13.8.2020 København DK (Tag 72, 4’377km)

65.48km, 264hm, 4:45h, sonnig, 24°

Ich konnte im Unterstand überraschend lange schlafen und erwachte erst um viertel vor 10. Die Leipziger jammerten etwas über die Kälte in der Nacht, ich hatte nichts bemerkt. Danach noch ein wenig käfelet und dann fuhr ich erst gegen halb 12 los. Das könnte wohl spät werden bis ich in Kopenhagen bin.

Gute Alternative zum Zelt
Super Shelter in respektabler Umgebung

Nach nicht einmal einer Stunde war ich bereits in Helsingborg. Hielt mich nicht lange dort auf und ging Richtung Hafen. Das ging alles so unkompliziert und schnell. Zum Kassehäuschen, bezahlt, eingestanden und kurze Zeit später konnte man bereits auf die Fähre fahren und die fuhr sofort los. Und 20 Minuten später bereits in Helsingør angelegt. Ich war noch etwas länger auf dem Deck um eine Zeitrafferaufnahme zu machen. Der Fahrer des Campers direkt hinter meinem Fahrrad fluchte und flammentierte was das Zeug hält als ich zum Fahrrad kam. Ich winkte im lediglich lächelnd zu. Vielleicht eine Minute hat der arme Teufel verloren von seiner doch so kostbaren Zeit. Ausserdem hätte er das Fahrrad locker umfahren können. Idiot. Beim Zollhäuschen war zwar die Barriere unten, aber nach kurzer Zeit öffnete sie sich und ich befand mich in Dänemark.

Helsingborg
Ready to board
3 dieser Schiffe pendeln non-stop zwischen Helsingborg S und Helsingør DK
Helsingør
Yes, Country #10 oder so

In Helsingør ging ich erst mal Baden und freute mich auf die problemlose Überquerung der Grenze. Wochen zuvor sah dies überhaupt nicht danach aus, als könnte man ohne Quarantäne von Schweden nach Dänemark reisen. Ich fuhr erst gegen 15 Uhr weiter und hatte immer noch über 40 Kilometer vor mir.

…und Kopenhagen ist auch nicht mehr weit!
Verdächtig viele Häuser mit Reetdach (Schilf) der Küste entlang

Der Weg führte dann meist der Küste entlang auf angenehmen Velowegen, aber meist direkt neben der Hauptstrasse. Ich war dann ziemlich froh als der Veloweg in den Wald führte, nicht nur wegen dem Verkehr, war es doch ziemlich warm an diesem Nachmittag.

Strand kurz vor Kopenhagen

Gegen halb Acht schaffte ich es dann doch noch bis nach Kopenhagen und genehmigte mir zur Feier des Tages ein Bierchen in der Innenstadt. Danach checke ich im Hotel Amager ein. Ich buchte gleich zwei Nächte, brauchte wieder mal einen freien Tag. Das Hotel gefiel mir sehr gut, geräumiges Zimmer, schnelles WiFi, sehr günstig und gleich ein Pub im Erdgeschoss welches auf zig Bildschirmen Sport zeigt. Was willst du noch mehr. Am Abend genoss ich einen Championsleague-Abend und schaute mir den Sieg von Leipzig über Atletico an.

Zuerst mal ein kühles Blondes

Dänemark hat übrigens auch Kronen und wie die Erfahrung gezeigt hat, sollte ich wohl besser auch noch an den Geldautomaten.

12.8.2020 Viken S (Tag 71, 4’312km)

74.58km, 262hm, 5:15h, sonnig, 23°

Ich erwachte bereits um halb 6 und döste nur noch ein wenig und stand bereits vor 7 auf. War top motiviert weiter zu fahren. Zuerst ging es noch ein wenig ins Landesinnere bevor die Route wieder mehr oder weniger der Küste folgte.

Torekov

Irgendwann kreuzte ich einen schwarzen Tesla mit Berner Blech. Ich rief ihm zu „Was machsch de du da?“ und er antwortete: „Cha ja nid sii, scho wieder! Gad vor 2 Minute scho Bärner troffe!“. Wir unterhielten uns ein Weilchen und er erzählte mir dass 200m weiter zwei Berner Frauen mit ihren E-Bikes Probleme hätten den Reifen aufzupumpen, ich soll doch mal schauen gehen, er habe keine Ahnung von Fahrrädern. Also ging ich hin und da standen bereits zwei junge deutsche Mädels die versucht haben zu helfen. Ich fragte dann „chani euch irgendwie häufe?“ und dann ging das Gelächter los. Es handelte sich um ein E-Bike mit Dunlop-Ventilen und mit denen hatte ich gar keine Erfahrung. Ich kenne nur die Schrader-Auto-Ventile (wie bei meinem Velo) und die französischen Sclaverand-Ventile (wie bei den meisten Mountainbikes). Sie behauptete dass ihr schwedischer Freund diese mit ihrer Pumpe aufpumpte. Ich versuchte auch kurz, ohne Erfolg. Dann kam nochmals eine deutsche Familie dazu und der Vater führte ein Verbindungsstück vom Dunlop- auf das Auto-Ventil mit sich, mit dem ging es ohne Probleme und schenkte der Frau gleich das Verbindungsstück. Wie ich jetzt gerade nachgelesen habe, müsste eine normale Pumpe wie für die französischen Ventile auch funktionieren. Egal…

Kann doch nicht so schwierig sein einen Pneu aufzupumpen!

In Ängelholm sah ich einen asiatischen Street Food Stand. Musste ja noch die letzten Kronen loswerden. Dann die Ernüchterung, die nehmen nur Kreditkarte! Street Food wohlgemerkt! Ich liess es dann sein und musste mich entscheiden, ob ich direkt Richtung Helsingborg fahre, oder auch noch entlang der zweiten Halbinsel. Die Route ist so schön, ich entschied mich für die Halbinsel entlang der Kattegattleden. Auf einer Kreuzung hielt ich an und ein Däne fragte mich, ob er helfen könne. Und als er mir den Weg erklärte, päng und pfffff. Einen Platten. Das Rad war nicht mal in Bewegung! Und der Däne nur lapidar: „Shit happens…“. Diesmal benötigte ich nur noch die Hälfte der Zeit wie das letzte Mal und löste auch das Kabel des Nabendynamo vorher und musste auch die Taschen hinten nicht entfernen.

Platten #2
Die Reperaturarbeit wurde halbiert in der Zeit

Gegen 18 Uhr hatte ich einen Plan. Zuerst baden gehen, danach in Viken ins Restaurant die letzten schwedischen Kröten verballern und dann zu einem öffentlichen Unterstand am Strand ein paar Kilometer weiter, welchen ich auf Google fand. Toller Plan.

Idealer Platz um Baden zu gehen

Im Restaurant Vikens Hamnkrog bestellte ich Burger mit Fritten und ein Bierchen. Leider reichten die Kröten nicht ganz und ich musste noch mit Kreditkarte nachbezahlen, das war eigentlich nicht der Plan 😉

Unfassbar leckerer Burger! Wenn jemand mal in Viken essen geht, kann ich auf jeden Fall empfehlen

Nach dem Sonnenuntergang kam ich dann beim Unterstand an. Da waren schon ein paar Leute und ich fragte ob es denn auch noch ein Plätzchen für mich hätte. Kein Problem! Und woher kamen sie? Natürlich, aus Deutschland. Die sind einfach überall die Deutschen 😉 Die drei jungen Leipziger sind seit paar Wochen unterwegs von Zuhause Richtung Oslo.

Der nimmermüde Til am Kochen

War ein sehr gemütlicher Abend mit Rebekka, Matthias und Til. Leider waren die sehr sympatischen Leipziger in die „falsche“ Richtung unterwegs, wäre bestimmt cool gewesen noch ein Weilchen mit ihnen zu fahren.

Doch noch mal Lagerfeuer…

Tja, das war bereits der letzte Abend in Schweden! Nach genau 2 Wochen Schweden gehts ab nach Dänemark…

11.8.2020 Torekov S (Tag 70, 4’237km)

58.80km, 276hm, 4:13h, schön, wenig wind, 26°

7m²-Chrömeli in Halmstad

Meine Route führte von Halmstad den ganzen Tag dem Kattegattleden nach. Das wusste ich zu dem Zeitpunkt noch nicht, erst als ich immer wieder die Beschilderungen sah, ging ich mal googlen. Der Kattegattleden ist die erste offizielle Veloroute Schwedens und führt von Göteborg bis nach Helsingborg über 390km Küstenwege.

Halmstad
Kattegattleden, erster offizielle Veloroute Schwedens

Etwa nach 40 Minuten bemerkte ich eine Karte in Kreditkartenformat in meiner Hemdtasche. Mist, scheiss Hotel-Keycard vergessen abzugeben! Im Mail sah ich dann auch schon eine entsprechende Mitteilung des Hotels. Ich rief dann an und sie fragte mich wo ich sei. Will sie die Karte abholen, oder was? Ich sagte, ich sei in südlicher Richtung gefahren. Sie sagte mir dann, dass ich die Karte in Mellbystrand abgeben kann, dort hätten sie ein zweite Unterkunft. Puh, Glück gehabt. Zurückfahren war keine Option. Solche Sachen können teuer werden, auch wenn es ja heutzutage kein Problem ist eine Keycard zu sperren und eine neue zu programmieren.

Glück gehabt konnte ich die blöde Keycard doch noch abgeben

Meine geplante Route wäre bis Bastad gegangen dann auf direktem Weg über einen 200 Meter hohen Hügel nach Ängelholm. In Bastad stellte ich die Navigation dann ab und versuchte den Wegweisern des Kattegattleden zu folgen entlang der Halbinsel. Einmal verpasste ich wohl eine Abzweigung und kämpfte mich dann auf eigene Faust durch.

An diesem Tag kam ich wieder kaum vom Fleck. Hielt zig Male an zum Baden, Drohne steigen lassen, Brombeeren essen, Fotografieren, Picknicken. Macht einfach riesigen Spass diese Route.

Bastad
Überall gibt es lecker Brombeeren
Blick zurück auf den happigen Aufstieg. 120 Höhenmeter. Zum Teil über 10% Steigung, da kommst du ins Schwitzen
Blick auf die Halbinsel
Einfach nur wunderschöne Gegend

Ich schaffte es dann nur bis Torekov, am äussersten Rand der Halbinsel. Ich ging zum Campingplatz dort und die verlangten tatsächlich noch mehr als alle anderen zuvor. 320 SEK für mein Zelt, 35 Stutz! Mist, jetzt haben sie mich doch noch gekriegt. Erstens habe ich noch ziemlich viele schwedischen Kronen die ich nächstens verbrauchen sollte. Und zweitens wollte ich unbedingt eine Dusche. Zudem verfügt dieser Camping über Waschmaschine und Restaurant. Dies bewegte mich die horrende Summe zu bezahlen. Erst im Nachhinein stellte sich heraus, dass sie kein Waschpulver verkaufen und bis ich im Supermarkt welches gekauft hätte, wäre die Reception geschlossen gewesen. Und das Restaurant war auch geschlossen. Tja, die Wäsche muss weiterhin warten und ich durfte wieder notdürftig das Nötigste von Hand waschen.

Aber der Camping war voll in Ordnung. Nicht mehr ganz so viele Leute, viel Schatten und eine saubere Anlage. Zeit mal wieder richtig zu kochen und chillen. Zudem hatte ich vorgängig noch kühles Bier gekauft im Supermarkt 😉

Teuerster Camping aller Zeiten

Das war wiederum ein wunderbarer Tag. Genau so stellt man sich eine schöne Radreise vor 🙂

10.8.2020 Halmstad S (Tag 69, 4’178km)

80.71km, 402hm, 5:12h, bedeckt, 21°

Ich stand bereits um 7 Uhr auf und entschied mich, nicht erst noch zu waschen um 9 Uhr. Denn für den Nachmittag hatte es Gewitter gemeldet und da ich so früh auf war, wollte ich mal losfahren.

Ich fuhr von Dorf zu Dorf. War nicht sehr spektakulär, aber doch ganz ok mit dem wenigen Verkehr. Es sah bereits am Mittag verdächtig nach Regen aus und als ich an einer Bushaltestelle rastete, fing es auch gleich an zu regnen, aber nur kurz. Das Schlecht-Wetter war dann immer ein wenig voraus und es blieb dann fast den ganzen Nachmittag trocken, durfte einfach nicht zu schnell fahren, man hörte es auch immer wieder donnern und die Strassen waren nass. Aber hinter mir war es blau und hatte so leichter Wind von schräg hinten.

Glück gehabt mit dem Wetter

Ich suchte lange nach einer geeigneten Unterkunft, wusste nicht recht wohin. Hatte auch eine innerliche Unruhe irgendwie an diesem Nachmittag. Das unbeständige Wetter tat sicherlich auch seinen Beitrag dazu. Wollte auch mal Airbnb ausprobieren, sah da einen Wohnwagen den man benutzen konnte und inklusive Waschmaschine im Wohnhaus! Dort fragte ich nach, ob die Waschmaschine denn wirklich auch frei sei und die Frau teilte mir mit, dass es genau heute nicht ginge. Auch 2 Warmshower-Hosts in Halmstad gaben mir eine Absage. Fand dann ein Hostel in Halmstad. Ursprünglich wollte ich nicht bis Halmstad, da fast zu weit, aber spulte dann die übrigen 40km einfach ab.

Hatte so ein 7m² kleines Einzelzimmer-Chrömeli mit Gemeinschafts-Bad. Mein ganzes Gepäck hatte kaum Platz.

Hostel in Halmstad

Waren ziemlich unspekatuläre 80km, aber sehr angenehm zum Fahren, bedeckt und knapp 20° und vorallem keinen Gegenwind, so kommt man gut voran.

Mit Halmstad hatte ich nun auch die Westküste Schwedens erreicht. Nun werde ich einige Tage der Küste entlang fahren und schon bald geht es nach Dänemark!

9.8.2020 Smålandsstenar S (Tag 68, 4’098km)

64.04km, 337hm, 4:10h, sehr heiss und schön, 31°

Als ich um 7 Uhr erwachte, stand ich gleich auf und begutachtete mein in der Dunkelheit gewähltes wild camp. Perfekt! Dann kam auch schon die Sonne zwischen den Bäumen hervor. Unheimlich schöne Stimmung. Fuhr dann bereits vor 9 Uhr los.

Morgenstund hat Gold im Mund

Um 11 Uhr hatte ich bereits 30km hinter mich gebracht und machte bei einem schönen See etwas länger Rast und unterhielt mich mit einem schwedischen Töfffahrer. Da bin ich lieber mit dem Velo unterwegs als mit dem Töff bei dieser Hitze!

Västerbottensost, hammer lecker würziger schwedischer Käse

Danach kamen ein paar happige Aufstiege bei brütender Hitze. Ok, hier wäre der Töff nicht so schlecht gewesen… In Anderstorp ging ich einkaufen und fand im Coop mal wieder ein kühles Leicht-Bierchen. Die haben sogar fast die gleichen Coop-Körbli 😉

Coop-Sonntags-Zvieri

An diesem Tag fuhr ich fast ausschliesslich Strassen entlang, aber bei so wenig Verkehr machen die richtig Spass und kommst schnell vorwärts.

Bereits um 15 Uhr kam ich auf dem Camping in in Smålandsstenar an hatte somit mein Etappenziel bereits erreicht. Ich wollte noch Wäsche waschen, dieser Camping verfügt über eine Waschmaschine, dann bleibt noch genügend Zeit um diese noch draussen trocknen zu lassen. Ich ging mit dem vollen Wäschekorb zur Reception und die gute Frau meinte dann, dass es heute nicht mehr geht, sie sei selber am waschen. Es ginge erst am nächsten Tag um 9 Uhr. Na toll…

Hörsjöns Camping

Ich blieb dann trotzdem auf dem Camping. Bei einem Cabin befanden sich an der Aussenwand zwei Steckdosen, welche ich natürlich gleich anzapfte, nach 2x wild campen war fast wieder alles leer. Somit hatte ich genügend Saft um noch zu bloggen, ohne den Platz verlassen zu müssen.

8.8.2020 Skillingaryd S (Tag 67, 4’034km)

73.48km, 444hm, 5:19h, schön und heiss, 30°

Es war bereits sehr heiss als ich um ca. 10 Uhr losfuhr. Die 25km bis nach Jönköping verliefen noch ein wenig durchs Hinterland wieder mit schöner Aussicht auf den Vättern.

Morgentliches Chaos
Einer von unzähligen „kleinen“ Seeli
Vättern

In Husqvarna, kurz vor Jönköping kam ich direkt an den Beach und freute mich auf die Abkühlung im See. Gab schliesslich ja schon einen Tag vorher keine Dusche, deshalb kam der See auch gelegen. War sehr kühl, aber herrliche Abkühlung und ich fühlte mich wie frisch geduscht.

Super Abkühlung

Ich fuhr dann entlang des kilometerlangen schönen Sandstrand von Jönköping. Es war Samstag und auf der ganzen Länge gut besetzt. Danach kamen ziemlich happige Aufstiege und das in der frühen Nachmittagssonne. Die Strecke führte dann ewigs durchs Industriegebiet von Jönköping. Lagerhalle an Lagerhalle, wollte nicht mehr aufhören.

18° wäre für mich normalerweise auch zu kalt
Kilometerlanger Strand von Jönköping
Maximal 5.5 Bar wählbar, perfekt! Habe zu lange gewartet, hinten hatte ich nur noch 3.5 Bar.
Zwischendurch mal noch ein weiterer kleiner Meilenstein

Dann kam endlich wieder ein Waldstück mit Schotterpiste. Zum Teil waren die Steine aber so grob, dass ich sicher war, dass gleich ein Reifen platzt. Genau 1h vorher habe ich wieder mal aufgepumpt, tolles Timing. Aber nichts passierte. Diese Schwalbe Marathon Reifen sind schon klasse, bisher blieb es immer noch nur bei einem Platten.

Dann kam ich wieder auf die „Hauptstrasse“ und nur ca. alle 5min kam mal ein Auto. In Lettland wäre dies bestimmt nur eine Schotterpiste gewesen, aber in Schweden wird grosszügig asphaltiert.

Absolut kein Verkehr

In Vaggeryd wollte ich auf den Camping. Die verlangten tatsächlich 250 Kronen (28 Stutz) für ein mikriges kleines Zelt, wieder gleichviel wie für ein Monster-Camper! Vergiss es, nicht mit mir!! Es war zwar bereits 18 Uhr und etwas anderes finde ich bestimmt nicht mehr. Also nutzte ich den Seezugang vom Camping und ging nochmals baden und zog frische Kleider an.

2. Mal baden

Dann ging ich zum Asiaten Grill & Wok ins Städtli und genoss ein köstliches Curry! Die Kohle war auf jeden Fall viel besser investiert 😉 Ich lud dann noch mein Handy und Akkupack auf, zumindest ein bisschen und fuhr um 21 Uhr weiter. Jetzt muss schnell ein camp her, wird schnell dunkel.

Röd Curry mit Biff

Mit der letzten Helligkeit vom Tag fand ich dann gegen 22 Uhr ein Plätzchen. Ist verdammt schwierig ein passendes Camp zu finden im Dunkeln. Das Zelt dann aufstellen ist absolut kein Problem mit Stirnlampe, aber die Umgebung siehst du nicht mehr.

Reichte nur noch für einen Nightshot

Wieder sehr langer Tag, diesmal sogar 12 Stunden unterwegs, aber war wiederum ein toller Tag. Mit dem Wetter habe ich bisher ziemlich Glück in Schweden, anscheinend war der ganze Juli nicht so toll.

7.8.2020 Ölmstad S (Tag 66, 3’960km)

82.62km, 652hm, 5:54h, sonnig und windstill, 27°

Tolle Morgenstimmung am Vättern

Den Quick-Stop Checkout hielt ich ein und fuhr um halb 10 ins Städtchen. Dort gabs ein tolles Schloss zur Besichtigung, Schloss Vadstena, eine schwedische Renaissanceburg. Es nieselte kurz sogar noch ein wenig, aber danach den ganzen Tag schönes Wetter und vorallem windstill! Zumindest fast.

Danach folgte die Route den Vättern-Velorouten um den See. Zwar ziemlich hügelig, aber diesmal störte mich das überhaupt nicht, war eine wahre Freude ohne Wind.

Schloss Vadstena

In Hästholmen nach ca. 30km kam der Weg wieder an die Küste und ich ging erst mal ins Café und lud mal wieder meine Geräte auf. Ständig immer nur in wild camps und auf Campingplätzen ist es manchmal effektiv schwierig die Geräte am Leben zu halten. Mittlerweile habe ich ein geschultes Auge, wo sich die Steckdosen jeweils verstecken.

Hästholmen

Danach ging es richtig in die „Berge“. Sehr hügelig, mit felsigen Wiesen und Wäldern. An sehr vielen Bauernbetrieben und kleinen Weilern vorbei. Wunderschöne Gegend.

Gibts in Schweden noch Einhörner? Dachte die wären ausgestorben?
Sieht aus wie in den Bergen, dabei ist es nur auf ca. 250 m.ü.M
Guck nur…
uiuiui, wie sieht den der aus…
Sicht auf Vättern, höchster Punkt
Wunderbare Gegend, herrliche Aussicht

Nach ein paar tollen Aussichtspunkten auf den Vättern ging es wieder runter an den See bis nach Gränna. Mein vermeintliches Tagesziel. 68km bis hierher. Im System Bolaget wollte ich mal ein „richtiges“ kühles Bier holen, aber nichts Gekühltes. Danach in den ICA Supermarkt, auch nichts. Erst im Coop wurde ich fündig 😉

War mir aber trotzdem nicht sicher, ob ich in Gränna bleiben soll. Der Camping ist wohl wieder im gleichen Stile wie in Vadstena, muss ich nicht unbedingt haben. Als ich mit einem anderen Tourenfahrer ins Gespräch kam, erzählte er mir in gebrochenem Englisch, dass der Camping ausgebucht sei. Ok, auch gut, nimmt mir die Entscheidung ab, weiter gehts. Das war übrigens der erste Schwede der nur gebrochen englisch sprach, ansonsten spricht absolut jedermann englisch! Macht das Ganze schon viel einfacher. Und wenn ich es mir recht überlege, war der möglicherweise gar kein Schwede, habe ihn gar nicht danach gefragt 😉

Nach Gränna ging es gleich wieder ins Hinterland in die Berge. 15km und 250 Höhenmeter später hatte ich genug für den Tag, schliesslich war es bereits fast 20 Uhr. Ich fand ein Plätzchen auf einer Wiese eines Bauern. Das erste Mal dass ich in Sichtweite zu Häusern rastete, aber wollte nicht mehr länger suchen.

Was für ein Tag. Über 11 Stunden unterwegs und nie wirklich müde. Das war von der Szenerie und vom Wetter und Allem einer der besten Tage bisher.

6.8.2020 Vadstena S (Tag 65, 3’877km)

68.15km, 297hm, 4:53h, starker gegenwind, gefühlt heiss, 25°

Leider blieb der Regen in der Nacht aus. Schade, hätte es gerne gesehen, dass ich die richtige Entscheidung getroffen habe 😉 Ich fuhr dann um 10 Uhr los, wollte eigentlich noch früher, da es in den nächsten Tagen immer wärmer werden soll. Wäre viel angenehmer am Morgen zu fahren, aber einen Wecker werde ich sicher in diesen Ferien nicht stellen.

Skjutbana-Unterstand war super, leider kein Regen

Nach kurzer Fahrt kam ich nach Linköping, habe ich aber nur gestreift und fuhr an endlos vielen Einkaufscentern vorbei. Unglaublich dieser Konsumwahn.

Velo-Kreisel innerhalb Auto-Kreisel. Clever!
Unglaublich, sogar IKEA gibt es hier!
Sehr viele Häuser haben schon geschmückte Einfahrten an der Hauptstrasse

Kurz einmal nach Linköping kam ich zum Göta-Kanal. Habe am Vorabend gelesen, dass dies noch schön zum Fahren sei. Der Schotterweg folgte dann für 15km diesem Kanal. Sehr angenehm zu fahren und ziemlich beliebt. War ganz nette Abwechslung.

Beim Göta-Kanal gab es etwa 5 solcher Schleusen
Sehr beliebtes Ausflugsziel

Da der Wind beim Kanal etwas wenier blies, übte ich mich wieder mal mit gleichzeitigem Drohnefliegen und Velofahren. Nicht ganz einfach und um ein Haar hätte ich sie im Kanal versenkt. Den die Blätter der Äste dich ich mit den Rotorblättern bereits abrasierte, hingen über dem Wasser. Ich sollte wirklich erst nur auf offenem Gelände üben, bis ich es bisschen besser behersche. Zudem übte ich, dass sie hinten nach fliegt. Ist natürlich idiotisch wenn du sie nicht siehst. Besser ist, wenn sie vor dir rückwärts fliegt.

Nach dem Kanal ging die Route Richtung Westen und voll in den starken Gegenwind. Zudem sehr heiss und kaum schattige Abschnitte. Kam sehr schleppend vorwärts und der Kilometerzähler zeigte irgendwie immer gleich viele Kilometer an. Wollte bis zum Vättern, ein See mehr als dreimal so grosswie der Genfersee.

Eingangs Vadstenas kam endlich das Camping-Schild: noch 1km. Und gleich nach dem Schild schon die ersten Caravan und Wohnmobile. Muss wohl noch ein anderer Camping sein, aber nein, ist derselbe! Man, wo bin ich da gelandet, der platzt ja aus allen Nähten. Na gut, mal zur Reception. Die wollten tatsächlich 310 Kronen für mein kleines Zelt, das sind ca. 34.-! Da gibt es kein Zeltplatz, nur Stellplätze. Und egal was du da draufstellst, Caravan mit Hauszelt und 7-köpfiger Familie mit Hund, Katze und Kegel oder nur ein Biwak mit Plache und Schnur für eine Person, kostet 310 Kronen. Als der alte Schwede mein Gesicht sah, bot er mir noch den Quick-Stop an. Müsse bis 18 Uhr warten und am Morgen um 10 Uhr das Feld räumen, dann kostets „nur“ 180 Kronen, also 20 Stutz. Na gut, das geht. Deal.

Stellplatz #12. Hat gerade so gereicht für mein ganzes „Pagasch“
du denkst du wärst am Meer, so gross ist der See

Die Schweden machen diesen Sommer ihre Ferien in ihrem eigenen Land, das kann man anhand dieses Campingplatzes gut sehen. Den welches Land will schon die hochansteckenden Schweden bei sich 😉 Das Blatt hat sich aber seit Anfang Juli gewendet. Viel weniger Ansteckungen. Keine Ahnung wie die das machen, den ein Schwede mit Maske habe ich bisher noch nicht gesehen. Immerhin steht meistens überall ein Desinfektionsmittel beim Eingang. Ob Hotel oder Supermarkt.

Aus Folkhälsomyndigheten (krasses Wort), Gesundheitsbehöre Schwedens

5.8.2020 Linghem S (Tag 64, 3’809km)

78.10km, 5:41h, 578hm, bedeckt mit leichtem regen, westwind, eher kühl, 17°

Auch die letzte Nacht war wieder sehr kühl, aber nun soll es aufwärts gehen mit den Temperaturen. Zudem soll anscheinend der Wind endlich mal etwas abnehmen.

Nach reifer Überlegung entschied ich mich durchs Landesinnere von Schweden zu fahren. Da gibt es einen grossen schönen See, der Vätternsee, soll sehr schön sein. Also plante ich mal Richtung Linköping.

Nach 15km und bereits 200 Höhenmeter kam ich zur nächsten Fähre, diesmal hatte ich aber weniger Glück, verpasste ich diese doch knapp.

Gratisfähre

Ich fuhr dann den ganzen Nachmittag durchs schwedische Hinterland und suchte vergebens nach einem Restaurant. Wollte ich doch mal wieder meine Geräte aufladen, denn beim letzten Camping gab es nicht wirklich Gelegenheit, ausser auf dem WC. Ich musste dann googeln und das beste was ich fand, war ein Restaurant bei einem Golfplatz, ca. 1km abseits meiner Route. Dort ging ich hin und lud alle meine Geräte auf und bloggte noch ein wenig.

Ganz einfach Å
Endlich Geräte aufladen

Erst gegen 18 Uhr fuhr ich bei leichtem Regen Richtung Linköping. Wusste definitiv nicht wo ich landen würde, denn bis dort sind es immer noch fast 40km und die Hotels sind nicht gerade billig. Ich entschied mich fürs wild campen und fuhr einfach noch ein wenig. Möglicherweise bleibt es nicht ganz trocken in der Nacht, aber was solls, hauptsache beim Aufstellen regnet es nicht.

Ich schaute mich schon die ganze Zeit um, für ein geeignetes Nachtlager, aber die Gegend war schon ziemlich bewohnt und nicht ganz einfach etwas zu finden, als ich per Zufall beim Austreten einen kleinen verlassenen Unterstand sah mit Sitzgelegenheit! Ich wusste sofort, da bleibe ich. Ist zwar sehr nah an der Hauptstrasse und die Eisenbahn ist auch gleich nebenan, war mir aber egal, hauptsache trocken. War dies doch ein guter Kompromiss zwischen Hotel und wild camp.

Perfekter Unterstand

Da stand etwas von Skjutbana und fand heraus, dass dies zu einem Schiessplatz gehört. Die werden bestimmt nicht mehr auftauchen an diesem Abend. Ich kochte mir noch ein paar Nudeln und ging früh schlafen und hoffte, dass es in der Nacht regnen würde 🙂

Es gab wieder mal italienisch

Es gab an diesem Tag wieder mal kein Bier und das ist gut so. Das letzte Mal fuhr ich am Mittag an einem Supermarkt vorbei. Supermärkte dürfen übrigens nur Leichtbier verkaufen mit maximal 3.5% Alkoholgehalt. Zudem ist dieses selten gekühlt. „Richtiges“ Bier gibt es in Schweden nur in Systembolaget-Warenhäuser zu kaufen. Die haben das alleinige Monopol und gehören dem Staat. In den Restaurants gibt es natürlich auch Alkohol, aber das ist wie in allen nordischen Ländern nicht ganz billig.

4.8.2020 Nävekvarns S (Tag 63, 3’731km)

87.78km, 591hm, 6:02h, ideales wetter, wenig wind, 21°

Die Nacht im Zelt war sehr kühl, nur etwa 8°, was mit dem Schlafsack doch eher knapp ist ohne zusätzliche Kleidung. Auch wenn bei meinem anscheinend die Komfortlimite bei 5° liegt, aber die ist ja erfahrungsgemäss von irgendwelchen Warmblütern gemessen worden, welche nie kalt kriegen.

Fuhr dann bei idealen Bedinungen los und es ging durch viele Wälder, der Küste und schönen Seen entlang. War ein wunderbarer Tag zum Radfahren, so richtig zum geniessen. Auch der Wind zeigte sich ausnahmsweise von der schwächeren Seite, wenn auch von der falschen.

Schöne Strassen zum Fahren, praktisch kein Verkehr
Ich trage erst seit kurzem wieder Sonnenbrille, jetzt habe ich die Sonne meist im Gesicht
Getreidefelder sieht man nicht mehr lange, viele Felder wurden bereits gemäht

Erst nach 60km, in Nyköping, kam ich das erste Mal bei einer Einkaufsmöglichkeit oder bei einem Restaurant vorbei! Zum Glück führte ich wie immer genügend Proviant und Wasser mit.

Nyköping

Um ca. 18 Uhr kam ich im Camping in Nävekvarns direkt an der Meeresküste an. Nach fast 90km und 600 Höhemeter doch eher früh, da ich mittlerweile sagen kann, dass ich über den Daumen gerechnet immer so 1 Stunde brauche für 10 Kilometer, inklusive Pause versteht sich. Sprich bei 90 Kilometer muss ich 9 Stunden einrechnen und diesmal brauchte ich „nur“ so 7.5h. Mit Müdigkeit ging auch noch gut, waren einfach perfekte Bedingungen.

Schöne Lage, aber ansonsten mittelmässiger Camping
Süss- und Salzwasser wechselt in Schweden sehr oft, meist hat man keine Ahnung ob man an einem See oder am Meer ist 😉

Jetzt muss ich mich entscheiden, ob der Küste entlang oder durchs Landesinnere. Der Küste entlang ist zwar etliches mehr an Kilometer, aber weniger Höhemeter und vice versa…