeres Menü.

hübsch old-style
…sogar inklusive Jacuzzi

Nächstes anvisiertes Ziel ist Malbork, wo ich mir unbedingt die Marienburg (zeitlang die mächtigste Festungsanlage in Europa) anschauen möchte. Sollte ich in 2 Tage erreichen.

6.7.2020 Januszkowo PL (Tag 34, 1’953km)

80.47km, 251hm, 5:11h, schön und rückenwind, 25°

Als ich bei meinen polnischen Freunden aufstand, war ein ganzes Morgenbuffet bereits auf dem Tisch und ich ass zusammen mit der Familie Frühstück. Danach packte ich meine Sachen und Karolina gab mir noch ein grosses Glas selbstgemachte Konfitüre mit! Nahm ich natürlich dankend an, wenn auch ziemlich schweres Glas. Werde beim Zelten jeweils ein Konfibrot machen mit seeehr viel Konfitüre damit ich das Glas rasch möglichst vernichte 😉 Danach zeigte mir Aleksander mit dem Velo noch ein wenig seine Stadt. Er hat übrigens extra seinen freien Tag von Mittwoch auf Montag vorverlegt. Unglaublich was die alles für mich gemacht haben.

Tochter von Aleksander an einer Stelle, wo sich 2 Flüsschen kreuzen

Danach gings mit viel Rückenwind Richtung Toruń. Die Eurovelo-Route 9 würde nach Bydgoszcz führen, ist aber eine Industriestadt und Aleksander empfahl mir Toruń, welche eine mittelalterliche historische Stadt sei. Aber Toruń war noch ca. 120km entfernt, deshalb fuhr ich einfach so lange ich Lust hatte. Die Route war sehr abwechslungsreich, manchmal von Dorf zu Dorf über Strassen, dann wieder über sandige Wege durch die Wälder. Einmal musste ich sogar eine Autobahn überqueren, welche gerade im Bau ist und die eine Hälfte bereits befahren war. Nach ca. 5 Minuten warten fand ich eine gute Lücke. War eine 70er-Zone, war also quasi wie eine Überquerung einer Hauptstrasse. Ausser die blöde Mittelleitplanke war doch ein schwieriges Hindernis. Habe nicht mal versucht das Velo vollbepackt darüber zu heben.

Dieser neue Autobahnabschnitt war noch nicht mal auf der Velokarte!
Wunderschöne Wege durch die Felder und Wälder
Wieder mal sandiger Weg

In Labiszyn ging ich im Dino einkaufen und fuhr weiter durch die Wälder. In dieser Gegend wird auch sehr viel Wald aufgeforstet. Auf dieser Route hätte man überall ein Platz gefunden zum Campen. Da gibt es endlos Möglichkeiten. Nach 80km hatte ich genug und schlug mein Camp auf. Hier hat es zwar auch Mücken, aber der polnische Mückenspray scheint gar nicht so schlecht zu funktionieren. Das blieb hoffentlich eine Ausnahme, diese extreme Mückenplage damals.

Schöner Platz im Wald mit weichem Untergrund
Sponsored content aufgenommen mit DJI Mavic Mini
…und dazugehöriger Fernsteuerung mit Handy als Monitor. Echt cooles Teil.

Nun habe ich das erste Mal einen festen Termin! Am 25. Juli muss ich in Riga sein, da kommt mich nämlich Nici besuchen, juhuu! 🙂 So wie es aussieht, werde ich Russland umfahren und auch Danzig werde ich auslassen. Geplant ist nördlich zu fahren bis Malbork danach östlich durch Polen und dann via Litauen nach Lettland. Hoffe es bleibt genügend Zeit, dass ich in Lettland noch ein wenig der Küste folgen kann. Schweden muss ich wohl oder übel sausen lassen, also fahre ich weiter Richtung Norden nach Estland. Danach eventuell St. Petersburg (falls es vielleicht dann ein Visum gibt und Corona es zulässt) oder mit Fähre nach Helsinki. Von Helsinki gäbe es eine 29h-Fähre nach Travemünde in Lübeck, Deutschland. So würde ich ohne Flug Schweden überspringen können. On vera…

5.7.2020 Wągrowiec PL (Tag 33, 1’873km)

47.62km, 135hm, 3:19, schön/bedeckt, seitenwind, 26°

Am Morgen plante ich die Route für den Tag und schrieb auch mal wieder jemandem auf Warmshowers an. https://www.warmshowers.org Ist eine Webseite extra für Veloreisende wo irgendwelche Leute dir eine Übernachtung umsonst anbieten. Quasi Gratis-Airbnb. Ich bin auch schon seit einem Jahr potentioneller Gastgeber, aber bekam noch nie eine Anfrage. Bisher hatte es noch überhaupt nicht geklappt auf meiner Reise und die meisten schrieben nicht mal zurück. Aber diesmal erhielt ich innerhalb von 5 Minuten eine Antwort: „No Problem! See you later“. Ich könne bei Ihnen übernachten. Nice!

Ich fuhr dann erst nach dem Mittag los, da spätester Checkout-Zeitpunkt beim Hotel erst um 12 war und es nur eine kurze Etappe war, schlappe 48km und ziemlich flach.

Wälder ohne Ende…
…und auch Getreide gibt es en masse
Eine von unzähligen Holzkirchen in dieser Gegend

Um ca. 17 Uhr kam ich bei Aleksander und Karolina in Wągrowiec an und ich wurde herzlich empfangen auch von den beiden Kindern und dem Hund. Eigenes Zimmer, Bettzeug bereits bereit und nach einer Dusche war mein Nachtessen schon bereit. Und zwar extra für mich gekocht, da sie bereits gegessen haben! Unglaublich. Danach ging ich mit Aleksander und der dreijährigen Tochter zum See, welcher ganz in der Nähe war. Als wir zurückkamen standen bereits Crepes und Pancakes mit Konfitüre zum Dessert bereit. Sie erzählten mir dann noch von ihrer 1-jährigen Reise mit einem alten polnischen Tandem von Polen bis nach Singapur. Sehr eindrücklich!

Extra für mich gekocht
Im Vergleich zu deren Trip ist meine Reise ein Kindergeburtstag
Wunderbare Gastgeber

Es tat gut sich mal einen ganzen Abend mit jemandem unterhalten zu können und auch ein wenig mitzuerleben wie eine polnische Familie so lebt. War ein sehr schönes Erlebnis.

4.7.2020 Fałkowo PL (Tag 32, 1’825km)

69.43km, 287hm, 4:46h, sehr schön und heiss, 28°

Ich konnte wiederum sehr lange schlafen, da das Zelt voll im Schatten stand. Ich liebe es am Morgen bei angenehmen Temperaturen den Tag draussen gemütlich zu starten mit dem täglichen Ritual mit Kaffee und Reisetagebuch. Zu essen gibt es jeweils erst nach gut einer Stunde fahren oder so.

Ganz Polen ist voll mit den Plakatten von Duda. Von Trzaskowski sieht man nicht viel. Trotzdem hat der amtierende Präsident die Wiederwahl mit 44% nicht direkt geschafft. Warum wohl?!? Scheint sehr beliebt zu sein…

Nach gut 30km kam ich dann nach Poznań. Bis dahin folgte ich der R9 und ab Poznań habe ich die Spur dann verloren. Auch meine geplante Route folgte dann den ganzen Tag nicht mehr der R9, oder sie war einfach nicht signalisiert. Laut eurovelo.com sind doch noch viele Teile der R9 erst in Planung.

Kurz vor Poznań
Das war in etwa alles was ich von der Innenstadt gesehen habe 😉

Nachdem ich die Innenstadt nur streifte, überquerte ich die Warta, ein Nebenfluss der Oder und kam dann an einen schönen See. Die ganze Stadt scheint auf den Beinen zu sein (war ja Wochenende) und hängt hier am See rum. Hat Freibäder, Spielplätze, Seilpark, Cafés, Glacestände. Ich sprach dann noch eine Weile mit einem Einheimischen. Der empfahl mir seine Stadt wärmstens und überlegte mir, ob ich doch nicht bleiben sollte. Es zog mich dann aber trotzdem weiter.

Warta
Skipiste auf knapp 100 m.ü.M mit Sessel- und Tellerlilift!
Beliebtes Plätzli zum Rumhängen der Poznaner an diesem See

Dann gings weiter zum Teil wieder durch schwieriges Gelände. Als ich irgendwo die Strasse überqueren sollte, hatte ich genug von den schwierigen Wegen und folgte der Strasse bis nach Pobiedziska, wo ich mich im Supermarkt eindeckte, auch für den nächsten Tag, am Sonntag hat alles zu, zumindest nachmittags.

Immer wieder sandige Abschnitte

Ich quartierte mich im Hotel Tropikalna Odnowa ein. Leider konnte die gute Frau nur polnisch. Wäre ein Wellnesshotel wo es auch Massagen gäbe. Um ca. 20 Uhr wollte ich mal fragen gehen wegen Massage, leider war niemand mehr aufzufinden. Da war die Sprachbarriere wieder da. Hätte ich mich nämlich unterhalten können, hätte ich bereits beim Einchecken gefragt.

Hilft mir beim Aufpumpen…
…und dieses beim Kette fetten
Auch nett zum bloggen…
Jeden Tag überprüfe ich die Seite und hoffe immer auf eine Änderung der Situation