23.8.2020 St.Pauli D (Tag 82, 5’000km)

54.56km, 154hm, 4:11h, bedeckt mit leichtem regen, nerviger gegewind, 18°

Bis hierher war ich ja immer noch auf dem Weg nach Hamburg, in der Hoffung, eventuell Andi zu treffen. Ich kommunizierte mit ihm, wann genau er denn Zuhause wäre. Er würde am Nachmittag in Hamburg ankommen und könnte mich dann am nächsten Tag in Empfang nehmen. Hmm, erst am nächsten Tag, da „verliere“ ich wieder einen ganzen Tag. Er kam ja bereits am 15. August am Nordkapp an und danach nahm er die 4-tägige Schifffahrt mit Hurtigruten nach Bergen, danach Zugfahrt nach Oslo, dann Fähre nach Kiel und danach wieder mit dem Zug nach Hamburg. Ich studierte ziemlich lange was ich soll, entschied ich dann aber Richtung Westen zu ziehen. Wäre möglicherweise etwas zu stressig da noch 2-3 Tage in Hamburg zu verbringen, da ich noch durch ganz Holland fahren wollte. Zudem hatte ich irgendwie keinen Bock auf Grossstadt. Ich plante auf Komoot ein Route Richtung Bremerhaven und fuhr los.

Da fuhr ich noch in westlicher Richtung

Es ging mir aber nicht aus dem Kopf, dass es doch noch cool wäre Andi nochmals zu treffen. Und nach ca. 9 Kilometer änderte ich meine Meinung, brach die aktuelle Tour ab und plante eine Neue bis nach Hamburg.

Sehr schöner Fahrradweg

Ich fuhr dann in gemächlichem Tempo Richtung Hamburg, waren ja nur noch gut 40 Kilometer und Wetter blieb bisweilen trocken.

Mal ein Hotel buchen
Gedenken an die 10 Opfer von Hanau am 19. Februar 2020

Gegen 17 Uhr kam ich beim Hotel Heimat St.Pauli an, welches ich 1 Stunde vorher aussuchte. Vom Preis her waren die Hotels in der Nähe der Reeperbahn einfach die Günstigsten und da noch das Champions League-Finale stattfinden würde an diesem Abend und ich am Kiez wohl am ehesten eine geeignte Bar mit Live-Sport finden würde, liess ich mich da nieder. Der Tacho zeigte 4’997km. Hmm, das geht irgendwie gar nicht, mindestens 3 Kilometer müssen noch her. Also fuhr ich nochmals los und fuhr Richtung Hafen. Es regnete zwar ein bisschen, war mir aber egal.

Hotel Heimat St.Pauli
Endloser Hafen von Hamburg
Na das ist doch ein tolles Plätzchen!

Nach kurzer Fahrt den Hafen runter und bisschen durch den Kiez kam ich dann doch noch auf die magische Marke von 5’000 Kilometer. Das hört sich doch schon nach einer schönen Summe an 🙂

Kiez, Gebiet rund um die Reeperbahn in Hamburg
Schon wieder Tausend mehr?!

Ich checkte im Hotel ein und gegen 8 Uhr lief ich im Kiez bisschen durch die Gassen bis ich eine geeignte sympatische Bar gleich um die Ecke vom Hotel fand. Waren ausschliesslich einheimische Hamburger darin und die waren alle für die Bayern. War zuerst ein bisschen überrascht, aber wenn z.B. Basel international spielt, sind auch alle Schweizer für Basel und dasselbe gilt hier für die Deutschen. Ich war der Einzige der heimlich für PSG mitfieberte.

Nähe Reeperbahn war Preis/Leistung der Hotels einfach am Besten
Astra, was sonst in Hamburg!

Leider gewannen wieder einmal die Falschen (für die Fussballbanausen: Bayern München gewann mit 1:0 gegen Paris St-Germain die Champions League 2020) und blieb dann noch ein wenig in der Bar hangen und trank noch ein zwei Bierchen mit den alten Hansen.

22.8.2020 Bad Bramstedt D (Tag 81, 4’946km)

66.92km, 330hm, 4:47h, bedeckt und windig, 21°

Das war mal ein ziemlich erreignisloser Tag, gibt nicht viel zu erzählen. Am Morgen stand ich vor 8 Uhr auf und packte gleich alles zusammen, war ziemlich frisch diesen Morgen zudem unklar, wann genau es wieder regnen könnte. Als ich losfuhr löste sich die linke vordere Lowrider-Tasche von der Aufhängung und ich suchte ca. 10 Minuten nach der Schraube. Natürlich ein hoffnungsloses Unterfangen eine schwarze Schraube auf dem Waldboden zu finden. Konnte es dann aber mit Kabelbinder notdürftig flicken. Zur Not würde dies auch bis Zuhause halten.

Rendsburg

Die Laune war wieder besser, aber nur bis zum Kaffeautomaten beim Eingang vor einem Lidl. Ich wollte einen Cappucchino, warf 1€ rein, wählte auf dem riesigen Touchscreen den Cappuchino und dann stand da non-stop man solle jetzt den Becher drunterhalten! Hallo, hab doch keinen zur Hand?! Drückte auf Abbrechen und drückte dann den Knopf für die Geldrückgabe. Funktionierte auch nach dem 10. Mal drücken nicht, passiert einfach nichts. Dann war ich so sauer, dass ich mit der Faust auf den Bildschirm haute. Dabei betätigte ich irgendeine Taste und dann kam sofort ein Becher raus mit heisser Schokolade mit Vanillegeschmack. Wollte doch Kaffee! Ironie der Geschichte, 5 Minuten vorher hatte ich eine eiskalte Müllermilch mit Vanillegeschmack gekauft im Lidl…

Das Highlight des Tages war wohl der Fussgängertunnel in Rendsburg unter dem Nord-Ostsee-Kanal.

Tja, das war das Tageshighlight 😉

Ich machte wenig Pause an diesem Tag und spulte die Kilometer nur so runter, obwohl ich die ganze Zeit Gegenwind hatte. Und um 16 Uhr war ich in Bad Bremstedt wo ich nach langer Zeit wieder einmal ein Hotel aufsuchte. Das Letzte war glaube ich in Kopenhagen. Dann kam der Regen und dann wusste ich, wieso ich mich beeilt habe.

Hotel Freese in Bad Bramstedt

21.8.2020 Holzbunge D (Tag 80, 4’871km)

58.10km, 345hm, 4:31h, zuerst regen mit viel wind, später schön, 25°

Leslie machte zum Frühstück ein sehr leckeres Birchermüesli! Dann noch 1-2 von dem Kaffee aus der Siebträgermaschine mit etwas Kardamon. So ein leckeren Kaffee hatte ich schon lange nicht mehr getrunken. Ich fuhr dann erst gegen halb 12 los und Leslie gab mir noch Proviant für den ganzen Tag mit. Käsekuchen vom Vorabend, Zwetschgen-Kreusel-Dessert mit Sahne und Sandwiches mit Butter, Salz, Pfeffer, Basilikum und Käse. Danke Leslie, hat alles super geschmeckt!

Sorry Leslie, war mein einziges Foto! Perfekter Kaffee aus der deutschen Siebträgermaschine
Leslie & Haralds Sohn, Nils Wesch, war Kitesurf-Profi

Zum Glück hat der Regen aufgehört, als ich losfuhr, aber der Wind blies mir voll ins Gesicht. Ich fuhr einfach mal in südliche Richtung. Hatte mal Rendsburg im Navi eingetippt, wären ca. 65km. Ab und zu regnete es dann auch, war aber nicht so schlimm. Regenjacke brauchte ich auf jeden Fall nicht, wäre auch zu warm gewesen dafür.

Auch in Schleswig-Holstein gibt es viele Flachsdächer
Ungefähr die 478gste Fähre in Missunde
Die Häärlidiebe werden sich freuen 😉

Am Nachmittag wurde das Wetter im besser aber die Laune wurde immer schlechter. Konnte nicht mal sagen wieso eigentlich. War ziemlich demotiviert weiter zu fahren, am liebsten hätte ich Zelt irgendwo aufgestellt und direkt schlafen gegangen. Wohl bisschen den Koller nach den tollen Tagen in Dänemark, auch war hier das Fahren eher langweilig von Dorf zu Dorf. Und immer dieser SCHEISS GEGENWIND! An den konnte ich mich bisher immer noch nicht gewöhnen.

…doch noch Wildschweine gesichtet…

Ich fuhr dann 10km vor Rendsburg irgendwo in den Wald stellte mein Zelt auf. Die Wetterprognosen waren eher zwiespältig, hatte aber keinen Bock mehr nur noch einen Meter weiter zu fahren.

Suche jöö!

Ich kabelte noch mit Nici und wollte früh schlafen gehen, aber die Gewitter, welche über mich zogen, hielten mich bis 23 Uhr wach. Danach blieb es aber zum Glück trocken.

20.8.2020 Voldewraa D (Tag 79, 4’821km)

68.02km, 508hm, 5:08h, bedeckt, 20°

Der 2. Tag in Folge wo ich vom Wecker erwachte. Ich packte sofort alles zusammen, Kaffee musste warten bis auf der Fähre.

Nettes Buchencamp
Hafen von Søby

Nach der gemütlichen einstündigen Fahrt nach Fynshav aufs Festland von Dänemark, mit Kaffee und Tagebuch schreiben, ging es los Richtung Sonderborg. Aber bereits nach ein paar Minuten merkte ich, dass ich Luft verliere beim hinteren Reifen. Na toll, schon wieder, kann aber kein Zufall sein! Da die Luft nur langsam verloren ging, pumpte ich nochmals auf um ein geeignetes Plätzchen zum Reparieren zu suchen. Bei einem Supermarkt musste ich zuerst den Schlauch vom Vortag flicken, hatte ich natürlich noch nicht gemacht. Ich überprüfte dann den Reifen und fand einen Dorn in der Innenseite des Reifens. Aussenseite hatte ich geprüft, aber man lernt immer etwas dazu.

Nicht schon wieder!
Scheiss Dorne!

Es sah den ganzen Tag immer wieder nach Regen aus, aber bis auf ganz feinen Regen blieb es zum Glück trocken. Trotz der relative hügeligen Gegend kam ich gut voran und nach der Stadt Sonderborg kam dann bald einmal die Grenze. Ich überquerte die Grenze auf einem Fussweg bei Velofahrverbot und von der dänischen Polizei gesperrte Brücke. Da ich nicht wusste wieso man da nicht überqueren sollte, ignorierte ich die Verbote und war 75 Tage nachdem ich in Schaffhausen über die Grenze ging, wieder in Deutschland! War irgendwie komisches Gefühl, kann es aber nicht beschreiben.

Sonderburg
Gesperrte Grenze

In Flensburg machte ich erst mal Kaffee(!)pause bevor ich die letzten 20 Kilometer in Angriff nahm. Das Flensburger Pilsener musste warten.

Flensburg

Tagesziel war Volderwraa bei Husby. Da wollte ich Leslie besuchen, eine Kollegin von Aline. Sie wohnt zusammen mit Ihrem Mann Harald in einem schönen Einfamilienhaus in Voldewraa auf dem Lande. Harald ist Pilot und war an diesem Abend nicht zuhause, er war irgendwo am Rumfliegen. Ich wurde herzlich empfangen und genoss ein Rundum-Voll-Service inkl. Wäsche waschen, Bierli trinken, lecker Nachtessen, Dessert und Kaffee. War ein sehr netter Abend. Unglaublich wie einem wildfremde Leute immer wieder verwöhnen.

Voldewraa, mein Tagesziel
Hübsches Haus

19.8.2020 Søby (Insel Ærø) DK (Tag 78, 4’753km)

50.00km, 309hm, 3:48h, schön, 27°

Da mein einziges Ziel für den Tag den etwa 15 Kilometer entfernten Hafen von Søby war, schlief ich ziemlich lange und fuhr erst gegen 11 Uhr los von Ærøskøbing um auf Erkundungstour zu gehen. Ich hatte mir auch überlegt die Insel bereits am Abend zu verlassen, aber die Fähren waren alle ausgebucht. Aber dies wohl nur aufgrund, dass viele Touristen zig Reservationen lösten für verschiedene Fähren, da sie nicht genau wussten, wann sie die Insel verlassen wollen und dies momentan ja kostenlos war. Scheiss Ego-Touris.

Ich fuhr mal zum nördöstlichsten Punkt und da merkte ich, dass es möglicherweise doch mehr Kilometer geben wird, als gedacht. Zudem war es ziemlich heiss. Aber wunderschön!

Nordöstlicher Zipfel von Ærø
Immer wieder schöne Strände

Es gab aber entlang des Weges immer wieder Möglichkeiten für einen Sprung ins Meer.

Verwandte der Freiburger Kühe?

Vom Fahren her habe ich mir den Tag sicherlich etwas lockerer vorgestellt. Quer über die Insel war es auch ziemlich hügelig mit sandigen Abschnitten und immer noch heiss und kurz vor dem Ziel, es waren noch ca. 5km bis Søby, einen Platten, diesmal hinten. Den konnte ich gar nicht gebrauchen, hatte ziemlich hunger und freute ich mich doch auf ein leckeres Nachtessen in Søby.

Wechselte den Schlauch und fuhr dann zur einzigen geöffneten Beiz und genoss eine sehr leckere Pizza. Danach fuhr ich in Richtung Camping, hatte keine Lust mehr ein wild camp zu suchen. Aber kurz vor dem Camping verlief ein kleiner Wanderweg in einen Wald. Als ich dem folgte, wusste ich, dass ich es nicht mehr bis zum Campingplatz schaffen würde und fand ein schönes Plätzchen im Wald. Wollte sowieso nur noch mit Nici kabeln und danach schlafen gehen. Und schon wieder Wecker stellen, die reservierte Fähre würde um 8:30 nach Fynshav fahren.

Das war auch bereits der letzte Abend in Dänemark! Ich kann wohl jetzt schon sagen, dass Dänemark als absolutes Highlight in Erinnerung bleiben wird. Kann ich nur wärmstens empfehlen. Ok, hatte auch nur perfektes Wetter, aber trotzdem. Irgendwie hört man Dänemark als mögliches Reiseland sehr selten in der Schweiz, völlig unverständlich. Die Dänen sind zudem sehr freundlich und mit allen kann man sich bestens in englisch unterhalten. Einziges Manko, es ist ziemlich teuer, aber das ist die Schweiz auch 😉

18.8.2020 Ærøkøbing (Insel Ærø) DK (Tag 77, 4’703km)

106.96km (davon ca. 35km fähre), 270hm, 6:33h (davon ca. 2h fähre), bedeckt, kurzer regen, 24°

Ausnahmsweise musste ich wieder mal den Wecker stellen, denn ich wollte die 8:40er-Fähre zurück auf Lolland erwischen. Das Tagesziel war die Insel Ærø und dazu musste ich 3 Fähren erwischen, deshalb wollte ich mal los. Also stand ich bereits vor 7 Uhr auf und es reichte sogar noch für Kaffee und Tagebuch. Ich fuhr dann noch eine kleine Zusatzschleife auf der Insel Fejø, damit ich sie nicht nur als Schlafplatz missbrauchte und auch noch etwas gesehen habe davon. Ich kam rechzeitig am Hafen an und um 9 Uhr war ich zurück auf Lolland.

Endlich windstill am Morgen
Ganze Insel schön im Überblick

Ich fuhr dann direkt zu den Dodakalitten, welche ich bereits am Vortag aus der Ferne gesehen habe. Ein Kunstwerk aus grossen Steinen, quasi das Stonehendge Dänemarks. Ich war alleine und stellte mich in der Mitte hin und als dann noch mystischen Klänge und sphärische Töne aus allen Seiten hervortönten, kriegte ich Gänsehaut, das fuhr dermassen ein, absolut eindrücklich! Das Projekt startete 2010. Zwölf Skulpturen aus Stein bilden einen Kreis und umschliessen die darin klingende Musik. Bis jetzt stehen 10 von insgesamt 12 Figuren. Ein paar davon sind schon ausgearbeitet, ein paar noch im Entstehungsprozess. Es soll 2025 fertiggstellt werden.

Dodekalitten
Auch ohne Fertigstellung sieht es schon sehr geil aus

Ich fuhr dann im Eiltempo die 27 Kilometer bis Tårs, wo mich die nächste Fähre erwartete. Timing stimmte, kam um 12 Uhr an und um 12:15 fuhr die nächste und zudem begann es gerade zu regnen. War übrigens die erste (und blieb die einzige) Fähre, welche ich bezahlen musste in Dänemark.

Sind einfach fotogen die Dinger. Hätte nichts dagegen mehr davon zu sehen in der Schweiz!
2. Fähre auf die Insel Langeland

Auf der Insel Langeland fuhr ich nur gerade 9km bis ich über 2 Brücken und via der kleinen Insel Siø auf die Insel Tåsinge kam. Als ich merkte, dass ich die 16:05 Uhr Fähre nach Ærøkøbing schaffen würde, reservierte ich mir einen Platz via Webseite. Natürlich kostenlos. Kurze Zeit später kam ich über die nächste Brücke nach Svendborg auf die Insel Fyn von wo aus die Fähre auf die nächste Insel Ærø fuhr.

Svendborg
3. Fähre vom Tag Richtung Insel Ærø

Die ungefähr einstündige Überfahrt war sehr schön und das Wetter machte auch gut mit und kurz nach 17 Uhr war ich bereits auf der Insel! Hätte nie gedacht, dass ich die Insel so früh schon erreichen würde.

Camping Ærøkøbing

Abends um ca. halb 9 wollte ich in der Altstadt essen gehen, aber die meisten Restaurants schlossen bereits um 9 Uhr. Und als ich noch eine fand, die offen hatte, konnten Sie mir keine Mahlzeit mehr anbieten. Als ich aber nochmals nachfragte, ob gar nichts mehr zu haben sei, brachte sie mir Brot mit Aioli, was mir sehr gut schmeckte und auch nicht bezahlen musste, mir aber auch eine unheimliche Knoblauch-Fahne verleite.

Altstadt von Ærøkøbing
Gab nur noch Brot mit Knoblauch-Sauce. Auch gut!

17.8.2020 Insel Fejø DK (Tag 76, 4’596km)

67.68km, 234hm, 4:28h, schön und ziemlich windig, 28°

Sehr netter Camping

Ich verliess den Camping in Vordingborg bereits um 9 Uhr und fuhr über die Masnedsundbroen von der Insel Sjælland auf die kleine Insel Masnedø und von da dann über die 3’199m lange Brücke Storstrømsbroen auf die Insel Falster. Die baufällige 1933 gebaute Brücke wird 2022 durch eine Neue ersetzt. Bei meinem schweren Gepäck war ich nicht sicher, ob sie hält, aber ich kam ohne Zwischenfälle darüber. Zum Glück befindet sich die Brücke nicht in Italien, da wäre die Ersetzung erst für 2072 geplant gewesen.

Storstrømsbroen
Das versteht man doch noch knapp
Nette Aufnahme, leider habe ich knapp nicht aufs Bild gepasst 😉

Nach ein paar Kilometer kam bereits die nächste Brücke und verliess die Insel Falster schon wieder um über die Guldborgsundbroen auf die Insel Lolland zu gelangen. Wenn man mit den Dänen über ihre Herkunft spricht, dann sagen sie immer, von welcher Insel sie kommen und nicht von welchem Ort.

Das dänische Velonetz ist gut ausgebaut

Ich entschied mich dann die Nacht auf einer kleinen Insel zu verbringen und fuhr nach Kragenæs an den Hafen. Ich wählte die Insel Fejø, wo die Überfahrt nur gerade 18 Minuten dauert. Nach Femo wären es 55 Minuten gewesen. Übrigens sind praktisch alle Fähren auf die Inseln für Touristen momentan kostenlos! Um den Tourismus anzukurbeln, sagt man. Mal etwas Positives von Corona 😉

Die Insel Fejø ist nur 16km² gross, also genau gleich wie Ueberstorf. Auf der Fähre sprach ich mit ein paar Portugiesen, die auf der Insel Äpfel pflücken. Die Insel ist voll mit Äpfeln.

Auf welche Insel soll ich? Fejø oder Femo?
Fejø it is

Auf einem von einem Dänen empfohlenen App „Shelter“ fand ich dann relativ rasch ein geeignetes Plätzchen zum Zelten. Das App ist zwar nur auf dänisch, hilft aber trotzdem. Wild Zelten ist in die Dänemark nicht erlaubt, das Jedermannsrecht gilt in Dänemark nicht. Dafür gibt es überall öffentliche Unterstände. Aber ob legal oder nicht, hat mich ja bisher auch noch nie gekümmert.

War dann nicht ganz so toll, wie ich mir das vorgestellt habe. Der Zugang zum Meer war schwierig über einen 2m Abhang und zudem voller Algen. Und der sehr starke Wind hat mich dermassen genervt, dass ich mich bereits um 18 Uhr ins Zelt verkroch um einen Powernap zu nehmen, in der Hoffnung, dass der Wind am Abend aufhört, wie meistens. Dem war nicht so, im Gegenteil, nahm nochmals zu und ich blieb gleich liegen.

Netter Platz mit Feuerstelle gleich am Strand

Breaking news

Übrigens hat Andi, ihr erinnert euch, der 70-jährige Weltenbummler aus Hamburg, das Nordkapp am 15. August erreicht! 4’151km in nur gerade 47½ Tagen! Das ist ein unfassbarer Durchschnitt von 87km pro Tag. Keine Ahnung wie der das gemacht hat. Chapeau alter Mann! 🙂

4’151km ans Nordkapp in knapp 48 Tagen, das ist eine unglaubliche Leistung, vorallem mit seinen 70 Lenzen!

16.8.2020 Vordingborg DK (Tag 75, 4’528km)

72.42km, 319hm, 4:41h, schön, windig, 28°

Ich erwachte sogar noch vor dem Wecker um 4:45 und schnappte mir Kaffeekocher, Tagebuch und mein ganzes technische Equipment und begab mich auf den Felsvorsprung. Wow, blutroter Sonnenaufgang direkt über dem Meer, was willst du noch mehr.

Kurz vor dem Sonnenaufgang

Ich schaffte es trotz dem Frühaufstehen erst nach 9 Uhr auf den Weg. Ich quatschte noch ziemlich lange mit einem Dänen, der mir etliche Tipps gab für Unterstände und auf welche Inseln ich mich begeben soll. Zudem wollte die Aussenhülle einfach nicht trocknen und musste sie dann trotzdem noch nass einpacken.

Kategorie dänisch jøøø

Ein paar Kilometer weiter kam ich dann zum touristischen Stevns Klint mit Parkplatz und Verkaufsladen. Übrigens gehört das Stevns Klint seit 2014 zum UNESCO-Weltnaturrerbe. Dort hätte man an den Fuss des Kliffs runtergehen können, aber hatte irgendwie keine Bock dazu und wollte mal ein paar Kilometer hinter mich bringen.

Kirche bei Stevns Klint

Mein Ziel für den Tag war ein Campingplatz in Vordingborg. Der letzte Ort bevor ich die Insel Sjælland verlasse. Sjælland ist mit 7’031km² die grösste Insel in der Ostsee. Von Vordingborg führt die Storstrømsbroen, eine 3.2km alte Brücke, auf die Insel Falster, welche für den nächsten Tag geplant ist.

Gänseturm von Vordingborg

Der Platzwart des Ore Strand Campings schnappte sich sein Fahrrad und zeigte mir ein paar schattige Plätzchen, wo es denn mir gefallen könnte. Sehr sympatisch. War auch der günstigste Campingplatz seit Estland. Leider waren die Aufenthaltsräume wegen Corona geschlossen, da musste halt schon mal die Küche herhalten zum Bloggen und Geräte aufladen.

Kitchen blogging

15.8.2020 Stevns Klint DK (Tag 74, 4’456km)

76.10km, 147hm, 5:12h, sonnig und gegenwind, 28°

Als ich in Kopenhagen um halb 11 losfuhr, machte ich noch einen kleinen Schlenker durchs Christianshavn-Viertel und machte dann noch bei THansen Halt. So ein Autoteil-Händler welcher noch jenste andere Artikel führt, unter anderem auch Camping-Gaz-Kartuschen, denn das ist anscheinend so der einzige Grosshändler in Dänemark, welcher diese Dinger verkauft. In Dänemark und Schweden verwenden sie überwiegend das Primus-System. Glück gehabt, er hatte an Lager.

Freistadt Christiania
Doppelspurige Fahrradstreifen

Ausserhalb Kopenhagens ging es der Küste entlang, aber die Velowege waren immer gleich neben der Hauptstrasse. Es war doch sehr heiss zum Fahren, wenn auch flach, aber leider mit Gegenwind.

Wie es aussieht die letzte Wasserquelle in ganz Dänemark
könnte in Køge gewesen sein, bin aber nicht sicher
Auch in Dänemark endlos viele Windräder

Auf Google fand ich einen öffentlichen Rastplatz wo man auch zelten darf, gleich an der Küste bei weissen Kalkstein-Klippen. Absoluter Hammer-Platz wieder einmal! Schön ruhig, mit vielen Tischen und Bäumen, Grillstellen, öffentliche Toilette und eine Wahnsinns-Ausblick auf die Klippen. Natürlich musste ich hier die Drohne steigen lassen, auch wenn mich ein Däne warnte, dass dies eine militärische Gegend sei. Das war mir Schnulze.

Vom Aussichtsturm aus
So lässts sich doch campenn

Vom Aussichtsturm genoss ich den Sonnenuntergang, kochte noch was und ging früh schlafen. Ich stellte den Wecker auf 5 Uhr, denn die Sonne geht genau über dem Meer auf. So einmal wollte ich den Sonnenaufgang erleben und wenn nicht an diesem Ort, wo dann…

Aussicht vom Felsvorsprung

14.8.2020 Ruhetag in København DK (Tag 73)

Zuerst holte ich mir dänische Kronen im Geldautomaten gleich gegenüber meinem Hotel und fuhr dann zur Prinsesse Vask, einem Waschsalon. Endlich mal wieder alles richtig waschen und nicht nur notdürftig.

Ich musste mir den Automaten von einer Dänin erklären lassen, da alles nur auf dänisch angeschrieben. Geld rein, Nummer wählen, Waschpulver rauslassen, Maschine füllen, Programm wählen und Start. Easy! Nach 5 Minuten habe ich bemerkt dass ich das Waschpulver vergessen habe, das liegt noch im Becher im Automaten! Zum Glück konnte dies oben noch reinschütten im laufenden Betrieb, hat auf jeden Fall sofort zu schäumen angefangen.

Danach Alles in den Industrie-Tumbler. Normalerweise würde ich ja die meisten Kleider nie im Tumbler trocken, aber schmiss alles rein und versuchte es mal mit 20 Minuten. Das war auf jeden Fall viel zu lange, das dampfte richtig gehend und bei meinen Velohosen löste sich der Leim der Hosentaschen von der Hitze.

Scheiss Tumbler, läuft beim Öffnen der Türe einfach weiter
Die Hosentaschen lösten sich im Trockner

Beim Bezahlen offener Rechnungen sah ich eine Salt-Rechnung welche viel zu hoch war, ich hatte extra ein Abo gelöst, welches ich Europaweit unbegrenzt Daten hatte. Ich rief gleich mal bei Salt an und die nette deutsche Frau erklärte mir, dass ich 3.09 Megabyte Daten in Russland bezogen habe, ich hätte voll reingehauen 😉 Und diese 3 Megabytchen kosteten mich sage und schreibe 60 Franken! Ich wusste auch genau wo das passierte, nämlich am Wystiter See in Litauen, damals hatte ich bemerkt dass ich mit einem russischen Netz verbunden war und kappte es sofort, zu spät wie es aussieht. Also lieber Kinder, in der Nähe der russichen Grenze immer schön aufpassen mit dem Roaming.

Von Kopenhagen selber habe ich nicht viel gesehen, aber ich war ja bereits vor einem Jahr dort. Das musste reichen. Ich flickte den Schlauch, pflegte das Fahrrad, leimte die Velohosen, plante ein wenig meine Tour, holte ein paar Tage Blog auf und am Abend zog ich mir den Knüller FC Barcelona gegen Bayern München ein. Leider war das Spiel relativ früh einseitig, aber immerhin gab es Tore en masse…

praktisches Pub zum Bloggen
Vermeintlicher Leckerbissen zwischen Bayer und Barca