3.8.2020 Sörby S (Tag 62, 3’651km)

58.35km, 473hm, 4:23h, sonnig und wenig wind, 19°

Leider hiess es dann schon wieder Abschied nehmen. Ich begleitete Nici noch bis zum Flughafen und wir verabschiedeten uns nach diesen wunderbaren Tagen zusammen. Diesmal dauert es nicht mehr ganz so lange bis wir uns wiedersehen, die Zeit wird wie im Fluge vergehen, gell Nici 😉

Bye bye

Ich fuhr erst um halb 4 los vom Hotel in südlicher Richtung durch Gamla Stan (die Altstadt) und dann ewigs durch die Vororte von Stockholm bis ich wieder verlassene Strassen vorfand. Ich wollte es mindestens noch bis Skanssundet schaffen, ca. 50km, dort über die Fähre und gleich nach der Fähre hat es einen Campingplatz.

Was für ein Timing bei der Fähre! Ich kam an und bevor das Rad stillstand, öffnete die Barriere und 2min später fuhr sie schon los. All die Autos, welche mich die letzten halbe Stunde überholten, standen alle noch da 🙂

Es war bereits fast 20 Uhr, aber auf den Campingplatz hat ich keinen Bock, sah irgendwie langweilig aus. Zudem war es ein wunderbarer Abend zum fahren und es war praktisch windstill.

Ich fuhr dann noch ca. 10km und bog einen kleinen Feldweg ab und fand nach kurzer Schiebepassage einem Wanderweg entlang, ein einigermassen flaches Plätzchen.

Das Zelt stand flächer als es aussieht

An diesem Abend erschien es mir schwieriger einen geeigneten Platz zu finden als sonst, da irgendwie an jeder schönen Ecke und jeden Weg dem man folgt, ein Haus steht. Aber war wohl eher Zufall, sollte in Schweden doch locker schöne verlassene Plätzchen zu finden sein 🙂

1. – 2.8.2020 Stockholm S

Wir verbrachten ein paar wunderbare Tage zusammen in Stockholm. Hier nur ein paar Impressionen…

Yes, ABBA THE MUSEUM!
Mobiler Akku-Austauscher für die Scooter
Kanelbulle, Zimtschnecke mit schwedischem Bier
Köttbullar! Hackbällchen mit Preiselbeeren und Kartoffelstock. Der Burner!

31.7.2020 Stockholm S (Tag 59, 3’593km)

24.74km, 177hm, 1:42h, schön, 18°

Punkt 9 fuhr ich los und es war ein wahrer Genuss. Von Vallentuna bis in die Innenstadt Stockholms alles auf perfekten und sehr gut gekennzeichneten Velowegen. Wäre durchaus ohne Navi gegangen. Da habe ich definitiv schon anderes erlebt. Zudem war perfektes Wetter und irgendwie herschte sogar Nordwind, sprich Rückenwind.

Hotel Norrort in Vallentuna
Perfekte Veloautobahn

War eine wunderbare Fahrt und erst ganz in der Innenstadt gab es noch ein paar Ampeln, ansonsten mit Highspeed bis in die Stadt gelangt. Wenn ich an Wien denke mit den 300 Ampeln, kein Vergleich. Stockholm ist eine absolute Velostadt! Hat auch sehr viele Radfahrer und unheimlich viele Scooter-Fahrer! In Stockholm gibt es etwa 10 Firmen, die Scooter-Fahrten anbieten. Demnach ist die Stadt übersät mit den Dingern.

Um halb 12 kam ich im Central Hotel gleich neben dem Hauptbahnhof an und konnte glücklicherweise bereits einchecken! Das macht das Ganze ein wenig einfacher.

Um halb 2 sass ich im Bus Richtung Flughafen Arlanda. Die Fahrt dauert etwa 45 Minuten und konnte Nici pünktlich in Empfang nehmen und das längst ersähnte Wiedersehen hat nun doch noch geklappt 🙂

Yes, hat endlich geklappt! Im Bus vom Flughafen in die Stadt
Super Wetter erwischt für den Städtetrip

Wir verbringen nun 3 Tage gemeinsam in Stockholm, bevor es für Nici zurück in die Schweiz geht und ich meine Heimreise fortsetze…

30.7.2020 Vallentuna S (Tag 58, 3’569km)

78.27km, 665hm, 5:55h, 17°, bedeckt mit heftigem gegenwind, letzten 2h starkregen

Das war irgendwie ein verdammt langer und anstrengender Tag.

Er fing viel früher als sonst an. Ich erwachte um ca. 7:30 Uhr und dachte, ich hätte die Einfahrt in den Hafen schon verpasst, da die Fähre um halb Acht anlegen wollte. Mein Zimmernachbar beruhigte mich und sagte, ich hätte noch die falsche Zeitzone eingestellt, sprich, ich habe noch eine Stunde. Stand sofort auf und ging an Deck und genosse die Fahrt durch die tausenden von kleinen Inseln. Um ca. 8 Uhr verliess ich die Fähre und war bereits startklar. Neuer Rekord!

Kurz vor der Küste Schwedens
Välkommen till Sverige

Die Strecke folgte zuerst noch ein wenig der Autobahn und führte dann auf perfekten Strassen durch die Provinz. Aber es ging nie geradeaus, immer Steigung oder Abfahrt. Wie ein Scheiss-Jojo, hoch und runter, hoch und runter. Waren nie lange Aufstiege, aber super steil und auf Dauer war dies sehr mühsam und das Ganze bei starkem Gegenwind den ganzen langen Tag.

Stockholm ist nicht mehr weit!
Kaffee und Blog nachholen

Als ich in einem Tante-Emma-Laden die Preisschilder gesehen habe, schnallte ich erst, dass Schweden den Euro auch nicht hat, die haben ja Kronen! Und ich habe gerade vor zwei Tagen nochmals Euros abgehoben. Idiot. Ich kaufte mir eine Magnum-Glace für 26 SEK, das sind umgerechnet… moment… etwa 2.80. Waaaaas?! Die Preise sind ja wie Zuhause! An das muss ich mich erst wieder gewöhnen 😉

Das sind doch irgendwie schwedisch aus…
Das wäre ein schöner Platz für ein Camp, aber musste weiter…

Zu allem Übel kam dann am späteren Nachmittag noch heftiger Regen dazu. Die Laune war ziemlich mies. Ich wollte bis Vallentuna fahren, total ca. 75km, dort habe ich ein pasables Hotel gefunden. Von da wärens dann nur noch etwa 25km bis Stockholm. Ideal, wollte spätestens am Mittag im Hotel in Stockholm ankommen, damit ich Nici um 14 Uhr am Flughafen abholen kann.

Hätte nicht noch sein müssen, war schön müde…

Um ca. 18 Uhr, also nach über 10 Stunden, kam ich endlich im Hotel in Vallentuna an. Vorher ging ich zuerst noch ins Städtchen ein paar Kronen abheben. War zwar ein Umweg und hatte keinen Bock und es schüttete immer noch, wollte es aber trotzdem noch am gleichen Tag erledigen.

Nach einer warmen Dusche war die Welt dann wieder in Ordnung. Abends blieb ich im Hotel und kochte im Zimmer, hatte definitiv keine Lust mehr rauszugehen bei dem Sauwetter und das Hotel hatte kein Restaurant.

Umfunktionierte Küche

Nun sollte definitiv nichts mehr dazwischen kommen für unser Treffen in Stockholm!

29.7.2020 Paldiski EST – Kapellskär S (Tag 57, 3’481km)

46.20km, 91hm, 3:16h, bedeckt und heftiger gegenwind, 20°

Ich verliess das Hotel erst gegen Mittag und durchquerte wieder denselben Graben, über den ich bereits gekommen bin. Dreck hin oder her. Danach folgte ich wieder für ein paar Kilometer der Bundesstrasse in nördlicher Richtung. Der Wind blies ziemlich heftig aus Westen und mein Weg führte immer mehr nach Westen. Die letzten 15 Kilometer zogen sich unheimlich lange hin mit diesem starken Gegenwind. Wusste gar nicht mehr wie sich das anfühlt wenn du bei einer Böe fast stillstehst!

Das Ende naht vom Baltikum

Um ca. 16 Uhr schaffte ich es dann doch noch nach Paldiski. Ich visierte zuerst mal den Hafen an, um sicher zustellen, dass ich beim richtigen Hafen bin, gibt nämlich Mehrere. Stellte sich glücklicherweise als den Richtigen heraus 🙂 Danach ging ich zuerst nochmals die Essensvorräte komplett auffüllen im Supermarkt und liess mich dann in einer Pizzeria nieder. Genügend Zeit um noch ein wenig zu bloggen.

Gegen halb Sieben ging ich dann trotzdem schon zum Hafen und konnte bereits einchecken. Dann eines der letzten Sakus genehmigen und kurze Zeit später ging’s schon auf den litauischen Frachter Patria Seaways. Meine Rettung, eine der wenigen Fähren die momentan Personen transportieren.

yes, checked in!
Warten auf die Fähre, Zeit für ein estnisches Saku
Litauischer Frachter Patria Seaways

Ziemlich eindrücklich wieviele Lastwagen und Autos die da auf 2 Ebenen drinstopfen. Fahrräder waren neben meinem nur noch ein Zweites. Ich ging dann auf mein Zimmer und war doch vom Komfort etwas überrascht. Dachte wäre nur so eine Notliege, aber nichts da, normales Zimmer mit Sitzgelegenheit, Dusche, WC und Meeressicht. Mein Zimmernachbar sprach perfekt englisch, ein Litauer, welcher in Schweden arbeitet. Normalerweise geht er auch direkt von Klaipeda nach Schweden, jetzt muss er zuerst 6 Stunden Autofahren, bevor er die Fähre nach Schweden nehmen kann. Scheiss Corona.

Nettes Zimmer inkl. Dusche und Meeressicht

Der Frachter fuhr genau bei Sonnenuntergang los, etwas früher als geplant. Ich genoss noch ein wenig auf Deck die Abfahrt und ging dann direkt schlafen. Trotz dem Schaukeln schlief ich sofort ein.

Bye bye Estonia!

Tja, leider habe ich jetzt nicht viel von Estland gesehen, aber alles kann man nicht haben 🙂 Habe nun den Wendepunkt meiner Reise erreicht. Bis dahin ging ich von zuhause immer weiter weg. Ab jetzt komme ich mit jedem Tag wieder näher. Aber nun bin ich erst mal gespannt auf Schweden! Mal sehen ob das Bier wirklich so teuer ist wie alle sagen 😉

28.7.2020 Kohatu EST (Tag 56, 3’435km)

99.41km, 166hm, 6:02h, bedeckt, wenig wind, 22°

Es regnete genau bis 11 Uhr, und checkout war auch um 11 Uhr. Na besser geht es nicht und vorallem blieb es dann den ganzen Tag trocken. Ich fuhr dann noch in Pärnu noch ein wenig durchs Städtchen und danach folgte ich wieder der Bundesstrasse 4. Geplant war bis Märjamaa, ca. 70km, dann bleiben für den nächsten Tag nochmals 65km.

Pärnu
Bin zwar kein Kirchengänger, aber einfach schöne Gebäude!
Diese Scooter von der esntischen Firma Bolt stehen in ganz Estland an jeder Ecke rum. Coole Idee! Und die Dinger sind schnell…

Ein paar Kilometer vor Märjamaa ging es endliche wieder mal von der Bundesstrasse weg und über ungeteerte Strassen. Da wusste ich, dass ich wohl noch weiter fahren würde als die geplanten 70km. Wetter war gut und kann nicht schaden noch etwas näher bei der Fähre zu sein für den nächsten Tag. Ich fand dann ein Hotel nochmals 30km weiter, campen kam nicht in Frage, hatte ziemliche Gewitter gemeldet für die Nacht. Gäbe dann gut 100km, sollte aber drinliegen, Bedingungen sind ideal. Dann kam aber gleich ein super mühsamer Feldweg für ca. 8km mit endlos vielen Pfützen und schlammigen Boden. Na das kann ja heiter werden.

Sowas siehst du nur auf Nebenwegen
8km schwierige Verhältnisse. Das gab ein paar Mal ein Gefluche…

Ich kam dann um 17 Uhr in Märjamaa an und ab da alles wieder der Bundesstrasse nach. Irgendwo trennte sich die Bundesstrasse in einen neuen Abschnitt mit Baustelle welcher noch nicht einmal auf meiner Karte eingezeichnet ist. Ich fuhr zuerst dem neuen Abschnitt nach, aber da dies nicht meiner Route folgte, kehrte ich um und folgte der anderen. Das Hotel lag ziemlich nah an der Bundesstrasse, aber keine Ahnung ob am alten oder am neuen Abschnitt! Fuhr dann den alten Abschnitt entlang und hatte kein gutes Gefühl, denn ausser mir war niemand auf der Strasse, obwohl ich noch der Route auf dem Navi folgte. Kurze Zeit später kam auch das Fahrverbotsschild. Ich übersah das Schild und folgte trotzdem noch der Strasse bis ich eine Gelegenheit sah, querfeld auf den neuen Abschnitt rüber zu gehen. Kurz nachdem ich auf dem neuen Abschnitt fuhr, sah ich schon das Hotel! Problem war aber, dass ich kein Zubringer fand! Und wieder musste ich durch einen schlammigen Graben um zum Hotel zu gelangen. Danach sah ich aus, als käme ich direkt von eine Radquer-Rennen.

…dann wieder assglatter Asphalt…
Mist, habe die „falsche“ Bundesstrasse erwischt, die neue war nicht mal auf meiner Karte!

Ich freute mich schon aufs Restaurant im Hotel, aber dann die Ernüchterung, Restaurant war geschlossen. Schade, aber egal, ich schleppe nicht vergebens immer genügend Proviant mit mir rum. Jetzt sind es noch knapp 42km bis Paldiski und kann den nächsten Tag gemütlich in Angriff nehmen.

27.7.2020 Pärnu EST (Tag 55, 3’347km)

74.77km, 82hm, schön und bedeckt, ideale temp., 23°

Dieser Camping Milleri gefiel mir ausserordentlich gut, hier könnte man gut länger verweilen. Sehr luxuriöse Duschen und WC-Anlagen, sehr schöner Strand, viele schöne Unterstände (meist auch mit Strom) und eine coole Bar.

Bester Camping bisher von der Infrastruktur her

Der Bundesstrasse A9 folgte ich nur noch kurz bis es auf eine kleinere Strasse abbog Richtung Ainaži und dann kam auch schon die Grenze zu Estland. Natürlich stand da niemand. Nun sollte mich auch nichts mehr aufhalten um nach Schweden zu gelangen.

Eesti! #9

Dieser Strasse konnte ich dann fast 35km folgen und praktisch kein Verkehr. Sehr angenehm und ging durch etliche estnische Dörfchen und auch immer nah an der Küste entlang.

Praktisch null Verkehr, sehr schön zum Fahren
Eurovelo 10 und 13 führen auch der Küste entlang

Ich folgte auch mal wieder den Eurovelo-Routen. Diese führen häufig aber auch den Bundesstrassen entlang. Irgendwann kam ich in Pärnu an, die letzte Stadt an der Westküste. Ab da ginge die Eurovelo-Route 13 immer noch der Küste entlang und dann auch auf 2-3 Inseln. Das wäre sicherlich eine sehr schöne Route, leider fehlt mir aber die Zeit und fahre direkt durchs Landesinnere Richtung Paldiski. Sind von Pärnu noch gut 135km.

Ich reservierte mir ein gemütliches Cabin, da es für die Nacht und den nächsten Morgen Regen meldete. Ich ging dann später zu Fuss noch ins nächst gelegene Pub und genehmigte mir noch ein richtiges Abendessen.

Gemütliches Cabin

Estnisch gefällt mir bisher sehr gut! Alle sagen einfach nur Tere! Hallo! Ganz einfach. Und Aitäh für Danke. Mit diesen zwei Wörtern holst du schon ziemlich viele Sympathien beim Einkaufen oder im Restaurant.

26.7.2020 Salacgrīva LV (Tag 54, 3’272km)

76.51km, 127hm, 4:28h, sonnig und angenehme temperaturen, 23°

Habe schon wieder viel zu viel Zeit gebraucht für den letzten Blogeintrag. Dieser hier wird etwas kürzer ausfallen, möchte ich doch noch ins Pub etwas essen und trinken gehen 😉

Sicht vom wild camp aus 120m Höhe
Morgentliches Ritual

Waren wieder sehr viele Kilometer auf den Bundesstrassen, deshalb gibt es auch nicht viel zu berichten. Ich spulte die Etappe im Autopiloten ab und zwischendurch gab es mal einen Abstecher an die wunderschönen Sandstrände.

Mein Schutzschmetterling und Glücksbringer vom Göttimeitli Livia!
Sehr schöne Strände und vorallem nicht viele Leute

Ich hatte am Morgen bereits ein Hotel gebucht in Ainaži, 1km vor der estnischen Grenze, aber nur, weil man dieses bis um 18 Uhr kostenlos stornieren konnte. Von dem machte ich dann um 17:45 Uhr auch Gebrauch, denn ich fand einen wunderschönen Campingplatz gleich an der Strasse mit Zugang zum Strand und mit einer Bar ausgestattet. Ursprünglich hat es nämlich Regen prophezeit für den Abend und Nacht, aber mittlerweile sah es so aus, als würde es trocken bleiben. Mann, war ich froh diesen Camping gefunden zu haben, war extrem gemütlich mit netten Unterhaltungen mit Nachbarn und Gastgebern.

Nach dem 3-tage-blog-schreiben ging ich 15 Minuten vor Sonnenuntergang noch an den Strand und erst danach kochte ich gegen halb 11 nachts mein Abendessen. Unglaublich, keine Zeit für nichts!

Sorry, aber das ist ein absoluter Hammer-Shot!

25.7.2020 Siguļi LV (Tag 53, 3’195km)

74.86km, 505hm, 5:01h, anfangs regnerisch, danach sonnig, 17°

Ich erwachte das erste Mal früh nach nur etwa 4 Stunden schlafen und schmiss gleich mein Laptop an. Wollte eine Lösung wie weiter. Und es ging auch noch darum den Flug von Nici umzubuchen und Hotel irgendwie zu verschieben. Morgens um 7 Uhr hatte ich Nici’s Flug umgebucht, musste alles vor dem eigentlich Abflug passieren. Wir werden nun im Mai ’21 Riga nachholen. Es gelang mir dann sogar auch das bereits gebuchte Hotel auf dieses Datum umzubuchen! Und für 110 Euro gibt es auch noch einen günstigen Flug für mich 🙂 In dem Fall kann ich Riga im Schnelldurchlauf passieren.

Dann ging’s zum nächsten Schritt. Eine Möglichkeit war ja, dass wir uns in Stockholm treffen, nur das Problem war, ich fand fast keine Fähren! Die sind momentan auch nur auf Sparflamme. Nach langer Suche fand ich endlich eine von Paldiski (Estland) nach Kapellskär (Schweden). Fährt nur 2x pro Woche und die nächste ist am Mittwoch, 29. Juli, mit paar wenigen freien Plätzen, das könnte passen. Sind zwar knapp 380km in 5 Tagen, gibt jeden Tag 75km, das sollte aber zu packen sein, wenn auch mit etwas mehr Hauptstrasse als sonst. Die Fähre nach Kapellskär dauert 10.5h und fährt über Nacht. Kapellskär ist 100km entfernt von Stockholm und ich brauche dann 2 Tage. Sprich, am Freitag 31. Juli werde ich in Stockholm sein. Passt perfekt für einen zweiten Versuch sich zu treffen. Fähre sofort gebucht und Nici fand einen entsprechenden Flug nach Stockholm über München mit Lufthansa. Ich reservierte schnell noch ein Hotel und Problem gelöst! Jetzt muss es nur noch mit der Einreise klappen in Schweden und zwar ohne Quarantäne.

Frühstücken
Yes, Fähre nach Schweden ist gebucht für schlappe 63€ in 2er-Zimmer mit Meersicht!

Aija war mir auch eine sehr grosse Hilfe. Sie kam mit Ideen und gab mir Ratschläge. Ich war so froh bin ich bei Ihnen gelandet, keine Ahnung was passiert wäre, Nici hätte das mit der Quarantäne wohl erst am Flughafen bemerkt. Zudem haben die mich nach Strich und Faden verwöhnt, schon extrem tolle Sache, dieses Warmshowers. Menschen die ihr zuhause einfach wildfremden Leuten zur Verfügung stellen und zwar kostenlos. Respect!

Aija mit Kindern

Ich fuhr erst gegen 13 Uhr weiter und genau dann begann es zu regnen und zwar heftigst! Zum Glück war das Ganze aber nach gut 2 Stunden auch schon wieder vorbei und die Sonne kam zum Vorschein und als ich in Riga ankam, verschwanden auch noch die restlichen Wolken.

Frisch geteerte Bundesstrasse für mich alleine (Baustelle)
Yes, Riga in Sicht!

Riga durchfuhr ich ziemlich schnell. War mir nicht mal sicher, ob ich es bis in die Altstadt schaffen würde, denn Riga ist absolut nicht fahrradtauglich! Bis zur Altstadt fand ich fast keine Velowege. Ich schaffte es dann doch noch in die Innenstadt und genehmigte mir bei absolutem Sonnenschein ein wohlverdientes Bierchen.

Die wissen sich wenigstens zu beschäftigen! Die meisten Taxi-Fahrer sitzen jeweils nur rum…
Riga im Schnelldurchlauf
keine einzige Wolke mehr

Da ich bis Riga erst 45km gefahren bin, wollte ich an diesem Abend noch weiter. Ich fuhr noch gut 30km bis endlich die letzten Ausläufer der Vorstadt vorbei waren und ich in einem Wald ein schönes wild camp fand. Ich schlug das Camp erst gegen halb 10 auf und ging mehr oder weniger direkt schlafen, war sehr müde nach dem anstregenden Durcheinander.

Aber nun bin ich eigentlich ziemlich zuversichtlich dass es mit Stockholm klappen wird. Ok, war schon zuversichtlich für Riga, was soll da schon passieren 😉

24.7.2020 Jelgava LV (Tag 52, 3’119km)

54.69km, 108hm, 3:16h, regnerisch und kühl, 17°

Die Frage war ob an die Küste oder auf direktem Weg Richtung Riga. Über die Küste wären es gut 30km mehr und da das Wetter nicht so toll gemeldet hatte, entschied ich mich für den direkten Weg. Auf halbem Weg nach Riga liegt Jelgava. Ich fand ein entsprechendes Apartment und schrieb zusätzlich auch wieder mal einen Warmshowers Host an, hatte ich in letzter Zeit ein wenig vergessen.

Hübsches Zimmer

Wetter war wieder einmal nicht wirklich toll, aber an diesem Tag regnetes es zumindest jeweils nur kurz und hatte auch zumeist Rückenwind.

Coffee break
Chocolate break

Irgendwann am Nachmittag erhielt ich dann eine Meldung von Aija auf Warmshowers dass ich bei Ihnen übernachten könne! Perfekt! In Jelgava fuhr ich noch ein wenig durch die Stadt und schaute mir noch ein paar Sachen an und ging dann zu meine Gastgeber, welche ziemlich nahe zur Stadt ein Einfamilienhaus haben.

Schloss Jelgava

Ich wurde von Aija und den vier Kindern herzlichst begrüsst. Sie zeigte mir erst mal mein eigenes Zimmer und stellte mir dann ein Bier auf den Tisch. Wie Hotel, nur besser. Ihr Mann, Oskars war nicht zuhause, der war an diesem Wochenende auf einem Mountainbike-Event, wo es darum ging, 340 Kilometer in 42h von A nach B zu absolvieren mit 5 checkpoints. Eine Art Orientierungslauf für Biker. Crazy shit, 340km!!

Ich konnte noch all meine Wäsche waschen und dann kochste Aija mir und den Kindern etwas Leckeres und dann kam die Hiobsbotschaft. Eine Kollegin von Aija erzählte ihr am Telefon etwas von Quarantäne für Schweizer, welche in Lettland einreisen wollen. Ich konnte es zuerst nicht glauben und Aija rief danach noch das lettische Ministerium an und wurde bestätigt. Seit dem 24. Juli gilt eine 14-tägige Quarantäne für alle Schweizer welche in Lettland einreisen! Das darf jetzt nicht war sein, Nici würde am nächsten Morgen nach Riga fliegen!

Besser als in einem Hotel, eigenes Zimmer mit Bad UND Waschmaschine und Trockner!
Grenzwert in Lettland liegt bei 16 Neuinfektionen auf 100’000 Einwohner kumuliert auf 14 Tage. Wegen 0.3% zuviel, das sind hochgerechnet nur 24 Neuinfektionen zuviel für die ganze Schweiz! Ein einziger Covid-Vollidiot-Partygänger-mit-Symptomen weniger hätte allemal gereicht um unter der Grenze zu bleiben.

Am Vorabend um ca. 21 Uhr vor dem sehnlichst erwarteten Zusammentreffen erfährt man, dass dies nicht geht. Unglaublich, ein einziger Tag und wegen minimal übertroffenem Grenzwert. Brutal. SCHEISS-CORONA!

Bisher wurde ich ja extrem verschont mit den Covid-Problemen an den Grenzen. Aber nun wird es auch für mich etwas komplizierter. Ich habe am selben Abend auch noch erfahren, dass auch in Estland und Finnland eine Quarantäne-Pflicht herrscht für Schweizer. Eine Variante um von „da oben“ wieder nach „unten“ zukommen, wäre ein Fähre von Helsinki nach Travemünde gewesen, das entfällt nun auch.

In dieser Nacht ging ich erst gegen 3 Uhr schlafen. Ich telefonierte mit Nici die halbe Nacht, um eine Lösung zu finden, wie wir uns eventuell trotzdem noch treffen könnten in der nächsten Zeit und ich musste mir überlegen wie es allgemein weiter gehen soll. Es gibt wohl nur eine Lösung, Flucht nach Schweden!

Ich habe ja insgeheim immer gehofft über Schweden wieder in den Süden zu fahren, aber in den letzten paar Wochen sah es nicht mehr so aus. Bis vor etwa einer Woche, wo dann Schweden plötzlich nicht mehr auf der Liste stand für gefährdete Länder und die Fallzahlen stark abnahmen. Dänemark hat zwar die Grenze immer noch nicht offen für etwa die Hälfte der schwedischen Län (Regierungsbezirke), aber jede Woche werden es mehr.